Das Versteckspiel (T-FLAC) (German Edition)
ihren Tod überzeugend inszeniert?
Heiliger Himmel, erst seit zehn Minuten war sie wach und schon jetzt genervt. Wie sollte sie’s drei ganze Tage unter der Erde aushalten?
Sie schüttete den Inhalt ihrer Tasche aufs Bett und aß zwei Schokoriegel. Dann trank sie etwas Wasser aus der Flasche, die Kyle zurückgelassen hatte, und inspizierte das Lesezeichen in ihrem Buch. Genau in der Mitte. Damit konnte sie sich erst mal die Zeit vertreiben. Sie wischte ihr Gesicht und ihre Hände mit feuchten Papiertüchern ab.
Drei ganze Tage … Würde sie danach in einer Irrenanstalt landen? »Oh, verdammt, das hat mir gerade noch gefehlt! «
Unter dem Bett kroch ein faustgroßer irisierender Käfer hervor. Automatisch hob sie die Füße, bis er unter dem Nachttischchen verschwand.
Solche Herausforderungen liebe ich doch, dachte sie ironisch.
Vorsichtig stand sie auf und sah sich nach irgendetwas um, womit sie den Käfer fangen könnte. Auf keinen Fall würde sie mit diesem Biest den winzigen Raum teilen. »Einer von uns beiden muss weg. Und ich entscheide mich für
dich
. «
Nach einer Weile entdeckte sie eine kristallene Bonbonschüssel mit Deckel, natürlich leer. Sie setzte sich wieder aufs Bett und packte alles außer dem Taschentuch in ihre Tasche. Dann wog sie die Bonbonschale in einer Hand. Bleischwer.
Sie wartete auf den Käfer. Aber der fühlte sich wohl unter dem Nachttischchen. Wenigstens fürs Erste. Sie beschloss, zwei Kapitel zu lesen. Dann würde sie noch einmal versuchen, ihren Zimmerkameraden zu erwischen und danach ein bisschen zu schlafen. Wenn sie sich die Zeit auf diese Weise einteilte, würde sie vielleicht bis zum nächsten Tag brauchen, um das Buch auszulesen.
Gedankenlos ließ sie die Tasche zu Boden fallen, damit sie sich auf dem Bett ausstrecken konnte. Ein Sekunde später stieg ein überwältigender Gestank in ihre Nase. »Scheiße! « Offensichtlich hatte sie den verdammten Käfer mit der gewichtigen Tasche zerquetscht.
Eine Hand über der Nase, sprang sie auf und hob die Tasche hoch. Tatsächlich darunter klebte der tote Käfer.
»O Mann, das ist gar nicht gut Während heiße Tränen über ihre Wangen strömten, hustete sie.
Denk nach. Denk nach
. Die Käferleiche musste verschwinden, der Bunker gelüftet werden.
Entschlossen steckte sie die Wasserflasche in ihre Tasche und hängte sie über die Schulter. Das rote Satinkissen unter dem anderen Arm, knipste sie die kleine Taschenlampe an und stieg die steile Treppe hinauf. Sie würde die Tasche reinigen, so gut es ging, und die Tür offen lassen. Wie lange würde es dauern, bis die frische Luft den Gestank verscheuchte? Eine Stunde?
Das musste sie riskieren. Sonst würde sie in diesem verpesteten Raum durchdrehen.
Die schwere Tür ließ sich erstaunlich leicht öffnen. Draußen dämmerte der Morgen, und der willkommene Duft von feuchter, lehmiger Erde wehte ihr entgegen. Sie trat ins Freie und holte ein paar Mal tief Atem.
Mit einem dumpfen Geräusch fiel die Tür hinter ihr ins Schloss.
Delanie nahm sich viel Zeit, um die Tasche zu säubern, träufelte etwas Wasser auf einen Zipfel des Satinkissens und wischte die Reste des Käfers vom Segeltuch. Dann benutzte sie ihr Mundwasser, um den Gestank zu mildern.
Allzu lange brauchte sie nicht, um zu erkennen, dass sie die Tür ohne Schlüssel nicht öffnen konnte. Na, wunderbar. Aber sicher würde bald Kyle nach ihr sehen.
Wenn er eine Gelegenheit dazu fand.
Bis dahin musste sie hier draußen bleiben. Völlig ungeschützt. Sie sah sich stirnrunzelnd um. Was zum Teufel sollte sie tun?
Such Lauren
, drängte eine innere Stimme.
Offiziell bist du tot. Unsichtbar, solange du einen klaren Kopf behältst…
Eine gute Idee? Wohl kaum. Sie hatte keine Ahnung, wie weit sie vom Haus entfernt war. Vermutlich weit weg vom Schauplatz der Aktivitäten, die am Samstag stattfinden sollten.
Noch drei Tage …
Und wenn Kyle zurückkehrte und feststellte, dass sie verschwunden war?
Unwahrscheinlich, entschied sie. In den nächsten Tagen würde er alle Hände voll zu tun haben. Außerdem wusste er, wie einfallsreich sie war, eine Frau, die sehr gut auf sich selber aufpassen konnte.
Wenn sie besonnen zu Werke ging und den Zaun des Anwesens nicht aus den Augen verlor, müsste es ihr gelingen, einige Gebäude zu durchsuchen, ohne sich zu verirren. Vielleicht sogar alle, die sie noch nicht kannte. Wenn die Dunkelheit hereinbrach, würde sie zum Bunker zurückkehren. Hoffentlich würde die Mauer sie vor
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