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Das Versteck der Anakonda

Titel: Das Versteck der Anakonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Lilienthal
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Auge tauchte eine Pfanne voller Spiegeleier auf. Im nächsten Moment stürzte er davon.
    »Warte. Nimm das Stück Feuerholz mit dem breiten Ende. Damit kannst du besser graben!«
    Mühsame zwanzig Minuten später war Paul wieder in ihrem kleinen Notlager. Er war voller Sand und sah aus wie das Mädchen im
     Sterntalermärchen, nur dass auf seinem zu einem Beutel hochgezogenem T-Shirt keine Münzen lagen, sondern einige Dutzend kleiner, ovaler Schildkröteneier.
    Wie er so dastand und auf das von Juanito entfachte Feuer starrte, purzelte seine Spiegeleier-Fantasie in sich zusammen. Ohne
     Pfanne braten? Keine Chance. Bestenfalls würden sie die Eier in der abkühlenden Glut garen können – aber bis dahin waren es
     noch ein paar Stunden.
    »Dort hinten   … Kuhle   … Topf   …!«
    Joe hatte sich mit schwacher Stimme zu Wort gemeldet, dabei zeigte er auf eine von Ästen halb verborgene Mulde ein paar Meter
     neben sich. Dort fand Paul einen kleinen Campingblechtopf, in dem die ausgekratzten Reste von Joes und Wolfs letzter Mahlzeit
     zu kleben schienen.
    Eine halbe Stunde später gab es Rührei. Ohne Salz und Pfeffer, nicht unbedingt gleichmäßig ausgebraten, aber ganz ohne Zweifel
     ein echtes, sättigendes Schildkrötenrührei.
    Natürlich hatten auch Juanito und Paul Hunger, aber Joe war in einem so erbärmlichen Zustand, dasser den Löwenanteil der kleinen Mahlzeit bekam. Schon nach den ersten mühsam heruntergeschluckten Bissen belebten sich seine
     Züge und es schien, als wäre er nicht mehr ganz so bleich.
    »O Jungs«, sagte er, nachdem er seinen letzten Bissen gekaut hatte, »ihr glaubt gar nicht, wie froh ich bin, euch wiederzusehen.
     Ich hatte schon gedacht, ich müsste auf dieser trostlosen Insel elend verrecken. Dieser gemeine Schuft! Von Anfang an reingelegt
     hat er mich. Kaum waren wir hier angekommen, da   …« Joe war offensichtlich froh, seine Geschichte endlich loswerden zu können, und sprach ohne Unterbrechung weiter.

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    Die Flotte der Geisterboote
    Während er dem Anakondajäger zuhörte, dachte Paul verzweifelt über ihre Rettung nach. Natürlich konnte er versuchen, die Insel
     schwimmend zu verlassen und das Flussufer zu erreichen. Aber selbst wenn er der Anakonda, einem Kaiman oder einer Horde hungriger
     Piranhas entkommen sollte – was dann? Alleine, ohne Waffen und vor allem ohne Kenntnis der Dschungel-Gefahren durch die Wildnis
     laufen, um Hilfe zu holen, war lebensgefährlich. Vielleicht könnten sie wenigstens ein kleines Floß bauen und sich damit den
     Fluss hinunter zum Camp treiben lassen. Er ließ den Blick schweifen und musterte die Bäume ringsherum. Wie sollten sie, nur
     mit einem Taschenmesser ausgerüstet, Stämme für ein Floß fällen? Wenn doch die Bambustriebe in ihrem Rücken dicker wären,
     die dünnen Stecken reichten gerade mal für ein Spielzeugschiffchen.
    »…   kannst du dir das vorstellen? Paul?«
    Paul merkte, dass er Joe gar nicht mehr richtig zugehört hatte, nickte aber eifrig.
    »Drei Tage Stunde um Stunde bei dieser Akazie, wo wir schon am ersten Tag die Spuren einer großen Schlange entdeckt hatten.
     Aber es war nichts von ihr zu sehen. Wolf wurde immer mürrischer und wollte irgendwann abbrechen. Da half es auch nichts,
     dass ich ihm die Hälfte des Roosevelt-Preises versprach. › Was nützt mir Geld, das in Amerika auf der Bank liegt. Ich hab
     jetzt Durst‹ – er dachte dabei natürlich an seinen inzwischen ausgeleerten Jamaika-Rum – ›und will nicht jeden Tag Fisch fressen
     wie ein Reiher.‹ Dann hab ich einen Fehler gemacht und ihm von den tausend Dollar erzählt, die ich als Notreserve immer bei
     mir trage. Zweihundert wollte ich ihm sofort geben   …«
    Pauls Gedanken schweiften wieder ab. Worüber hatte er gerade nachgedacht? Spielzeugschiffchen?
    »…   mit dem Gewehrkolben auf die Stirne. Mann, ich hab geglaubt: Das war’s, mein letztes Stündlein hat   …«
    Paul durchzuckte die Idee wie ein Stromstoß: »Ich hab’s!«
    »Was? Hörst du mir gar nicht zu?«
    Joe hatte sich so in Fahrt geredet, dass er beinahe sauer über die Unterbrechung war. Juanito dagegen sah Paul erwartungsvoll
     an.
    »Ich habe eine Idee, wie wir die anderen auf uns aufmerksam machen können!«
    »Was, aber wie denn? Hat das nicht Zeit?« Joe starrte ihn an und wollte weiterreden, wurde aber ziemlich ruppig von Juanito
     unterbrochen.
    »Jetzt lass ihn doch ausreden!«
    »Seht mal dort, die Bambusstöcke. Bambus schwimmt doch

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