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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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den Oberschenkeln; die Binsen wuchsen ihm bis über den Kopf. Eine unablässige Furcht vor unsichtbaren Löchern und versteckten Raubtieren zermürbte seine Nerven. Doch der Trupp hatte keine Wahl; der Sumpf lag vor ihm auf dem Weg nach Osten, so weit die Haruchai sehen konnten.
    Die Dichte der Binsen zwang die Gefährten dazu, sich im Gänsemarsch fortzubewegen. Brinn machte den Vordermann, dichtauf gefolgt von Linden und Cail; danach kamen Harn, Hollian, Stell, Sunder, Covenant, Ceer und Hergrom. Das Wasser war dunkel und ölig; Covenants Beine verschwanden darin, als wären sie in Höhe des Wasserspiegels abgesägt worden. Stechmücken schwärmten durch die Luft; und der Sumpf stank schwach, als wäre sein Grund mit Kadavern übersät. Der Sack, den Stell hoch auf den Schultern trug, versperrte Covenant die Sicht nach vorn; er wußte nicht, wie lang er sich auf diese Art und Weise noch weiterzuquälen hatte. Instinktiv versuchte er, sich zu beeilen, aber seine Füße fanden im Morast nie richtig Halt, und das Wasser war so dick wie Blut. Der Schlick zog seine Beine abwärts, verdreckte ihm die Kleidung. Oft klammerten seine Hände sich unwillkürlich an Schilfrohr; das hätte ihm, wäre er ausgerutscht, jedoch nicht geholfen. Insgeheim fluchte er vor sich hin, wenn er an Hohl dachte. Der Dämondim-Abkömmling hatte den Menschen, die ihn zu retten versuchten, nicht einmal einen einzigen Blick geschenkt. Covenants Pulsschlag pochte in seinen Schläfen.
    Plötzlich und ohne jede Warnung begannen neben ihm die Binsen zu knistern. Gebrodel brachte das Wasser zum Gischten. Die Windung eines langen Schlangenleibes, so dick wie Covenants Schenkel, durchbrach die Wasserfläche. Im selben Augenblick riß etwas Sunder hinab und außer Sicht. Sechs Meter entfernt kam er wieder aus dem Wasser zum Vorschein, den dicken Leib der Schlange um Hüften und Hals geschlungen. Die glänzenden Schuppen des Tiers bedeckten genug Kraft, um ihm den Rücken zu brechen wie ein trockenes Reisig. All die Schnelligkeit der Haruchai schien Covenant auf einmal unzureichend zu sein. Er sah Stell den Sack abwerfen, sich ducken, zu einem weiten Sprung ansetzen, als wäre jede einzelne dieser Handlungen von diskreter Natur und brauche ihre Zeit. Ceer trug keine Last; er war um einen Sekundenbruchteil schneller als Stell. Hollian verzog den Mund, um einen Schrei auszustoßen. Jedes einzelne Schilfrohr zeichnete sich unversehens durch krasse Deutlichkeit aus. Dem Wasser war die Beschaffenheit schmutziger Wolle zu eigen. Covenant sah alles: nasse Schuppen; die Windungen des Schlangenleibes, die zermalmen konnten; Ceer und Stell, wie sie sich anschickten, flache Sprünge zu tun; Hollians Mund ...
    Marid! Ein Mann ohne Mund, Pein in den Augen, Schlangen statt Arme. Fänge, die nach Lindens Gesicht gierten. Sunder. Marid. Fänge, die sich wie Kreuzigungsnägel in Covenants rechten Unterarm bohrten. Gift. In diesem Moment verwandelte sich Covenant in eine Flamme der Wut. Bevor Ceer und Stell nur die Hälfte des Abstands zurückgelegt hatten, röstete Covenant die dicken Leibeswindungen, die Sunders Rücken krümmten; wilde Magie verbrannte das Fleisch in greller Transparenz, entflammte Rückgrat, Rippen, Eingeweide in heller Glut. Linden stieß einen Schrei des Schreckens aus. In ihrem Todeskampf zerrte die Schlange Sunder unter Wasser.
    Ceer und Stell tauchten unerschrocken mitten in das Tosen. Sie verschwanden in der aufgewühlten Brühe, richteten sich auf, hielten in ihrer Mitte den Steinmeister, der keuchte und um Atem rang. Leblose Längen des Schlangenleibes sackten hinter ihren Rücken ins Wasser, während die zwei Haruchai Sunder aus dem Gefahrenbereich brachten.
    Covenants Macht war schlagartig erloschen, restlos beseitigt durch Lindens Aufschrei. Eisigkeit drang Covenant bis ins Mark der Knochen. Bilder von grünen Kindsgestalten und Erinnerung an Erstickungsgefühl suchten ihn heim. Hölle und Verdammung! Seine Begleiter betrachteten ihn. Linden preßte die Hände an die Seiten ihres Kopfes, bemühte sich um Meisterung ihrer Furcht. Covenant rechnete damit, sie werde ihn wegen seiner Unvernunft anschreien. Doch sie tat es nicht. »Es war meine Schuld.« Sie sprach in dumpfem, heiserem Ton. »Das Vieh hätte mir auffallen müssen.«
    »Nein.« Stell antwortete, als wäre er über jeden Widerspruch erhaben. »Es kam erst, als du bereits vorüber warst. Die Schuld ist mein. Der Steinmeister steht unter meiner Obhut.«
    Hölle und Verdammnis ,

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