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Das Versprechen des Opals

Das Versprechen des Opals

Titel: Das Versprechen des Opals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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So hab ich zur Abwechslung mal was Ruhe.«
    »Wurde auch Zeit, dass du ein bisschen Arbeit abgibst.«
    Frank war ein wortkarger Mann; er nickte und rauchte weiter.
    Fiona erforschte das lange, wettergegerbte Gesicht unter dem zerknautschten Buschhut und fragte sich, wie alt Frank eigentlich war. Sie kannte ihn seit ihrer Kindheit, und schon damals war er ihr wie ein alter Mann erschienen, aber trotz der verflossenen Jahre wirkte er kaum verändert. »Mim sieht nicht gut aus«, begann sie. »Ich war erschrocken, als ich gesehen hab, wie gebrechlich sie ist.«
    Frank nickte, und nach langem Schweigen nahm er die
    Pfeife aus dem Mund. »Ihr fehlt nichts«, sagte er gedehnt. »Sie wird bloß alt – wie wir alle.«
    Fiona kaute auf der Unterlippe. Dass ihre Großmutter sterblich war, war eine Wahrheit, an die sie sich nicht gern erinnerte. »Fünfundsiebzig ist noch nicht richtig alt«, widersprach sie.
    Seine nussbraunen Augen schauten sie an. »Doch – wenn man diese fünfundsiebzig Jahre hier draußen im Busch verbracht hat«, sagte er bärbeißig. »Und Mim ist nicht die Frau, die es langsamer angehen lässt. Hab sie grad neulich im Stall beim Ausmisten erwischt.« Er grinste, und seine Augenwinkel legten sich in Falten. »Hat mir ’n langen Vortrag gehalten, aber daran bin ich gewöhnt.«
    Fiona stützte die Ellenbogen auf die Knie. Es wurde dunkler, und die Zikaden begannen ihr zirpendes Lied. Der Billabong schimmerte silbrig, die Vögel ließen sich für die Nacht in den Bäumen nieder, und die letzten Gallahs zogen als schwarze Silhouetten vor dem aufgehenden Mond vorbei. Fiona bereute, dass sie die Kamera im Haus gelassen hatte.
    »Wissen Sie irgendwas über diesen Jake Connor?«, fragte sie schließlich. Man durfte Frank nicht mit zu vielen Fragen gleichzeitig bombardieren.
    »’n netter Kerl«, brummte Frank um seine Pfeife herum. »Hab ihn ein oder zwei Mal im Stall gesehen. Schätze, er bleibt Mim nichts schuldig. In seiner Gesellschaft ist das alte Mädchen aufgeblüht.« Das war eine lange Rede für seine Verhältnisse, und er verstummte wieder.
    Fiona bemühte sich, die Geduld zu wahren. Netter Kerl hin, netter Kerl her – sie wollte wissen, warum er hier war. »Hat Mim dir irgendwas über ihn erzählt?«, fragte sie. »Sie verstehen sich anscheinend ausgezeichnet. Er nennt sie schon Mim – als ob er zur Familie gehören würde.«
    Frank schüttelte den Kopf. »Mir sagt sie doch nichts.« Erlehnte sich zurück und legte die Stiefel auf das Verandageländer. »Aber vielleicht hat ’s was mit der Spieldose zu tun.«
    »Mit welcher Spieldose?« Fiona spitzte die Ohren.
    Frank zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Aber sie hat sich mächtig aufgeregt, als sie sie kaputtgemacht hat.«
    Fiona hätte ihn am liebsten geschüttelt. Aber Frank würde ihr schon noch erzählen, was er wusste – auf seine Art und so schnell, wie es ihm passte. Also sprach sie in gelassenem Ton weiter. »Wieso lässt Mim jemanden den weiten Weg von Brisbane hierher machen, nur damit er sich eine kaputte Spieldose ansieht?«
    »Keine Ahnung.«
    Fiona kam sich vor, als rede sie mit einem kranken Pferd. Sie wünschte, Franks Frau wäre noch am Leben. Gladys hätte man wenigstens ein paar vernünftige Worte entlocken können. »Vielleicht ist es ein antikes Stück?« Dieses Stichwort erbrachte keine Reaktion. »Du hast sie doch schließlich gesehen, oder?«
    Frank streckte sich und klopfte die Pfeife aus. »Erstklassige Arbeit, mit Figuren und so«, sinnierte er. »Aber nicht mehr viel wert, nachdem sie sie zerbrochen hat, schätze ich.«
    Fiona begriff, dass er ihr etwas verschwieg, denn er vermied, ihr in die Augen zu schauen. »Wie hat sie sie denn zerbrochen, Frank?«
    Er scharrte mit der Stiefelspitze auf dem Verandaboden. »Ist von der verdammten Leiter gefallen«, knurrte er. Fiona schrie entsetzt auf, und er rieb sich das Stoppelkinn und redete rasch weiter. »Sie hat mir nicht erzählt, dass sie unters Dach klettern wollte. Ich hab ’s krachen hören, und als ich kam, lag sie in der Diele.«
    »Verdammt, Frank«, fuhr Fiona ihn an, »du hättest mich anrufen müssen. War sie verletzt?«
    Er schüttelte betrübt den Kopf. »Nein. Nur ihr Stolz – undsie hat sich den Hintern wehgetan. Wär mir fast an die Gurgel gesprungen, als ich ihr helfen wollte, aber ich hab sie erst allein gelassen, als ich sicher war, dass alles okay ist.«
    Fiona zündete sich eine Zigarette an und rauchte schweigend. Die Spieldose musste Miriam etwas

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