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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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erfüllen. Die Welt genesen zu lassen. Lepra zu heilen. Die Einsamkeit zu überbrücken, die seine Fähigkeit zur Liebe deformierte. Er bemühte sich, seine Entgegnung nicht grob ausfallen zu lassen. »Dann finde eine. Niemand kann's dir abnehmen.«
    Sie erwiderte nichts. Anscheinend hatten seine Worte sie zurück in ihre innere Isolation getrieben. Aber Covenant war zu müde, um sich weiter mit ihr abzugeben. Er döste schon ein. Während auch Linden sich zur Nachtruhe bettete, entschwebte er auf dem Rauschen des Flusses in den Schlaf.
     
    Er erwachte in steifer Verkrampfung und ausgekühlt neben einem Häuflein erkalteter Asche. Die Sterne waren bereits erloschen; in der morgendlichen Dämmerung wirkte der noch immer schnellströmende Mithil dunkel und kalt, unheimlich wie Schiefer. Covenant bezweifelte, daß er noch einen Tag inmitten von Wasser und Nässe zu überleben vermochte.
    Doch sie hatten, wie Sunder am Vortag geäußert hatte, keine Wahl. Covenant weckte, während schlimme Vorahnungen ihn zum Schaudern brachten, seine Begleiter. Linden sah bleich und abgezehrt aus, und sie vermied es, zum Fluß hinüberzuschauen, als könne sie schon den bloßen Gedanken an ihn nicht ertragen. Gemeinsam verzehrten sie ein spärliches Frühstück und erstiegen anschließend einen Felsklotz, um den Sonnenaufgang zu erwarten. Wie sich hatte absehen lassen, erschien die Sonne wieder in bläulichem Glanz, und im Osten begannen sich bedrohliche Wolkenmassen zu sammeln. Sunder zuckte resigniert mit den Schultern und ging, um das Netz mit dem inzwischen sehr geschrumpften Vorrat an Melonen von neuem am Floß festzubinden.
    Die drei Gefährten stießen das Floß, kaum mehr als ein Bündel Holz, erneut in die Strömung hinaus. Die eisige Kälte des Wassers verschlug Covenant regelrecht den Atem; doch er wehrte sich gegen die Kälte, die Strömung und das Gewicht der Stiefel mit seiner alten Lepraleidenen-Hartnäckigkeit und stand den anfänglichen Schock durch. Dann setzte abermals der Regen ein. Im Verlauf der Nacht hatte die Wildheit des Flusses abgenommen; er hatte das Treibgut aus Sträuchern und Bäumen hinweggespült und floß nicht mehr so stürmisch wie gestern dahin. Dagegen fiel der Regen heute noch heftiger, ein stärkerer Wind fegte ihn herab. Böen wehten die Regentropfen dermaßen abwärts, daß sie mit der Wucht von Hagelkörnern niederprasselten. Wahre Ströme von Regen peitschten ins Wasser, trafen es mit einem wie hitzigen Zischgeräusch.
    Binnen kurzem geriet der Wolkenbruch für die Gefährten zur Qual. Es gab kein Entweichen vor der allgegenwärtigen Naßkälte, die alles durchdrang. Dann und wann bemerkte Covenant in der Ferne das Lodern eines Blitzschlags, das die Düsternis zerriß; doch das unaufhörliche Herabrauschen des Regens in den Mithil übertönte jeden Donner. Bald fühlten sich Covenants Muskeln so bleiern an, waren seine Nerven so abgestumpft, daß er nicht länger dazu imstande war, sich am Floß festzuhalten. Es schob seine Hand zwischen die Äste, hakte den Ellbogen um einige der aus Ranken geknüpften Stränge, die die Äste verbanden, und stand auf diese Weise alles weitere durch.
    Irgendwie ging der Tag herum. Zu guter Letzt zeigte sich längs des östlichen Horizonts ein Streifen klaren Himmels. Allmählich ließen Regen und Wind nach. Mehr aus Zufall als infolge von Absicht gerieten die drei mit ihrem Gefährt in eine kleine, mit Sand und Kieselsteinen gesäumte Bucht am Westufer. Während sie das Floß aus dem Wasser zogen, knickten unter Covenant die Beine ein, und er fiel mit dem Gesicht zwischen die Kiesel, als wäre er nun ein für allemal unfähig, sich je wieder zu rühren.
    »Brennholz«, keuchte Linden. Covenant konnte ihre unsicheren Schritte hören, das Knirschen ihrer Schuhe. Auch Sunder lief anscheinend umher. Ein Aufstöhnen Lindens veranlaßte Covenant zu ruckartigem Anheben des Kopfes, und er erhob sich auf Hände und Knie. Er spähte in die Richtung ihres betroffenen Blicks und sah, was sie so in Bestürzung versetzte. Es gab kein Brennholz zu finden. Der Regen hatte die Steine saubergespült. Und das kleine Fleckchen Strand war undurchdringlich begrenzt durch ein Gewirr von Dornbüschen voller langer Dornen mit Widerhaken. »Was sollen wir jetzt machen?« Ermattung und Tränen ließen Lindens Stimme erstickt klingen. Covenant versuchte etwas zu sagen, aber er war zu schwach, um nur einen Laut herauszubringen.
    Der Steinmeister drückte seine ermüdeten Knie durch,

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