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Das Versteck

Das Versteck

Titel: Das Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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– Culver Boulevard – anzeigte, beugte sich Hatch ein wenig vor. Er nahm seine rechte Hand vom Steuer und griff unter den Sitz. »Hier hat er den Revolver hervorgeholt … sie hat irgendwas in ihrer Tasche gesucht …«
    Er wäre nicht allzu überrascht gewesen, wenn er unter dem Sitz tatsächlich einen Revolver gefunden hätte, denn er erinnerte sich erschreckend deutlich daran, wie nahtlos Traum und Wirklichkeit während der letzten Nacht ineinander übergegangen waren, wie sie sich getrennt und dann wieder vermischt hatten.
    Warum nicht auch jetzt, sogar bei Tageslicht?
    Er atmete erleichtert auf, als er feststellte, daß der Raum unter dem Sitz leer war.
    »Polizei«, sagte Lindsey.
    Hatch war so sehr in die Rekonstruktion der Ereignisse seines Alptraums vertieft, daß er nicht sofort mitbekommen hatte, was Lindsey sagte. Dann sah er die Streifenwagen und andere Polizeifahrzeuge, die auf der Standspur geparkt waren.
    Uniformierte Beamte suchten in gebückter Haltung jeden Zentimeter des staubigen Randstreifens und des trockenen Grases hinter der Leitplanke ab. Wahrscheinlich hofften sie, irgend etwas zu finden, das zusammen mit der Blondine – oder zuvor oder danach – aus dem Wagen des Mörders gefallen war.
    Hatch fiel auf, daß alle Polizisten Sonnenbrillen trugen, ebenso wie er selbst und Lindsey. Das grelle Licht blendete wirklich sehr.
    Aber der Mörder hatte ebenfalls eine Sonnenbrille getragen. Warum in aller Welt hatte er in dunkler Nacht und bei dichtem Nebel einen Lichtschutz benötigt?
    Das hatte nichts mehr mit einer Marotte, mit bloßer Affektiertheit oder Exzentrizität zu tun. Es war unheimlich.
    Hatch hielt noch immer den imaginären Revolver in der Hand. Aber weil sie viel langsamer vorankamen als der Mörder, hatten sie die Stelle noch nicht erreicht, wo die Schüsse gefallen waren.
    Die Autos krochen Stoßstange an Stoßstange dahin, nicht etwa, weil an diesem Tag dichterer Verkehr als sonst herrschte, sondern weil die Fahrer das Tempo drosselten, um die Polizisten neugierig anzustarren. Im Verkehrsfunk wurde so etwas treffend als »Gafferstau« bezeichnet.
    »Er ist gerast«, sagte Hatch.
    »Bei dichtem Nebel?«
    »Und mit einer Sonnenbrille.«
    »Ein Blödhammel«, kommentierte Lindsey.
    »Nein, dieser Bursche ist intelligent.«
    »Für mich hört sich das aber idiotisch an.«
    »Furchtlos.« Hatch versuchte wieder in die Haut des Mannes zu schlüpfen, mit dem er im Traum einen Körper geteilt hatte. Das war alles andere als einfach. Etwas an dem Mörder war völlig fremdartig und widersetzte sich jeder Analyse. »Er ist durch und durch kalt … innerlich kalt und dunkel … er denkt nicht so wie du und ich …« Hatch suchte verzweifelt nach Worten, die das Wesen des Mannes charakterisieren konnten. »Schmutzig.« Er schüttelte den Kopf. »Ich meine damit nicht, daß er ungewaschen war. Nichts Derartiges. Eher so etwas wie … ja, wie wenn er verseucht wäre.« Er seufzte und gab auf. »Jedenfalls ist er völlig furchtlos. Nichts vermag ihn zu schrecken. Er hält sich für unverletzbar. Aber das hat in seinem Fall nichts mit Leichtsinn zu tun. Denn irgendwie … hat er recht.«
    »Was willst du damit sagen – daß er unverwundbar ist?«
    »Nein. Das nicht. Aber nichts, was man ihm antun könnte, würde ihm etwas ausmachen.«
    Lindsey verschränkte wie fröstelnd die Arme über der Brust. »Du schilderst ihn so … so unmenschlich.«
    Die Beweisaufnahme der Polizei konzentrierte sich im Moment auf den halben Kilometer südlich der Ausfahrt Culver Boulevard. Sobald sie diesen Abschnitt hinter sich hatten, begann sich der Stau aufzulösen.
    Der imaginäre Revolver in Hatchs Hand schien sich zu materialisieren. Fast spürte er den kalten Stahl an seiner Haut.
    Als er den Phantomrevolver auf Lindsey richtete und sie anblickte, zuckte sie unwillkürlich zusammen. Er sah sie deutlich, aber gleichzeitig sah er das Gesicht der Blondine, die von ihrer Handtasche aufgeschaut und keine Zeit mehr gehabt hatte, irgendeine Reaktion zu zeigen, weder Überraschung noch Angst.
    »Hier, genau an dieser Stelle … zwei Schüsse, dicht hintereinander«, sagte Hatch schaudernd, denn die Erinnerung an die Gewalttat war viel leichter heraufzubeschwören als die Stimmung und Geistesverfassung des Mörders. »Die Kugeln rissen große Löcher in sie.« Er konnte es so deutlich sehen. »O Gott, es war schrecklich!« Er fühlte sich in die Szene zurückversetzt. »Wie sie zerfetzt wurde … Und der Knall … wie

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