Das versteckte Experiment (German Edition)
einfachen Eigenschaften versehen werden und durch das Zusammenwirken erstaunliche Eigenschaften des Gesamtsystems hervorgebracht werden. Du kannst die Software kostenlos im Internet herunterladen.“
„Das ist interessant. Das werde ich mir einmal ansehen. Es ist schon irgendwie erstaunlich, dass aus dem Zusammenwirken einfacher Komponenten mit einfachen Regeln etwas Neues, Komplexes entstehen kann.“
„In der Tat ist das bemerkenswert, und wie man an den Agenten der NetLogo-Simulationen sieht, entsteht die Komplexität nicht nur bei lebenden, sondern ganz allgemein bei logischen Systemen.“
„Also alles reine Mathematik?“
„Die Mathematik scheint eine entscheidende Rolle in der Welt zu spielen.“
„Auch bei der Entstehung des Lebens?“
„Auch die Grundbausteine des Lebens, die Aminosäuren, sind durch Selbstorganisation entstanden. Du kennst vielleicht das Miller-Urey-Experiment. Die beiden Forscher Miller und Urey simulierten im Labor die frühe Erdatmosphäre aus Wasser, Methan, Ammoniak, Wasserstoff und Kohlenstoffmonoxid. Dann setzten sie die Mischung elektrischen Entladungen aus, die den Blitzen in der Atmosphäre entsprechen sollten. Bei diesem Versuch entstanden verschiedene organische Moleküle, darunter auch Aminosäuren.
Die Aminosäuren konnten auch in Meteoriten nachgewiesen werden. Unter ihnen waren auch einige, die in den für das Leben so wichtigen Proteinen vorkommen.“
„Ist das der Beweis für interstellares Leben?“
„Nein, das mag zwar ein Hinweis darauf sein, aber sicher kein Beweis. Die Meteoriten stammen ja aus dem Sonnensystem, zu dem die Erde gehört. Jedoch konnte man bereits viele verschiedene organische Moleküle im Weltraum identifizieren. Bonner Wissenschaftlern ist es kürzlich gelungen, mit Hilfe von Radioteleskopen Spuren eines organischen Moleküls nachzuweisen, das chemisch sehr eng verwandt ist mit der einfachsten Aminosäure Glycin. Es spricht vieles dafür, dass zukünftig weitere Aminosäuren im interstellaren Raum nachgewiesen werden können.“
„Dann müssen sich nur noch die Aminosäuren zusammenfinden, Proteine bilden und noch ein bisschen DNA und Zellen …“
„Allein das im menschlichen Körper am meisten verbreitete Protein, das Kollagen, besteht aus einer Kette von 1055 Aminosäuren. Jede dritte Aminosäure in der Kette besteht aus Glycin. Eine einfache, zufällige Verbindung der Bausteine in der richtigen Reihenfolge kann absolut ausgeschlossen werden. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist einfach zu gering.“
„Selbstorganisation?“
„Und chemische Evolution. Moleküle, die sich in der Umwelt bewährten, überlebten und boten die Möglichkeit weiterer Verbindungen und Verbesserungen. Mit der Erfindung der DNA und der Reproduktion wurde aus der chemischen Evolution eine biologische. Vor 3,5 Milliarden Jahren entstanden die ersten Zellen.“
„Das klingt wie eine kurze Geschichte der Entwicklung des Lebens.“
„Das war eine sehr verkürzte Geschichte. Ich wollte nur zeigen, dass vieles, was als Zufall erscheint, in Wirklichkeit durchaus als ein kontinuierlicher, erklärbarer Prozess begriffen werden kann, auch wenn der Mensch viele Details noch nicht versteht.“
„Wenn das Leben nicht durch Zufall entstanden ist, sondern durch Selbstorganisation der Materie, so müsste es auch heute noch überall auf der Erde neu entstehen.“
„Nein, selbst wenn ausreichend Zeit für die Entstehung solcher evolutionsfähiger Moleküle vorhanden wäre, so würde das vorhandene, bereits optimal an die Umwelt angepasste Leben diese sofort wieder verdrängen.“
„Christine, ich muss jetzt Schluss machen. Ich melde mich wieder.“
„Viel Glück!“
„Aber den muss ich dir noch erzählen:
Heisenberg fährt auf der Autobahn und wird von der Polizei angehalten. Der Beamte verlangt nach Führerschein und Fahrzeugschein, schaut sich diese an und fragt: ‚Herr Heisenberg, wissen Sie, wie schnell Sie gefahren sind?‘ ‚Nein‘, antwortet Heisenberg, ‚aber ich weiß genau, wo ich jetzt bin!‘ “
Jan hatte jetzt Lust, etwas Musik zu hören, zu träumen und nachzudenken. „Vielleicht wäre es auch ganz gut, mein Zimmer aufzuräumen“, dachte er. Um ihn herum sah es ziemlich chaotisch aus. Die Unordnung nahm grundsätzlich vom Zeitpunkt des letzten Aufräumens an kontinuierlich mit der Zeit zu. Auch die Katze leistete dazu eifrig ihren Beitrag. Als der Vater Jan vor einigen Tagen auf die Unordnung hinwies, hatte Jan geantwortet, dass
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