Das Versteckspiel (T-FLAC) (German Edition)
erfüllen, und jeder war auf sich selbst gestellt. Wie die T-FLAC-Wachtposten übereinstimmend versicherten, hatte während der letzten Stunden niemand das Haupthaus verlassen. Alle lagen in ihren Betten.
Geduckt, auf leisen Sohlen, rannte Kyle über den Ziegelboden des Patios. Flüsterstimmen drangen zu ihm. Im Schatten des Hauses standen drei Soldaten und rauchten. Mit den rot glühenden Spitzen ihrer Zigaretten gaben sie ausgezeichnete Zielscheiben ab.
Kyle schob seine Nachtsichtbrille über die Stirn hinauf, weil sie auf kurze Distanz die Umrisse verschleierte, zog das Messer aus der Lederscheide an seinem Unterarm. Die Waffe in der rechten Hand, pirschte er sich an den nächstbesten Soldaten heran und stach ihm die Klinge in die Nieren. Ohne einen Laut von sich zu geben, brach der Mann zusammen. Sofort wandten sich die beiden anderen zu ihm und beobachteten verdattert, wie Kyle in einem wahnwitzigen, mühelos erscheinenden Tempo mit ausgestreckten Armen über ihren toten Kameraden hinwegsprang. Mit voller Wucht prallte er gegen die zwei Soldaten, die hektisch nach ihren Waffen tasteten.
»He, amigos, erinnert ihr euch an mich? « Je einen Arm blitzschnell um die dicken Hälse geschlungen, rammte er die Köpfe hässlich krachend gegeneinander. Wie Steine fielen die Wächter zu Boden. Kyle schleppte die drei Leichen tiefer in die Schatten hinein und öffnete die Glastür zum dunklen Konferenzraum.
Plötzlich durchbrach die Explosion einer Automatik die tiefe Stille und erhellte die Nacht. Bereits mit einem Fuß im Zimmer, erstarrte Kyle. Aus dem Kopfhörer drang ein Fluch in sein Ohr, und er stimmte dem Mann zu. Worauf zum Teufel feuerten sie?
»Verdammt«, murmelte Kyle, als neue Schüsse knallten 一 diesmal in seiner Nähe 一 und die Mündungsblitze den Konferenzraum beleuchteten. Erschrocken drehte er sich um und sah einen der »guten Jungs« über dem Maschendrahtzaun hängen nur wenige Schritte von der Stelle entfernt, wo er mit seinen Männern herübergestiegen war. Noch ein Schuss und der Körper zuckte, dann sank er in die Finsternis des Dschungels hinab.
Ringsum flammten Scheinwerfer auf und blendeten alle Männer, die Nachtsicht onllen trugen. Nun war der Überraschungseffekt gestorben. Von jetzt an würden die Kameras jede Bewegung verfolgen. Hastig sprang Kyle ins Konferenzzimmer und schloss die Tür hinter sich. Die Männer, die den Patio nicht erreicht hatten, saßen jenseits des Zauns fest.
»Alpha-Boss! Was zum Teufel ist passiert? Doc. Over.« Die Finger an die Kopfhörer gepresst, trat er neben die Tür und beobachtete das Pandämonium durch die Glasscheibe. Die Kopfhörer, mit dem Satellitenfunk verbunden, beförderten das Signal zu einem zweiundzwanzigtausend Meilen entfernten NAVSTAR-Satelliten. Diesen Weg legte es im Bruchteil einer Sekunde zurück. Um eine Telefonverbindung herzustellen, brauchte man einige Sekunden länger. Das Satellitenfunkgerät war codiert. Dank des Algorithmus -nach dem Prinzip der getimten Übertragungen von NAVSTAR-Satelliten auf Computerdisketten gespeichert vermochte niemand, das Sicherheitssystem zu durchbrechen oder zu kopieren. Was in diesem Augenblick keine Rolle spielte. Jetzt ging’s hart auf hart, und sie konnten die Anweisungen einander genauso gut zuschreien.
In Kyles Ohren knisterte ein Funkruf. Während er seine Frage wiederholte, sah er halb bekleidete Männer aus den Baracken taumeln, ein paar hundert Meter von den Hauptgebäuden entfernt. Unter ihren Stiefeln knirschte der Kies. Von den Scheinwerfern geblendet, griffen sie nach ihren Waffen. Offensichtlich waren sie in Alarmbereitschaft versetzt worden. Aber sie bewegten sich wie verzweifelte, halb verschlafene Ameisen. Kyle brachte seine M4 in Position. Nach sekundenlangen Störgeräuschen hörte er eine Antwort. Im selben Augenblick explodierte irgendetwas hinter dem Haus, jagte einen Funkenregen empor und erschütterte die Erde. Um Gottes willen, für diesen Sektor war das Interpol-Team zuständig. Bevor sie das Hauptgebäude gesichert und evakuiert hatten, durften keine größeren Explosionen detonieren. Außerdem mussten das Beweismaterial und Monteros umfangreiche, gestohlene Kunstsammlung sichergestellt werden.
Mittlerweile erstrahlte die ganze Hazienda wie ein überdimensionaler Weihnachtsbaum. Draußen entdeckte er einige seiner Männer, obwohl die meisten mit der Vegetation verschmolzen.
»Diese Arschlöcher von der Interpol haben beschlossen, schon jetzt los zu preschen. Tin
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