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Das Versprechen des Opals

Das Versprechen des Opals

Titel: Das Versprechen des Opals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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in den letzten Wochen. Aber vermutlich brauchte Mr Reed dich in der Nähe, als die Kinder fieberten.«
    Kate zuckte wieder die Achseln und wich Maureens Blick aus. »Es war einfach praktischer, dass ich in der Nähe war«, sagte sie leichthin. »War doch albern, dauernd hin- und herzurennen.«
    Maureen betrachtete ihre Freundin forschend. Irgendetwas an ihr hatte sich verändert – sie wirkte verschlossen, und Maureen hatte den Verdacht, dass Paddy dahinter steckte. Kate wechselte das Thema, wenn man sie zu eingehend befragte, und Paddy hatte mürrisch reagiert, als er von Kates Umzug in eine Kabine der ersten Klasse erfahren hatte. Er hatte versucht, es zu verbergen, aber Maureen hatte sich nicht täuschen lassen, und je mehr er sich mit Henry anfreundete, desto größer wurde ihr Unbehagen.
    Kate zwängte sich in die Lücke neben Maureen und hielt sich an der Reling fest. »Seht euch diese Weite an«, flüsterte sie. »Und wie groß der Himmel ist. Habt ihr je etwas so … so …« Es verschlug ihr die Sprache.
    »Etwas so Großes gesehen?«, schlug Henry vor und lachte. »Oh, Kate«, sagte er liebevoll, »ich bin froh, dass wir uns kennen gelernt haben. Ohne dich hätte die Reise nicht halb so viel Spaß gemacht.«
    Kates Miene verfinsterte sich, und in ihren Augen schimmerten plötzlich Tränen. »Ich werde euch beide vermissen«,schniefte sie. »Aber meine Rechtschreibung ist schon viel besser geworden, und ich verspreche, dass ich jeden Monat schreiben werde, wenn wir uns alle eingerichtet haben.«
    Maureen umarmte sie, und die beiden Mädchen hielten einander fest umschlungen. Es war ganz so wie der Abschied von der Heimat, und der Abschiedsschmerz war beinahe unerträglich. Denn wie Mr Reed und seine Kinder würden auch sie und Henry in Port Philip von Bord der Swallow gehen. Kate würde weiter nach Sydney fahren, wo man ihr eine Stellung als Haushälterin angeboten hatte.
    Sie lösten sich voneinander, und Maureen wollte sich eben wieder der Reling zuwenden, als sie Paddy erblickte. Er stand abseits, und sein Blick ruhte finster und durchdringend auf Kate.
    Sie wollte etwas sagen, als der bohrende Schmerz in ihrem Rücken plötzlich aufflammte. Sie sog die Luft zischend durch die Zähne und griff mit beiden Händen an ihren geschwollenen Leib. Der Schmerz war wie eine Schraubzwinge, die sich immer mehr zuzog, und wurde stärker und stärker, bis er sie ganz ausfüllte und alles andere darin verschwand.
    »Maureen, was ist?«, fragte Henry erschrocken, aber das Tosen in ihrem Kopf war so laut, dass sie ihn kaum noch hörte.
    »Schnell, hilf mir, sie nach unten zu bringen!«, befahl Kate. »Das Baby kommt.«
    Maureen keuchte. »Das kann nicht sein. Es hat noch zwei Wochen Zeit.«
    Sie hatte noch nicht zu Ende gesprochen, als sie etwas Warmes, Klebriges an ihren Schenkeln fühlte. Sie schaute hinunter. Rote Blutstropfen leuchteten auf den ausgebleichten Deckplanken. Sie hatte genug Entbindungen gesehen, um zu wissen, dass ihr Kind nicht mehr warten würde. Ohne Widerspruch ließ sie sich von Henry hinunter zu ihrer Koje tragen, wo sie dankbar auf die harte Matratze sank.
    »Holt den Arzt!«, befahl Kate mehreren Frauen, die neugierig herumstanden und den engen Raum ausfüllten. »Das Kind kommt vor der Zeit, und ich habe so etwas noch nie allein gemacht.«
    Henry war es, der die Treppe hinaufrannte, und Maureen umklammerte Kates Hand, als der Schmerz von neuem einsetzte und in qualvollem Crescendo anschwoll. »Hilf mir, Kate«, keuchte sie. »Ich habe Angst.«
    Kate scheuchte die andern hinaus und hielt Maureens Hand fest. Sie versuchte sie mit sanften, ermutigenden Worten zu beruhigen, aber Maureen hörte nur eine gedämpfte Stimme, die durch den wogenden Schmerz kaum verständlich zu ihr drang. »Es kommt!«, schrie sie. »O mein Gott, es kommt. Tu etwas, Kate! Hilf mir.«
    »Du musst die Knie anziehen und pressen. Hier.« Kate schob Maureen den Stiel eines Malpinsels aus Henrys Farbkasten zwischen die Zähne. »Beiß darauf, und presse wie eine Verrückte!«
    Maureen biss auf den Pinselstiel. Sie verspürte den hysterischen Drang, unter Tränen zu kichern, aber wieder setzte eine Wehe ein, und die Notwendigkeit, das Kind hinauszupressen, war plötzlich das Wichtigste auf der Welt. Sie umklammerte die Knie und zog sie an, bis sie sich zu beiden Seiten ihres Bauches befanden. Sie nahm all ihre Kraft zusammen, richtete sich auf und presste, so fest sie konnte.
    »Braves Mädchen«, ermunterte Kate sie vom Ende

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