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Das verstummen der Kraehe

Das verstummen der Kraehe

Titel: Das verstummen der Kraehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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Schwitzen geraten.«
    Arne schob ihre Haare zur Seite und küsste sie auf den Nacken.
    »Die beiden haben mir geholfen, ein paar Kisten im Lager umzustellen«, erklärte Simon.
    Ich stibitzte mir sein Glas und probierte den Wein. »Mhm, gut! Dafür würde ich auch die eine oder andere Kiste bewegen.«
    »Du bewegst schon genug. Wo warst du den ganzen Nachmittag? Ich habe dich vermisst. Außerdem habe ich mir Sorgen gemacht. Arne hat mir von deinem Auto erzählt.«
    »Was war denn mit deinem Auto?«, fragte mein Vater dazwischen.
    »Nichts weiter, es hatte nur einen Platten. In der Werkstatt ziehen sie mir einen neuen Reifen auf.«
    »Vielleicht solltest du …«
    »Nein, Papa, wegen eines Plattens brauche ich nicht gleich ein neues Auto.«
    »Bevor wir ganz vom Thema abkommen«, beharrte Simon, »was habt ihr denn nun gemacht?« Er sah zwischen Henrike und mir hin und her.
    Ich zog die Brauen zusammen und schüttelte ganz leicht den Kopf, aber Simon verstand nicht, dass ich in Anwesenheit meines Vaters nicht damit herausrücken würde.
    »Wir haben ein paar Leute besucht«, kam Henrike mir zu Hilfe.
    »Wegen einer Nachlasssache«, schickte ich hinterher.
    Simon schlang seine Arme um meine Taille und blickte mir amüsiert ins Gesicht. »Jetzt mach es nicht so geheimnisvoll. Oder unterliegt das der Schweigepflicht?«
    In der Hoffnung, er würde das Thema wechseln, küsste ich ihn auf den Mund, aber Simon ließ nicht locker.
    »Ist es wegen dieser Lenhardt-Geschichte? Wenn ja, kann ich nur sagen, zahl das Geld endlich dem Tierschutzverein aus. Umso eher kommst du selbst an dein Geld.«
    »Sobald wieder genügend Geld auf meinem Konto ist, werde ich mir einen neuen Duschkopf leisten. Marke Wasserfall.«
    »Dann komme ich zu dir zum Duschen«, feixte Henrike.
    Arne umarmte sie von hinten und legte seinen Kopf auf ihre Schulter. »Mir wäre es lieber, du würdest bei mir duschen.«
    Mein Vater räusperte sich. Seinem leicht glasigen Blick nach zu urteilen, hatte er nicht erst ein paar Schlucke Wein getrunken. »Kann mir mal jemand von euch Turteltauben sagen, wie ich meine Frau dazu bekomme, mit mir essen zu gehen?«
    »Die Einladung zum Griechen war doch ein guter Anfang«, sagte ich.
    »Sie hat abgesagt. Hat geschrieben …« Er schluckte und atmete tief ein, als könne der Sauerstoff ihm Mut machen. »Sie hat geschrieben, sie halte es für keine gute Idee. Könnt ihr euch das vorstellen? Ich dachte …«
    Arne und Simon sahen sich ratlos an. Simon legte meinem Vater tröstend die Hand auf die Schulter, wusste jedoch nicht, was er dazu sagen sollte.
    »Vielleicht mag sie kein griechisches Essen«, meinte Arne vorsichtig.
    »Sie liebt es«, entgegnete ich. »Vermutlich ist sie noch viel zu aufgewühlt wegen ihrer Bonsais und muss erst wieder zur Ruhe kommen.«
    »Ich hätte sie trösten können.« Mein Vater sah mich an wie ein Ertrinkender, der nach einem Halt sucht.
    »Gib ihr Zeit, Papa. Versuch es irgendwann noch einmal.«
    »Aber vielleicht ist es dann zu spät.«
    »Wieso?«, fragte ich. Aber kaum war die Frage heraus, wusste ich, worauf er anspielte. »Sie hat keinen anderen Mann, ganz sicher nicht!«
    »Wie willst du das wissen? In ihrem Hotel gehen Tag für Tag Geschäftsmänner ein und aus.«
    »Evelyn steht nicht auf solche Typen«, meinte Henrike trocken.
    »Ist euch nicht aufgefallen, wie hübsch sie in letzter Zeit wieder aussieht?«, fragte er unglücklich.
    Henrike stellte sich vor meinen Vater, packte ihn an beiden Armen und zwang ihn, sie anzusehen. »Jetzt sage ich dir mal etwas, Hans: Evelyn ist es lange genug sehr schlecht gegangen. Genau wie dir. Und wenn sie jetzt wieder Lust hat, sich ein wenig zurechtzumachen, dann nimm das einfach als gutes Zeichen, dass es aufwärtsgeht mit ihr.«
    Er ließ seine Stirn auf ihre Schulter sinken. »Ich hätte so gerne, dass es mit uns beiden wieder aufwärtsgeht.«
    Henrike sah mich Hilfe suchend an. Ich ging zu den beiden und strich meinem Vater sanft über den Rücken.
    »Schau mal, Papa, sie hätte in den vergangenen Jahren längst die Scheidung einreichen können, aber das hat sie nicht getan.«
    »Und du meinst …?« Er löste sich aus Henrikes Armen und drehte sich zu mir um.
    »Lass ihr Zeit, vergiss aber dein eigenes Leben darüber nicht.«
    »Mein eigenes Leben? Ohne deine Mutter ist das nur ein Durchhalten. Würde sie nicht im Haus leben, ich weiß nicht, was …«
    Arne klatschte laut in die Hände. »Dafür weiß ich, was wir jetzt machen. Wir Männer

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