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Das Versteck

Das Versteck

Titel: Das Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Harrison?«
    »Ja«, krächzte der alte Mann.
    »Und jetzt wüßte ich zu gerne noch die Adresse, Sir.«
     
    Der Münzfernsprecher hing an der Wand neben einem kleinen Lebensmittelladen im Einkaufszentrum rund zwei Meilen von Harrisons Haus entfernt. Es war einer dieser modernen Apparate, die offen in einer Art Plastikglocke hingen. Hatch hätte die Intimität einer richtigen Telefonzelle vorgezogen, doch die wurden immer seltener, weil sie störanfällig und zu kostenaufwendig waren.
    Er parkte ein ganzes Stück entfernt, damit niemand ihn durch die Glasfront des Ladens sehen oder sich sein Autokennzeichen merken konnte.
    Eine heftige Windböe begleitete ihn auf dem Weg zu dem Sprechapparat. Die Rhododendronbüsche, die den Eingang des Einkaufszentrums schmückten, waren von Blattläusen befallen, ihre welken Blätter fegten mit trockenem Rascheln über den Gehweg. In dem gelblich-trüben Licht der Parkplatzbeleuchtung ähnelten sie vielmehr einem Insektenschwarm, merkwürdig mutierten Heuschrecken vielleicht, auf dem Weg zu ihrem unterirdischen Stock.
    In dem Lebensmittelladen herrschte kaum Betrieb, und die übrigen Geschäfte des Einkaufszentrums waren geschlossen. Hatch duckte sich in den Schutz der Plastikkapsel, um sicherzugehen, daß er nicht gehört wurde.
    Er fand es ratsam, die Polizei nicht von seinem eigenen Telefonapparat aus anzurufen, weil er wußte, daß sie einen Anrufer zurückverfolgen und die Nummer des Anschlusses feststellen konnten, und er hatte kein Interesse daran, an oberster Stelle ihrer Verdächtigenliste zu stehen, falls Honell tatsächlich tot war. Sollte sich seine Sorge um Honell jedoch als unbegründet herausstellen, wollte er keinesfalls in den Akten der Polizei als hysterischer Fall oder Spinner erscheinen.
    Hatch wußte immer noch nicht, was er sagen sollte, während er mit dem angewinkelten Zeigefinger die Tastatur drückte. Die Hand, die den Hörer hielt, hatte er mit einem Taschentuch umwickelt, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen. Er wußte nur, was er nicht sagen durfte: Hallo, ich war achtzig Minuten lang tot, dann wurde ich wieder zum Leben erweckt und leide seither unter diesem seltsamen, manchmal aber nützlichen telepathischen Draht zu einem psychopathischen Mörder, und ich wollte Ihnen nur sagen, daß er gleich wieder zuschlägt. Kaum vorstellbar, daß die Beamten ihm mehr Glauben schenken würden als einem Kerl, der aus Angst vor geheimnisvollen Strahlen eine pyramidenförmige Kopfbedeckung aus Aluminiumfolie trug und die Polizei mit seiner Verschwörungstheorie über außerirdische Nachbarn behelligte.
    Hatch hatte beschlossen, gleich das Büro des Bezirkssheriffs anzurufen und nicht die Revierwache in der Stadt, weil die Delikte des Mannes mit der Sonnenbrille in verschiedene Zuständigkeitsbereiche fielen.
    Als die Zentrale sich meldete, sprach Hatch hastig auf die Telefonistin ein, ließ sich nicht unterbrechen, weil er wußte, daß die Polizei auch den Anruf von einem öffentlichen Fernsprecher zurückverfolgen konnte, wenn sie Zeit genug für eine Fangschaltung hatte. »Der Mann, der letzte Woche die blonde Frau auf der Schnellstraße getötet hat, ist derselbe, der gestern nacht William Cooper umgebracht hat, und heute nacht wird er Steven Honell, den Schriftsteller, töten, wenn Sie nicht gleich eine Polizeistreife hinschicken, und zwar dringend. Honell wohnt in Silverado Canyon, die Adresse weiß ich nicht, aber er gehört bestimmt in Ihren Dienstbereich, und er ist ein toter Mann, wenn Sie nicht sofort etwas unternehmen.«
    Hatch hängte ein und eilte zu seinem Wagen zurück. Das Taschentuch hatte er zusammengeknüllt und in die Hosentasche gestopft. Er fühlte sich weniger erleichtert, als er erwartet hatte, und kam sich ausgesprochen albern vor.
    Diesmal mußte er gegen den Wind ankämpfen. Die dürren, von den Schädlingen ausgesaugten Rhododendronblätter wirbelten ihm entgegen. Sie raschelten auf dem Asphalt und knirschten unter seinen Füßen.
    Hatch mußte sich eingestehen, daß sein Versuch, Honell zu helfen, gescheitert war und alle Mühe umsonst. Die Polizeibeamten würden ihn mit einem Schulterzucken als verrückten Spinner abtun.
    Zu Hause angekommen, ließ er den Wagen auf der Einfahrt stehen. Er wollte Regina nicht mit dem Klappen des Garagentors wecken. Seine Kopfhaut prickelte, als er ausstieg. Er blieb stehen und spähte in den Schatten der Bäume und um das Haus. Nichts.
    Lindsey schenkte ihm in der Küche einen Kaffee ein.
    Dankbar

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