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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Laterne an. Covenant kam heraus und trat ihr entgegen. Seine Haltung war hochaufgerichtet und voller Zurückweisung; sie zeichnete sich gegen die gelbliche Beleuchtung hinter seinem Rücken ab. Sie konnte sein Gesicht nicht erkennen.
    »Dr. Avery ...« Seine Stimme kratzte wie eine Säge. »Gehen Sie.«
    »Nein.« Ihre unregelmäßigen Atemzüge führten dazu, daß sie abgehackt sprach, jedes Wort einzeln hervorstieß. »Nicht, bevor ich sie gesehen habe.«
    »Sie?« wiederholte er.
    »Ihre Ex-Frau.«
    Einen Moment lang bewahrte er Schweigen. »Was hat der Lump Ihnen sonst noch erzählt?« wollte er dann barsch erfahren.
    Sie achtete nicht auf seinen Zorn. »Daß Sie Hilfe benötigen.«
    Seine Schultern wölbten sich, als verkneife er sich eine heftige Entgegnung. »Er irrt sich. Ich brauche keine Hilfe. Ich brauche Sie nicht. Gehen Sie!«
    »Nein.« Linden gab nicht nach. »Er hat vollkommen recht. Sie stehen am Rande der Erschöpfung. Es ist zu anstrengend für Sie, sich ganz allein um sie zu kümmern. Ich kann Ihnen helfen.«
    »Sie können's nicht«, widersprach er gedämpft, aber mit allem Nachdruck. »Sie braucht keinen Arzt. Sie muß in Ruhe gelassen werden.«
    »Das glaube ich erst, wenn ich mich davon überzeugt habe.«
    Covenant spannte sich an, als ob sie Anstalten mache, zur Tat zu schreiten und an ihm vorbei ins Haus zu gehen. »Sie benehmen sich aufdringlich. Wenn Sie jetzt nicht endlich gehen, verständige ich den Sheriff.«
    Die Unrechtmäßigkeit ihrer Position brachte Linden in Wut. »Gottverdammt«, brauste sie auf, »wovor fürchten Sie sich eigentlich?«
    »Vor Ihnen.« Seine Stimme klang unheilvoll und kalt.
    »Mir? Sie kennen mich doch gar nicht.«
    »Und Sie kennen mich nicht. Sie wissen nicht einmal, was hier vorgeht. Sie würden's auch absolut nicht begreifen können. Und Sie sind wider Willen hier.« Seine Vorhaltungen glichen Klingen. »Berenford hat Ihnen das aufgedrängt. Und der Alte ...« Er schluckte. »Sie haben ihn gerettet, aber er hat Sie ausgewählt«, schnauzte er dann, »und Sie haben nicht die geringste Ahnung, was das bedeutet . Ihnen fehlt's an der leisesten Vorstellung, wofür er Sie ausgewählt hat. Zur Hölle, ich habe nicht die Absicht, dafür geradezustehen! Gehen Sie!«
    »Was hat das mit Ihnen zu tun?« Sie versuchte, seinen Äußerungen einen Sinn abzugewinnen. »Wieso kommen Sie darauf, daß dieser Vorfall in einem Zusammenhang mit Ihnen steht?«
    »Weil ich Bescheid weiß.«
    »Über was wissen Sie Bescheid?« Linden mochte die herablassende Art seiner Verweigerung nicht hinnehmen. »Was ist an Ihnen so außergewöhnlich? Die Lepra? Glauben Sie, daß Sie Leprotiker sind, gibt Ihnen ein besonderes Vorrecht auf Einsamkeit und Leid? Seien Sie nicht so überheblich. Auf der Welt haben noch mehr Menschen zu leiden, und man braucht kein Leprotiker zu sein, um für sie Verständnis aufzubringen. Was ist denn so gottverdammt Besonderes an Ihnen?«
    Lindens Zorn mäßigte Covenant. Noch immer ließ sich seine Miene nicht erkennen; doch es hatte den Anschein, als denke er neu über sich nach, verändere sich seine Einstellung. »Durchaus nichts«, erwiderte er einen Moment später ruhig. »Aber ich stecke in dieser Sache drin, und Sie nicht. Ich weiß, um was es geht. Sie dagegen nicht. Man kann's nicht erklären. Sie wissen nicht, was Sie tun.«
    »Dann sagen Sie's mir. Machen Sie's mir verständlich, damit ich die richtige Entscheidung treffen kann.«
    »Dr. Avery.« Nun hörte seine Stimme sich jäh und heiser an. »Kann sein, daß Leiden keine private Angelegenheit ist. Es mag sein, daß Krankheit und Not öffentliche Belange sind. Aber diese Sache ist privat.«
    Seine Eindringlichkeit brachte sie zum Schweigen. Insgeheim rang sie mit ihm und fand keine Möglichkeit, ihn irgendwie in den Griff zu bekommen. Er wußte mehr als sie – hatte mehr durchgemacht, mehr Erfahrungen erworben, im Leben mehr dazugelernt. Aber es war ihr unmöglich, das Ganze nun aufzugeben. Sie mußte irgendeine Erklärung haben. Die Nachtluft war dunstig und feucht, machte das bedeutsame Blinken der Sterne verschwommen. Weil Linden kein anderes Argument mehr besaß, konfrontierte sie Covenant zu guter Letzt mit ihrem eigenen Nichtbegreifen. »›Bleib getreu‹«, bekannte sie, »ist nicht das einzige, was der Alte gesagt hat.«
    Covenant prallte regelrecht zurück. Linden blieb stumm, bis die Spannung ihn zu einer in unterdrücktem Ton gestellten Frage trieb. »Was denn noch?«
    »›Hab keine

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