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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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hindern.«
    Linden schwieg dazu. Ihre Bereitschaft, Covenant an irgend etwas zu hindern zu versuchen, war mittlerweile gleich Null. Doch umgekehrt war sie bis zum äußersten entschlossen, unbedingt die Wahrheit über Joan herauszufinden, über ihn und – ja, und den Greis in dem ockerfarbenen Gewand. In ihrem eigenen Interesse. Und um Covenants willen. Trotz seiner abweisenden Selbständigkeit vermochte sie sich der festen Überzeugung, daß er Beistand benötigte, nicht zu entledigen.
    »Das ist ein zusätzlicher Grund, aus dem Sie bei ihm bleiben sollten«, sagte der ältere Arzt leise, indem er aufstand. »Ich muß jetzt gehen. Aber irgend jemand muß darauf achtgeben, daß er keine Verrücktheiten begeht. Manchmal ...« Seine Stimme sank herab und verstummte, ertönte danach mit plötzlichen Anklängen gereizter Verdrossenheit. »Mein Gott, manchmal glaube ich, der Mann braucht keinen Arzt, sondern einen Aufseher.« Zum erstenmal seit Lindens Ankunft blickte Berenford sie direkt an. »Werden Sie auf ihn aufpassen?«
    Sie konnte ihm ansehen, daß er auf die Zusicherung Wert legte, sie teile mit ihm sein Gefühl der Verantwortlichkeit für Covenant und Joan. Doch eine solche Zusage vermochte sie nicht zu geben. Aber sie fühlte sich dazu imstande, ihm zumindest etwas Ähnliches zu versprechen. »Na ja, jedenfalls werde ich nicht zulassen«, antwortete sie ernst, »daß er sich mir entzieht.«
    Berenford nickte unsicher. Er schaute sie nicht länger an. »Haben Sie Geduld mit ihm«, bat er gedämpft, während er zur Tür schlenderte. »Er hat lange Zeit niemanden gekannt, der sich nicht vor ihm fürchtet, und er weiß wohl nicht so genau, wie er mit einem solchen Menschen zurechtkommen soll. Sorgen Sie dafür, daß er etwas ißt, wenn er aufwacht.« Damit verließ er das Haus und strebte zu seinem Auto.
    Linden sah ihm nach, bis der Wagen in der Richtung zur Landstraße im aufgewirbelten Staub außer Sicht geriet. Dann kehrte sie zurück ins Wohnzimmer.
    Was konnte sie tun? Sie wußte es so wenig wie Covenant. Aber sie hatte vor, es in Erfahrung zu bringen. Der Geruch nach Blut ließ sie sich unrein fühlen; doch sie unterdrückte ihr Unbehagen lange genug, um sich zunächst ein Frühstück zu bereiten. Anschließend machte sie sich daran, das Wohnzimmer zu putzen.
    Mit einem Schrubber und einem Eimer voller Seifenlauge säuberte sie es von den großen Flecken, als seien sie für sie eine persönliche Beleidigung. Tief in Lindens Innerem, wo ihre Schuldgefühle und Zerknirschung wurzelten, saß auch das Empfinden, daß Blut gleich Leben war – ein Gegenstand von Wert, zu kostbar, um verschwenderisch und geringschätzig damit umzugehen, so wie ihre Eltern es vertan und weggeworfen hatten. Linden schrubbte mit echtem Grimm an der Hinterlassenschaft des Irrsinns oder der Bosheit herum, mit der diese Räumlichkeit besudelt war, versuchte sie zu beseitigen.
    Wenn sie das Bedürfnis verspürte, eine Pause einzulegen, ging sie still zu Covenant, um ihn zu betrachten. Die blauen Blutergüsse gaben seinem Gesicht ein mißgestaltetes Aussehen. Anscheinend schlief er unruhig, doch zeigte er keinerlei Anzeichen der Gefahr, möglicherweise wieder in ein Koma abzugleiten. Gelegentlich verrieten die Bewegungen seiner Augen, daß er träumte. Er schlummerte mit offenem Mund, als ob er einen lautlosen Schrei ausstieße; und einmal waren seine Wangen feucht von Tränen. Es rührte Lindens Herz, ihn da so ausgestreckt liegen zu sehen, angreifbar und ohne jeden Trost. Er hegte so wenig Achtung vor der eigenen Sterblichkeit.
    Kurz nach der Mittagsstunde, während sie sich noch an der Arbeit befand, kam Covenant aus seinem Schlafzimmer. Sein ganzes Gebaren bezeugte Benommenheit, Schlaftrunkenheit machte seinen Gang schwerfällig. Er blinzelte sie quer durchs Zimmer an, als läge ihm daran, ärgerlich zu werden; aber seine Stimme spiegelte nichts als Resignation wider. »Jetzt läßt sich Ihrerseits nichts mehr für sie tun. Sie können genausogut heimgehen.«
    Linden richtete sich auf und wandte sich ihm zu. »Ich möchte Ihnen helfen.«
    »Ich werde schon selbst mit der Sache fertig.«
    Linden schluckte ihren Mißmut wie einen widerlichen Klumpen und gab sich Mühe, jeden Unterton von Spott aus ihrer Stimme fernzuhalten. »Irgendwie machen Sie auf mich keinen entsprechenden Eindruck. Sie konnten nicht verhindern, daß man sie fortschleppte. Wie wollen Sie's dann jetzt fertigbringen, sie zurückzuholen?«
    Covenants Augen weiteten

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