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Das verwundete Land - Covenant 04

Das verwundete Land - Covenant 04

Titel: Das verwundete Land - Covenant 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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gewohnheitsmäßige Strenge und ließ unter dem von Streifen durchzogenen Staub auf ihrem Gesicht einiges von ihrer Schönheit erkennen. »Vielen Dank.« Daß Sie versucht haben, mir das Leben zu retten , wollte Covenant eigentlich sagen. Im Wald hinter meinem Haus. Aber er mochte sich jetzt nicht an jene Ereignisse erinnern. »Daß Sie mir Sunder vom Hals gehalten haben«, fügte er statt dessen hinzu. Ich wußte nicht, daß du mir so sehr vertraust. »Wo haben Sie diesen Griff gelernt?«
    »Ach, den.« Ihr Grinsen zeugte teils von Grimm, teils von Belustigung. »Die Medizinische Fakultät, die ich besucht habe, stand in einer ziemlich üblen Nachbarschaft. Die Wächter dort haben Kurse in Selbstverteidigung veranstaltet.«
    Covenant fragte sich unwillkürlich, wie lange es eigentlich her war, daß ihm zuletzt eine Frau zugelächelt hatte. Aber bevor er antworten konnte, hob sie den Blick an den Himmel. »Wir sollten wieder aus der Sonne gehen. Eine einzelne Schatzbeere wird uns nicht allzu lange bei Kräften halten.«
    »Stimmt.« Die Aliantha hatte Covenants Hunger gedämpft, das Lechzen seines Körpers nach Wasser gelindert, seinen Muskeln ein gewisses Leben zurückgegeben. Aber sie vermochte nicht vor der Sonne zu schützen. Ringsherum schimmerten die Ebenen von Hitze, als werde das Gewebe des Untergrunds Faser um Faser ausgebleicht. Versonnen schabte er an dem Blut an seinem Kinn und machte Anstalten, hinüber zu Sunder zu gehen.
    Linden hielt ihn zurück. »Covenant.« Er drehte sich um. Linden stand nach Osten gewandt, spähte über die Felsplatte hinweg. Mit beiden Händen überschattete sie die Augen. »Dort kommt jemand.«
    Sunder gesellte sich zu ihnen; gemeinsam blinzelten sie hinaus ins Geflimmer der Glut. »Was zum Teufel ...?« murmelte Covenant. Zuerst sah er nichts außer Hitze und fahlem Dreck. Doch dann erkannte er eine aufrechte Gestalt, die sich dunkel in dem Hitzewallen mal abzeichnete, mal nicht. Die Erscheinung gewann an Festigkeit, indem sie sich näherte. Allmählich nahm sie ein greifbares Aussehen an, verwandelte sich in materielle Beschaffenheit, als nahe sich eine Verkörperung des Sonnenübels. Es handelte sich um einen Menschen. Er trug die Gewandung eines Steinhauseners. »Wer ...?«
    »O mein Gott!« keuchte Linden.
    Der Mann kam näher. »Marid!« entfuhr es Sunder.
    Marid? Unerwartete Schwäche bedrohte die Standfestigkeit von Covenants Knien. Das Sonnenübel wird keine Gnade ...
    Der Mann besaß Marids Augen, wie schwärig aus Selbstabscheu, stummem Flehen, bösartiger Lust. An seinen Fußknöcheln waren noch die Pfosten festgebunden. Sein Gang glich einem Getaumel der Begierde und Drohung. Er war zu einem Monstrum geworden. Schuppen bedeckten die untere Hälfte seines Gesichts; sowohl der Mund wie auch die Nase waren verschwunden. Und seine Arme hatten sich in Schlangen verwandelt. Dicke, schuppige Schlangenleiber wanden sich von seinen Schultern; Schlangenköpfe züngelten, wo seine Hände gewesen waren, bleckten Zähne, so weiß wie Gebein. Sein Brustkorb röchelte schwer nach Luft, und die Schlangen zischten. Hölle und Verdammnis!
    Linden starrte Marid entgegen. Ekel verzerrte ihren Mund. Sie wirkte wie gelähmt und als sei ihr der Atem gestockt. Der Anblick des Marid zugefügten Übels beraubte sie ihres klaren Denkvermögens, des Muts und selbst der Bewegungsfähigkeit.
    »Ach, Marid, mein Freund«, flüsterte Sunder kummervoll. »Das ist die Strafe des Sonnenübels, dessen Folgen niemand vorauszusehen vermag. Wärst du unschuldig, wie der Ur-Lord von dir behauptet ...« Aus Trauer stöhnte er auf. »Vergib mir.« Doch im nächsten Moment klang seine Stimme härter. »Weiche, Marid!« schnauzte er. »Meide uns! Hier ist dein Leben verwirkt!« Marids Blick zuckte, als habe er verstanden; aber er kam ohne Zögern näher, strebte zielbewußt die Felsplatte an. »Marid!« Sunder riß seinen Dolch heraus. »Dein Unglück macht meine Schuld groß genug. Bürde mir nicht auch noch das auf!« Marids Augen warfen dem Steinmeister einen Blick wortloser Warnung zu.
    Covenants Kehle fühlte sich an wie Sand; seine Lungen atmeten mühsam. Im Hintergrund seines Bewußtseins pochte Empörung wie der Pulsschlag seines Lebensblutes selbst. Drei Schritte neben ihm stand Linden, vor Entsetzen wie versteinert. Unter mörderischem Gezische verfiel Marid in einen Laufschritt. Er lief auf die Felsen, die Felsplatte entlang. Für einen Augenblick war Covenant, als könne er sich absolut nicht

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