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Das verstummen der Kraehe

Das verstummen der Kraehe

Titel: Das verstummen der Kraehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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und sah die Post der vergangenen Tage durch.
    »Du bist ja doch im Büro«, ertönte Henrikes Stimme durch das Fenster. »Wo ist denn dein Auto?«
    »In der Werkstatt.«
    »TÜV?«, fragte sie und klopfte den Staub von ihrem T-Shirt.
    »Vermutlich ein Grillanzünder auf dem Hinterreifen. Davon ist zumindest Arne überzeugt. Ich hatte das Auto vor einem Haus in Untermenzing abgestellt. Arne kam wegen der Fahrzeuge vorbei. Hätte er das Feuer nicht entdeckt und sofort gelöscht, wäre mein Auto hinüber.«
    Henrike setzte sich in den Fensterrahmen, zog ihre langen Beine zum Kinn und schwang herum. Sie blieb auf der Fensterbank sitzen und blickte mich mit gerunzelter Stirn an. »Hat er jemanden gesehen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Im ersten Moment dachte ich sogar, er hätte das Feuer vorgetäuscht, um mich von einem neuen Auto zu überzeugen. Ich weiß, wie blöd das klingt, aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass jemand versucht, meine alte Gurke abzufackeln.«
    »Hast du Anzeige erstattet?«
    Ich stöhnte genervt. »Es gibt keine Zeugen, und ich würde mir nur wieder anhören müssen, dass es kaum Aussichten gibt, den Übeltäter zu schnappen, dass sie aber selbstverständlich, wenn ich darauf bestünde …«
    »Woher willst du wissen, dass es keine Zeugen gibt? Hast du die Nachbarn befragt?«
    »Arne, Funda und ich haben überall geklingelt und die Leute gelöchert. Es war überhaupt nur in vier Häusern jemand zu Hause.«
    »Und dein Auto?« Die Art, wie Henrike Fragen stellte, hatte hin und wieder etwas von einem Maschinengewehrfeuer.
    »Arne hat es in die Werkstatt geschleppt. Morgen kann ich es abholen. Glücklicherweise ist nur der Reifen hinüber.« Ich massierte meinen Nacken, der immer noch schmerzte.
    »Hast du eine Idee, wer es gewesen sein könnte?«
    »Einer von den Lenhardt-Erben, da bin ich mir ziemlich sicher. Langsam glaube ich nicht mehr an einen Zufall. Aber sie noch einmal nach ihren Alibis zu fragen halte ich für zwecklos. Wir haben ja die für den Donnerstag und den Montag noch nicht einmal geklärt. Hast du eigentlich im Kinderwunschinstitut angerufen, um das Alibi der Angermeiers zu überprüfen?«
    Das hatte sie. Herausgekommen war, dass beide am Donnerstagnachmittag tatsächlich bis in den Abend hinein Patientengespräche geführt hatten. Aber das war nicht alles, was sie herausgefunden hatte. Im Freihaus Brenner in Bad Wiessee hatte man ihr bestätigt, dass Christoph Angermeier dort am Montagabend mit seiner Mutter gegessen hatte. Und auch Tilman Velte hatte die Wahrheit gesagt. Er hatte im Garden-Restaurant des Bayerischen Hofs gegessen.
    »Und das haben dir die Leute freimütig erzählt?«, fragte ich staunend. »Haben die noch nie etwas von Datenschutz oder Vertraulichkeit gehört?«
    »Du darfst ihnen natürlich nicht das Gefühl geben, dass sie etwas ausplaudern, sondern musst an ihre Hilfsbereitschaft appellieren. In den beiden Restaurants habe ich mich als Assistentin auf der Suche nach der Lesebrille ihres Chefs ausgegeben. Und was das Alibi der Angermeiers für den Donnerstagnachmittag angeht, habe ich mich beim Kinderwunschinstitut telefonisch als Angestellte eines Bekleidungsgeschäfts in der Innenstadt vorgestellt. Ich habe behauptet, an dem besagten Nachmittag habe ein Mann dort Hemden eingekauft und sein Smartphone liegen gelassen. Er habe es bisher nicht abgeholt. Eine meiner Kolleginnen habe nun gemeint, es habe sich bei dem Mann möglicherweise um Herrn Doktor Angermeier gehandelt. Ganz sicher sei sie sich jedoch nicht. Ob die Sprechstundenhilfe wisse, ob er sein Smartphone vermisse? Die Antwort lautete, davon wisse sie nichts, sie könne mir jedoch versichern, dass es sich um jemand anderen gehandelt haben müsse, da ihr Chef gemeinsam mit seiner Frau den ganzen Nachmittag bis in den Abend hinein Sprechstunde abgehalten hätte.« Henrike grinste zufrieden.
    »Wenn du mich bei meiner Arbeit weiter so unterstützt, müssen wir eine Regelung finden. Es geht nicht, dass du daran nichts verdienst.«
    »Klar geht das. Mir macht es Spaß, außerdem habe ich zurzeit keine anderen Aufträge.«
    »Aber …«
    »Kein Aber«, schnitt sie mir das Wort ab. »Und jetzt lass uns mal den Stand der Dinge zusammenfassen. Christoph Angermeier hat für beide Tage ein gesichertes Alibi, seine Frau für den Donnerstag, Tilman Velte für den Montag. Bislang ungesicherte Alibis haben Tilman und Rena Velte jeweils für den Donnerstag – was sie betrifft, wissen wir nämlich nicht, ob

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