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Das verstummen der Kraehe

Das verstummen der Kraehe

Titel: Das verstummen der Kraehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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ein Taxi rufen, das uns zurückbringt.«
    »Ich kann euch fahren«, schlug Arne völlig verdattert vor.
    »Nein, danke! Du darfst diese Sauerei hier beseitigen, mein Auto auf eure Kosten durch die Waschanlage fahren und es mir dann auf dem Hof abstellen. Und vergiss nicht, dich zu entschuldigen!«
    Funda ging vor dem Hinterreifen in die Knie und schien ihn von allen Seiten zu betrachten.
    »Kris, hör mir bitte mal zu!«, sagte Arne.
    »Nein, du hörst mir zu! Ich liebe mein Auto, es ist ein sehr verlässlicher Teil meines Lebens. Und bis es sich definitiv nicht mehr reparieren lässt, wird es nicht ausgetauscht! Hast du mich verstanden?«
    Ein Mann beugte sich über den angrenzenden Gartenzaun und fragte, ob er helfen könne. Ich sagte Nein und bedankte mich, so freundlich ich konnte, für sein Angebot.
    »Kris, es hat schon gebrannt, als ich hier ankam«, schaltete sich Arne wieder ein. »Es muss kurz zuvor in Brand geraten sein. Du kannst froh sein, dass ich immer einen Feuerlöscher dabeihabe, sonst wäre die Sache anders ausgegangen.«
    »Du hast nicht …?«
    »Definitiv nicht!«
    Blut schoss mir in den Kopf, am liebsten wäre ich im Erdboden versunken. »Entschuldige bitte, Arne, ich habe tatsächlich geglaubt … Ich dachte, ihr …« Ich schluckte gegen den Kloß im Hals an. »Kannst du mir das verzeihen?«
    Er sah mich mit einem gutmütigen Blick an. »Bei einem guten Essen könnte ich das in Erwägung ziehen.«
    »In Berlin machen sie das mit Grillanzündern auf den Hinterreifen«, meldete Funda sich fachmännisch zu Wort. Sie stand auf, kam zu uns und hielt Arne die Hand hin. »Funda Seidl, ich bin Kristinas neue Mitarbeiterin.«
    Arne ergriff ihre Hand. »Arne Maas. Tatkräftiger, aber verkannter Freund des Hauses.«
    Funda ging bei seinem Händedruck in die Knie. »Tatkräftig kann ich bestätigen.«
    »Ist Funda ein Spitzname?«
    »Es ist türkisch und bedeutet Bergblumenwiese.«
    »Gefällt mir«, sagte Arne.
    »Könnten wir jetzt bitte noch mal einen Schwenk zu meinem Auto machen? Wie konnte es denn in Brand geraten?«
    »Vermutlich genau so, wie Funda es beschrieben hat. Mit einem Grillanzünder. Allerdings würde es mich interessieren, wem daran gelegen ist, ein Auto wie deines abzufackeln. Sozialneid kann ich mir bei deiner alten Gurke nur schwer vorstellen.«
    »Ich würde die Polizei anrufen«, sagte Funda.
    »Nein«, entgegneten Arne und ich wie aus einem Mund.
    »Wenn jemand Grillanzünder auf einem Reifen anzündet, ist das ein Fall für die Polizei«, beharrte sie.
    »Dann wartet bitte, bis ich weg bin«, sagte Arne.
    »Arne hält gerne Abstand zur Polizei«, erklärte ich Funda.
    »So wie du das sagst, Kris, klingt es, als wäre ich einer von diesen unseriösen Autohändlern. Was soll sie jetzt von mir denken?«
    »Keine Sorge, Funda weiß, dass ich nur mit vertrauenswürdigen Leuten zusammenarbeite.«
    »Was haben Sie gegen die Polizei?«, fragte sie ihn unverblümt.
    »Ist was Persönliches. Mein Vater war einer von denen.«
    »Verstehe. Und warum willst du nicht die Polizei rufen, Kris?«
    »Weil ich erst einmal in Ruhe nachdenken möchte, was das zu bedeuten hat.«
    Kondome im Garten waren eine Sache, auch anonyme Anrufe brachten mich kaum aus der Ruhe, aber die Zerstörung der Bonsais war für meine Mutter eine Katastrophe. Und mein Vater wäre bis ins Mark getroffen worden, hätte er die ausgeblasene Kerze entdeckt. Wenn ich mir auch nicht sicher sein konnte, dass der Übergriff im Park mir galt, mit dem Angriff auf die alte Gurke war meine Schmerzgrenze endgültig überschritten. Es wurde Zeit, dass wieder Ruhe einkehrte. Dafür mussten der oder die Täter jedoch erst einmal identifiziert werden.
    Bis es so weit war, durfte ich die anderen laufenden Nachlasssachen nicht schleifen lassen. Einen Haken konnte ich auf meiner To-do-Liste schon einmal machen: Der Wäschekorb mit Wertsachen und Dokumenten aus dem Untermenziger Haus stand inzwischen in der Kammer des Schreckens. Funda würde sich auf der Suche nach Verwandten durch die Unterlagen wühlen. Waren die erst einmal gefunden, würden sie anfangen, Druck zu machen, damit die Angelegenheit so schnell wie möglich abgewickelt würde. Auch an diesem Tag hatte mein Anrufbeantworter bereits fünf solcher dringenden Nachfragen gespeichert.
    Es war kurz nach eins, und ich biss gerade in eine Leberkäsesemmel, als mein Handy klingelte. Im Display erschien Nils’ Nummer. Da ich immer noch wütend auf ihn war, ignorierte ich seinen Anruf

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