Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Versprechen des Opals

Das Versprechen des Opals

Titel: Das Versprechen des Opals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
Vom Netzwerk:
bedeuten, wenn sie sich solche Umstände gemacht hatte. Vor allem, wenn sie der Grund für Jakes Erscheinen auf Bellbird war. Aber das alles erklärte noch nicht die Gebrechlichkeit, das plötzliche Altern ihrer geliebten Mim. »War der Arzt da?«, fragte sie.
    »Zwei Mal in den letzten Monaten. Aber sie hat mir gesagt, es war nur ’ne Routineuntersuchung.« Seine Augen unter den schweren Lidern blickten ernst. »Nach ihrem Sturz durfte ich ihn nicht rufen, aber ich hab sie beobachtet, und anscheinend fehlt ihr nichts.«
    Fiona legte ihm die Hand auf den Arm. »Danke«, sagte sie leise.
    Ein Lächeln ließ sein Gesicht langsam aufleuchten. »Schätze, Mim würde diese Fragerei nicht gefallen, Fiona. Ist ’ne sehr eigensinnige Lady.«
    »Ich weiß.« Fiona seufzte. »Das ist ja das Frustrierende.«
    Miriam zog die Vorhänge vor und lächelte. Armer Frank, dachte sie. Wenn Fiona sich einmal in irgendetwas verbissen hatte, dann hielt sie es fest wie ein Hund eine Ratte. Sie hätte sich denken können, dass sie Frank mit Fragen löchern würde. »Macht nichts«, murmelte sie und begann sich das Haar zu bürsten. »Sie wird alles noch früh genug erfahren, wenn ich mich erst entschlossen habe, die Sache wirklich zu Ende zu bringen.«
    Sie schlug die Decke zurück und stieg ins Bett. Die Schmerzen waren nun immer da, trotz der Tabletten, und mit einem Seufzer der Erleichterung ließ sie sich ins Kissen sinken. DieTage waren zu lang, und die Nächte brachten keine Ruhe. Je eher sie das Rätsel der Spieldose löste, desto besser, denn die Zeit wurde immer knapper.
    Miriam schloss die Augen. Sie wusste nicht, wie lange sie den Schein noch würde wahren können, aber obwohl es ihr zuwider war, alle zu täuschen, hatte sie doch an wichtigere Dinge zu denken. »Das Sterben ist nur eine Frage der seelischen Verfassung«, flüsterte sie. »Halt durch, Mim! Halt einfach durch.«
    Ihre Gedanken kehrten zurück zu den Jahren in Sydney, und als der Schlaf sie endlich übermannte, war sie wieder in ihrer Jugend. In der Zeit des Wiedersehens mit Bridie Dempster.
    Die Jahre in Sydney hatten den Schmerz abgestumpft. Irgendwann hatte Miriam sich damit abgefunden, dass ihr Vater nicht zurückkehren würde. Aber vergessen hatte sie ihn nicht. In den stillen Stunden der Nacht zog sie oft die Spieldose auf, und während die kleinen Figuren sich drehten, dachte sie an die Zeit, die sie mit ihm verbracht hatte. In diesen Augenblicken war er ihr nah, sie hielten die Erinnerung an ihn lebendig, und die Musik spendete ihr Trost.
    Sie und Kate, die die Rolle der Mutter übernommen hatte, hatten sich in Isaacs Haus niedergelassen. Nach australischen Maßstäben war es ziemlich alt. Es war zu Anfang des 19. Jahrhunderts erbaut worden, eines der ersten Backsteinhäuser von Sydney, mit Blick auf das Wasser. Miriam wanderte gern durch die Zimmer und betrachtete die Antiquitäten und die wertvollen Bücher; ebenso gern saß sie am Fenster und beobachtete die Schiffe auf dem Fluss, wenn sie in den Hafen dampften. Das Leben in dieser schönen Stadt war ganz anders als in der Wildnis, und oft wünschte sie sich, ihr Vater hätte diese Erfahrung mit ihr teilen können.
    Kate reiste nicht mehr umher; sie führte das Geschäft von Isaacs Büro aus. Sie hatte dafür gesorgt, dass Miriam Schreiben und Lesen übte und die Bücher studierte, und ihr beigebracht, wie man sich in der vornehmen Gesellschaft bewegt. Als angesehene, reiche Frau wurde Kate oft zu vornehmen Zusammenkünften geladen, und Miriam kam allmählich in das Alter, in dem auch sie in diesen Kreisen verkehren würde.
    Als Miriam fünfzehn wurde, 1909, meldete Kate sie in einer Schule für junge Damen an. Das Institut wurde von zwei ältlichen Schwestern geführt, die aus England gekommen waren, um in Australien Ehemänner zu finden; als es ihnen nicht gelang, begannen sie, die Töchter reicher Kolonisten in Etikette und gutem Benehmen zu unterweisen. Das war keine leichte Aufgabe, und oft verzweifelten sie angesichts der lebhaften Mädchen, die eher auf einer Schafzuchtfarm als im Salon zu Hause waren.
    Miriam verabscheute jede Minute dieser aufgezwungenen Erziehung. Zu ihrem Verdruss hatte sie festgestellt, dass sie keinerlei Talent zum Klavierspielen besaß, als Aquarellmalerin nichts taugte und außerdem im Tanzunterricht zwei linke Füße hatte. Sie fühlte sich eingeengt von einer Disziplin, die sie als überholt empfand. Nachdem sie in den Minencamps jahrelang getan hatte, was sie wollte,

Weitere Kostenlose Bücher