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Das Versteck der Anakonda

Titel: Das Versteck der Anakonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Lilienthal
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ziemlich gut, nicht wahr?«
    Beide nickten.
    »Wenn wir daraus viele kleine Flößchen bauen und sie in kurzen Abständen schwimmen lassen   …«
    »…   dann kommen sie irgendwann mit der Strömung beim Camp vorbei!«
    Juanito hatte begriffen und war ganz begeistert.
    »Genau. Und wenn sie dann immer mehr davon finden und gucken, wo die Dinger herkommen, dann werden sie irgendwann die Einmündung
     des kleinen Flüsschens finden, oder nicht?«
    Joe hatte die Augen aufgerissen und staunte die Jungen an.
    »Mensch, warum bin ich nicht auf so was gekommen?«
    Eine halbe Stunde später hatten die drei unfreiwilligen Insulaner ein erstes schwimmtaugliches Minifloß gebaut und erfolgreich
     getestet. Das Bambusschiffchenwar denkbar einfach konstruiert. Zwei dickere Stangen waren mit zwei dünneren Stäben zusammengesteckt und mit den hanfartigen
     Blattfasern einer Palmenart verbunden, sodass sie wie ein Katamaran auf dem Wasser lagen. Die Strömung hatte das kleine Schiff
     ergriffen und immer schneller das Flüsschen hinunter abgetrieben.
    »Und wenn sie irgendwo hängen bleiben?«
    Paul war voller Hoffnung, aber auch ein wenig skeptisch.
    »Einige vielleicht, aber die meisten kommen bestimmt an!«, meinte Juanito.
    »Was glaubst du, wann werden die ersten wohl am Camp vorbeikommen?«
    Juanito überlegt einen Augenblick mit geschlossenen Augen, als würde er sich die Strecke noch einmal in allen Einzelheiten
     ausmalen.
    »Vielleicht fünf, sechs Stunden?«, sagte er, fügte aber mit einem Blick zum Himmel bedauernd hinzu: »Allerdings ist es gleich
     dunkel. Wir müssen bis morgen früh warten, sonst treiben die Bambusflöße ungesehen am Camp vorbei!«
    »Nein, Freunde! Nein! Nein!«
    Paul und Juanito sahen zuerst Joe an und tauschten dann untereinander einen mitleidigen Blick.›Der arme Kerl, jetzt fiebert er wieder‹, schienen beide zu denken.
    »Nein, wir müssen nicht bis morgen warten!«
    Joe war abrupt aufgestanden und blickte sie mit geballten Fäusten voller Euphorie an.
    »Wartet nur ein Weilchen. In spätestens einer Stunde ist hier überall um uns herum Geisterbahn. So lange sollten wir noch
     ein paar etwas stabilere Lastkähne bauen.«
    Juanito begriff sofort und nickte Joe anerkennend zu.
    »Er hat recht, wenn es richtig finster ist, sehen wir das modrige Holz leuchten. Bessere Signalleuchten gibt es nicht!«
    Bei Paul fiel der Groschen etwas langsamer. Aber dann verstand auch er.
    Etwa eine Stunde später konnten sie es schließlich auch sehen. Überall in Ufernähe, dort wo die feuchtesten Stellen waren,
     glimmte und glühte es. Das vermodernde Holz unzähliger alter Stämme und Äste schimmerte phosphoreszierend kalt durch die Nacht.
    ›Wie die Ziffernblätter meiner Armbanduhr‹, dachte Paul, ›oder wie Glühwürmchen. Nur viel stärker und in vielen Farben.‹
    Die drei Inselgefangenen kamen dann am Ende so in Fahrt, dass sie bis tief in die Nacht immer mehr Bambus-Katamarane in Zehnminutenabständen
     wie eine unheimliche Geisterprozession auf die Reise schickten. Denn in der stockfinsteren Nacht leuchteten die kleinen Feuerschiffe
     weithin sichtbar, sodass sie einmal sogar gleich fünf von ihnen hintereinander über den See treiben sahen.
    Paul hielt am längsten durch. Als er gegen vier Uhr in der Früh das achtundvierzigste Schiffchen zu Wasser gelassen hatte,
     torkelte er zurück zu dem noch immer munter brennenden Feuer, rollte sich zwischen Juanito und Joe zusammen und war im Handumdrehen
     eingeschlafen.

[ Menü ]

    Die Dschungelkönigin

    »Ist das Frühstück schon fertig? Ich hätte gerne einen Toast. Außerdem Spiegeleier, Speck und Würstchen. Und Kaffee!«
    Paul kam nur langsam zu sich. Und wenn Joe nicht so laut im Schlaf fantasiert hätte, wäre er wohl zurück ins Reich der Träume
     geglitten. Allerdings schienen seine Träume in die gleiche Richtung zu gehen wie die von Joe, denn auch er roch Kaffee, und
     zwar überzeugend echt!
    »Hoffentlich haben sie unsere Schiffchen entdeckt«, murmelte er und war sich nicht sicher, ob er gerade mit Juanito und Joe
     gesprochen hatte oder mit sich selber.
    »Das haben wir vermutlich, sonst wären wir wohl nicht hier. Oder?«
    Paul, Juanito und Joe rissen alle drei gleichzeitig die Augen auf und blinzelten gegen die Sonne auf ein absonderliches Bild.
     Vor ihnen stand der ellenlange Dr.   Zernott und – mit einer dampfenden Thermoskanne in der Hand – die kleine dicke Oma Esmeralda.Gleich dahinter sah man außerdem mit

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