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Das verstummen der Kraehe

Das verstummen der Kraehe

Titel: Das verstummen der Kraehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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halten. Nur Sekunden später war sie im Haus verschwunden. Henrike schaute ihr hinterher und meinte, Täter würden ausschließlich für das bestraft, was sie ihren Opfern antäten. Aber wenn sie meine Eltern und mich sehe, dann habe das Verschwinden von Ben weit mehr Opfer gefordert.
    Wider Erwarten hatte ich bis zum frühen Morgen durchgeschlafen. Rosa lag zusammengerollt am Fußende des Bettes und ließ sich nicht stören, als ich aufstand, um mich unter die Dusche zu stellen. Während ich den heißen Wasserstrahl auf meinen Nacken richtete, machte ich wie jeden Morgen einen Plan für den Tag. Und wie so oft war bereits unter der Dusche klar, dass der Plan nur mit größter Anstrengung und Disziplin zu schaffen sein würde. Ich machte mir gedanklich Luft, indem ich ein paar Punkte auf das Wochenende verschob.
    Zehn Minuten später war ich angezogen, schnalzte mit der Zunge und forderte die Hündin auf, mich zu begleiten. Als die Haustür hinter uns ins Schloss fiel, warf ich einen Blick auf die brennende Kerze und setzte mich dann aufs Rad. Es ging ein leichter Wind, der kühle Luft von der Würm zu mir herüberwehte. Am Himmel waren ein paar vereinzelte Wolken zu sehen, die Sonne war noch hinter den Häusern verborgen.
    Rosa trabte aufgeregt neben mir her, als wir in den Park einbogen. Seit dem Überfall am Montagabend war ich mit ihr nicht mehr hier gewesen. Je näher wir der Stelle kamen, desto langsamer wurde sie, bis sie schließlich stehen blieb und sich weigerte weiterzulaufen. Ich zog die Tube mit Leberwurst aus der Hosentasche und lockte sie in kleinen Schritten und mit Lobeshymnen daran vorbei. Als wir es geschafft hatten, war ich stolz auf uns beide. Die erste Schlacht des Tages hatten wir geschlagen.
    In der Büroküche fütterte ich als Erstes Rosa, bevor ich ein Brötchen aus dem Tiefkühlfach holte und es auf den Toaster legte.
    Die Glocke von St. Georg tat gerade den siebten Schlag, als ich die Tür zum Vorgarten öffnete. Bis Funda kam, blieb mir also noch mehr als eine Stunde für eine private Recherche. Ines Wallner hatte etwas über Ben gesagt, das mir nicht aus dem Kopf ging: Dein Bruder fand, die Sache mit der Samenspende sei eigentlich eine gute Geschäftsidee. Was, wenn er diese Sache weiterverfolgt hatte?
    Mit Telefon und Kaffee setzte ich mich an den Tisch in meinem Vorgarten und pfiff einmal laut. Vorsorglich öffnete ich schon mal die Dose mit den Nüssen, aber Alfred tauchte nicht auf. Meist lauerte er auf einem Baum in der Nähe und kam angeflogen, sobald ich die Tür öffnete. Ich pfiff noch einmal. Als nichts geschah, breitete sich eine leise Unruhe in mir aus. Gleichzeitig schalt ich mich eine Närrin. Wenn ich meinen Pünktlichkeitsfimmel auch noch auf Alfred ausdehnte, wurde es Zeit, daran zu arbeiten. Ich schloss die Dose wieder und stellte sie zur Seite. Er würde schon auftauchen, wenn ihm danach war.
    Ich nahm einen großen Schluck Kaffee und wählte Robins Nummer. Aus Sorge, sie zu wecken, wollte ich nach einigen Sekunden schon wieder auflegen, als sie doch noch den Hörer abnahm. Sie hatte eine weiche, angenehme Stimme und störte sich überhaupt nicht daran, dass ich sie um diese Uhrzeit anrief. Sie sei eine Frühaufsteherin, außerdem hätte ich als Bens Schwester ohnehin einen Stein bei ihr im Brett. Ob es Neuigkeiten von meinem Bruder gebe?
    »Nein, leider nicht. Aber ich habe gestern mit Ines gesprochen, und sie erzählte mir, dass du damals die Idee hattest, Ben als Samenspender heranzuziehen. Weißt du noch, ob …?«
    »Oje«, unterbrach sie mich und seufzte ins Telefon, »bin ich froh, dass es nur bei der Idee geblieben ist.«
    »Wieso …?«
    »Nein, nein, nicht wegen Ben, entschuldige! Dein Bruder hätte sich ganz bestimmt wunderbar geeignet. Nur mit Ines und mir hat es nicht so geklappt. Geht es ihr gut?«
    »Sie macht zumindest den Eindruck. Robin, sie hat mir erzählt, dass Ben damals meinte, diese Sache mit der Samenspende könne eine gute Geschäftsidee sein. Er hat sie gefragt, ob es in eurem Umfeld zahlungskräftige Paare gebe, die an erstklassigem Sperma interessiert seien. Hat er dich auch mal danach gefragt?«
    »Hat er, aber zu dem Zeitpunkt wusste ich von niemandem. Ich habe ihm vorgeschlagen, sich ganz offiziell bei Samenbanken zu bewerben. Ich meine, Kristina, mal ehrlich, die müssten sich doch um Typen wie Ben gerissen haben. Gut aussehend, intelligent, humorvoll …« Sie kicherte. »Soll ich dir etwas verraten? Ich bin im fünften

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