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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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schön.« Linden besann sich auf ihre Ausbildung, griff gewissermaßen mit beiden Händen darauf zurück. »Erzählen Sie mir, was geschehen ist.«
    Berenford reagierte mit einer Gebärde der Hilflosigkeit. »Ich weiß es selbst nicht richtig. Mir ist nur bekannt, was er Mrs. Roman mitgeteilt hat – was ich von ihr erfahren habe. Es ergibt keinen vernünftigen Sinn.« Er seufzte. »Naja, er hat die folgende Darstellung gegeben. Einige Zeit nach Mitternacht habe er vor der Haustür Fremde gehört. Er habe einen Großteil des Abends mit dem Versuch herumgebracht, Joan zu baden, danach jedoch wäre er eingeschlafen. Aufgewacht sei er erst wieder, als sich draußen die Leute aufzuführen anfingen, wie wenn sie die Tür einzuschlagen beabsichtigten. Nach seiner Aussage gab es keine Veranlassung, erst danach zu fragen, worauf sie's abgesehen hätten. Ich nehme an, er hat mit so was schon gerechnet, seit Joan sich hier bei ihm aufhielt. Jedenfalls nahm er seine Flinte ... Wußten Sie, daß er eine Flinte hat? Erst in der vergangenen Woche hat er sie von Mrs. Roman für sich kaufen lassen. Zur Selbstverteidigung – als wäre die bloße Tatsache, daß er Leprotiker ist, nicht mehr Schutz vor unerbetenen Annäherungen, als jemand sich überhaupt wünschen kann.« Berenford bemerkte Lindens Ungeduld und kam zurück zur Sache. »Also, er nahm die Flinte und schaltete die gesamte Beleuchtung an. Dann machte er die Haustür auf. Sie kamen herein – wohl ein halbes Dutzend Personen. Er sagt, sie seien in Sack und Asche gehüllt gewesen.« Dr. Berenford schnitt eine Grimasse. »Falls er jemanden von ihnen erkannt hat, schweigt er sich darüber aus. Er hat ihnen die Flinte unter die Nase gehalten und gesagt, sie könnten sie nicht haben. Aber diese Leute sollen sich benommen haben, als legten sie's geradezu darauf an, erschossen zu werden. Und als der entscheidende Moment da war, brachte er's nicht fertig, auf sie zu schießen. Nicht einmal, um seine Ex-Frau zu schützen.« Der Oberarzt schüttelte den Kopf. »Folglich hat er versucht, sich der Eindringlinge mit den bloßen Fäusten zu erwehren, aber als einer gegen sechs hatte er natürlich keine große Chance. Irgendwann heute am frühen Morgen kam er lange genug zu Bewußtsein, um Mrs. Roman anzurufen. Er redete unbegreifliches Zeug bestand darauf, sie solle eine Suche veranlassen, könne aber nicht sagen, weshalb –, hatte aber immerhin soviel Verstand, daß er einsah, er benötigte Hilfe. Danach verlor er wieder die Besinnung. Als Mrs. Roman hier ankam, fand sie ihn ohnmächtig auf dem Fußboden vor. Überall Blut. Wer die Leute auch waren, sie müssen eine ganze Kuh haben ausbluten lassen.« Berenford trank Kaffee, als wäre das Getränk ein Arzneimittel gegen den Gestank in der Luft. »Tja, es ist ihr gelungen, ihn wieder auf die Beine zu stellen, und er bat sie, nach Joan zu schauen. Joan war fort. Ihre Fesseln waren durchgeschnitten worden.«
    »Man hat sie nicht umgebracht?« fragte Linden dazwischen.
    Berenford sah sie an. »Nein, behauptet Covenant. Woher er diese Gewißheit nimmt, das weiß ich so wenig wie Sie.« Nach kurzem Schweigen sprach er weiter. »Auf jeden Fall, anschließend hat Mrs. Roman mich angerufen. Als ich hier war, fuhr sie zurück in die Ortschaft, um zu sehen, was sie ihrerseits tun könnte, damit man Joan findet. Ich habe Covenant inzwischen untersucht, offenbar fehlt ihm nichts. Er leidet so sehr unter allgemeiner Erschöpfung wie an allem anderen.«
    Linden tat ihre Bedenken hinsichtlich Covenants Zustand mit einem Schulterzucken ab. »Ich werde ein Auge auf ihn haben.«
    Berenford nickte. »Darum habe ich Sie hergebeten.«
    Um sich eine gewisse Stetigkeit zu verleihen, trank Linden einige Schlucke von ihrem Kaffee. »Haben Sie eine Ahnung«, fragte sie dann nach, »wer diese Leute gewesen sind?«
    »Ich habe Covenant das gleiche gefragt«, antwortete Berenford mit gerunzelter Stirn. »Alles, was er erwidert hat, war: ›Zur Hölle, woher soll ich das wissen?‹«
    »Na schön, und was könnten diese Leute mit ihr vorhaben?«
    Für einen Moment überlegte Berenford. »Wissen Sie«, meinte er dann, »am schlimmsten an der ganzen Geschichte ist ... ich glaube, er weiß es.«
    Der Frust machte Linden aufsässig. »Warum will er's uns denn bloß nicht verraten?«
    »Schwer zu sagen«, entgegnete der Chefarzt nachdenklich. »Meine Vermutung lautet, daß er annimmt, wir würden versuchen, wenn wir wüßten, was los ist, ihn an diesem oder jenem zu

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