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Das vertauschte Gesicht

Das vertauschte Gesicht

Titel: Das vertauschte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Entschuldigung. Jeder vernünftige Mensch richtete sich darauf ein, dass die Straßenbahnen bei Schneefall nicht richtig fuhren. Sie trat aus dem Häuschen und hielt nach einem Taxi Ausschau, aber wenn man eins brauchte, ließ sich nie eins blicken. So war das. Wenn man pünktlich sein wollte, fuhren die Bahnen nicht, und wenn man Plan B einsetzen wollte, gab es kein Taxi.
    Sie ging zur Kreuzung, aber am Taxistand war weit und breit kein Wagen zu sehen. Sie schaute sich um. Die anderen im Wartehäuschen glauben immer noch an die Straßenbahn. Wenn eine kommt, dann kommt eine. Das ist das Schicksal.
    Als sie die Straße überquerte, hielt ein Streifenwagen auf der anderen Seite vor der Bäckerei. Die linke Vordertür wurde geöffnet, der Fahrer stieg aus und winkte ihr zu. Sein Kollege blieb hinter den Scheibenwischern sitzen. Der Polizist rief etwas, und sie blieb auf dem Trottoir stehen. Er rief nach ihr. Sie ging näher.
    »Wir sind auf dem Weg zu Wavrinskys«, sagte er. »Sollen wir Sie vielleicht irgendwohin mitnehmen?«
    Sie wusste nicht, was sie antworten sollte. Der Junge war etwa in ihrem Alter, helle Haare, vielleicht ein bisschen zu dünn für einen Polizisten. Offenes Gesicht. Er kam ihr bekannt vor.
    »Ich hab Sie wieder erkannt, deswegen frag ich.« Er sah fast ein wenig verlegen aus. »Ich kenne Erik ja ein bisschen und da...« Er machte eine Bewegung, die das Wetter und den Mangel an Transportmitteln einschließen mochte. »Sie arbeiten doch im Sahlgrenska? Wir haben Sie im Wartehäuschen stehen sehen und dachten... «
    Sie sah auf die Uhr. Sowieso schon zu spät.
    »Okay«, sagte sie und lächelte. Der andere Polizist stieg aus und öffnete ihr die hintere Tür, und sie sah sich um, ehe sie in den Streifenwagen stieg. Auf frischer Tat vor der eigenen Wohnung ertappt. Was würden die Leute sagen?
    Der andere war gröber und älter. Er nannte seinen Namen, aber sie verstand ihn nicht.
    Es war angenehm warm im Auto. Keiner hatte Lust auf Konversation, und darüber war sie froh. Ein paar Nachrichten über den Funk klangen fast wie eine Werbesendung. Die Polizisten setzten sie vor dem Haupteingang ab.
    »Grüßen Sie Erik«, sagte der Fahrer, bevor sie die Autotür zuschlug. »Und ein gutes neues Jahr.«
    Auf dem halben Weg nach Kungsbacka zögerte Winter wegen des Schnees, fuhr jedoch weiter. Die Straße war hoffentlich auf dem Rückweg auch noch befahrbar. Er war zwei Schneepflügen begegnet, denen eine lange Autoschlange folgte.
    Es war Donnerstag, der 30. Dezember 1999. Morgen...! Er hatte kaum daran gedacht. Er spürte, dass er raus musste, weg vom Büro, dem Schreibtisch, der Ermittlungsakte, die er als Mitverfasser dreimal von vorne bis hinten gelesen hatte. Weg in die weiten Felder, die waren jetzt um ihn herum, überall.
    Er bog von der E6 ab und fädelte sich in die Spur ein, die zur westlichen Villenstadt führte. Nah beim Zentrum drängten sich die Autos, und die Leute hoben sich im Schneefall wie schwach gezeichnete Gestalten ab. Winter ließ den Scheibenwischer auf der höchsten Geschwindigkeit laufen.
    Er kam am Kulturhaus Fyren vorbei, hielt an und sah auf die Karte. Er drehte nach Süden ab, fuhr an der Schule vorbei, entdeckte das Straßenschild zu spät und musste anhalten und rückwärts fahren, als die Straße frei war.
    Die letzte Sitzung hatte etwas länger gedauert als gewöhnlich. Es war schließlich das größte Fest aller Zeiten, und Polizeipräsident Söderskog und seine Verwaltungsabteilung hatten ein Jahr hart an den Vorbereitungen gearbeitet. Die Milleniumsfeier war ein besonderes Ereignis. Auf der Skala der Bedeutung vom Ergreifen eines Ladendiebs bis zum Krieg landete das Milleniumfest näher beim Krieg, auf jeden Fall in Bürgerkriegnähe.
    »Wir streben eine normale Festbesatzung an«, hatte der Kollege der Verwaltungsabteilung vor langer Zeit gesagt. Das brachte Einschränkungen bei Urlaub und anderen Freizeiten mit sich, mehr Rufbereitschaft, erhöhte Dienststärke. Alle waren bereit, und niemand sollte von Panik gepackt werden, wenn Panik ausbrach.
    »Aber warum sollte sie ausbrechen?«, hatte der Kollege aus der Verwaltung gefragt. Ja, warum?
    Bartram und Morelius saßen mit Ivarsson bei den Schränken.
    »Dieser verdammte Umzug verstopft die Stadt«, sagte Ivarsson.
    »Die Göttin des Lichts führt uns in ein neues Jahrtausend«, sagte Bartram. »Das musst du bedenken.«
    »Das mag ja gut sein für alle, die kaum was sehen können, aber ich komm auch so zurecht«,

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