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Das vielfarbene Land

Das vielfarbene Land

Titel: Das vielfarbene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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die Gazellen. Sie durchstreiften das Oberland in riesigen lockeren Herden, die manchmal einen ganzen Quadratkilometer bedeckten. Als die Gesellschaft in tiefergelegene Gebiete kam, wo die Vegetation üppiger wuchs, sahen sie weitere Grasfresser ziegenähnliche Tragocerinen mit mahagonifarbenem Fell, größere gepanzerte Antilopen, die dünne weiße Streifen auf ihren gelblichen Flanken trugen, und einmal in einem kleinen Akaziengebüsch massige graubraune Elen-Antilopen mit kräftigen Spiralhörnern. Die Bullen mit ihren herabhängenden Wammen hatten mehr als zwei Meter Schulterhöhe.
    »Soviel Fleisch auf dem Huf«, staunte Felice. »und nur ein paar große Katzen und Hyänen und Bärenhunde als natürliche Feinde. Ein Jäger kann in dieser Welt nicht verhungern.«
    »Das Verhungern«, bemerkte die Nonne trocken, »scheint kaum das Problem zu sein.« Sie hob ihren Rock und begann, ihre Oberschenkel zu massieren, indem sie sie mit den Handkanten schlug.
    »Arme Amerie. Natürlich weiß ich, was das Problem ist. Ich habe daran gearbeitet. Paß auf!«
    Vor den Augen der verwirrten Nonne trieb Felices Chalicotherium wie zufällig auf ihr eigenes zu, bis die Flanken der beiden Tiere sich leicht berührten. Dann entfernte Felkes Tier sich wieder und trottete ruhig eine gute Armeslänge links von seiner richtigen Position in der Reihe dahin. Eine halbe Minute später glitt es zurück an die ihm bestimmte Stelle in der Karawane. Dort blieb es ein paar Augenblicke in gemächlichem Trott und legte nun einen Schritt zu, bis es die Entfernung zwischen sich und dem Tier vor ihm um anderthalb Meter verkürzt hatte. Das Chaliko hielt diesen Abstand, während Amerie langsam begriff, was sich abspielte. Als ein mißtrauischer Bärenhund aufheulte, fiel das Chaliko auf seinen üblichen Platz zurück.
    »Mamma mia«, murmelte die Nonne. »Merken die Soldaten nicht, was du tust?«
    »Niemand unternimmt etwas dagegen, daß ich in ihre Kontrolle eingreife. Wahrscheinlich gibt es überhaupt kein Feedback, nur das einmalige Kommando für den ganzen Zug, das Tempo und Abstände festlegt. Weißt du noch, wie diese blauen Rebhühner die Chalikos gestern am frühen Abend erschreckten? Die Wachen kamen nach hinten, um uns wieder ordentlich in Reih und Glied zu bringen. Das hätten sie nicht nötig gehabt, wenn es ein Feedback von unsern Reittieren gäbe.«
    »Das ist richtig. Aber ...«
    »Halt deinen Schleier fest. Jetzt bist du dran.«
    Ameries Schmerzen und spirituelle Qualen wurden von plötzlich aufquellender Hoffnung hinweggefegt denn jetzt wiederholte ihr Chalicotherium die Bewegungen von Felices Tier. Als der unheimliche Solotanz beendet war, vollführten beide Geschöpfe zusammen identische Manöver.
    »Te deum laudamus«, flüsterte Amerie. »Du könntest es fertigbringen, Kind. Aber kannst du die da erreichen?« Sie wies mit dem Kinn in die Richtung des nächsten Bärenhundes.
    »Das ist schwer. Schwerer als alles, was ich in der Arena auf Acadie jemals gemacht habe. Aber ich bin jetzt älter.«
    Zumindest vier Monate älter. und es ist kein blödes Spiel mehr, bei dem ich hoffe, daß sie lernen, mich zu schätzen, statt sich bloß vor mir zu fürchten. und nun vertraut mir merie, und auch die anderen würden mir vertrauen, wenn e es nur wüßten. Sie würden mir vertrauen und mich bewundern. Doch wie soll ich die Sache testen? Ich darf mich nicht verraten. So schwer. Wie es wohl am besten geht?
    Der Bärenhund, der zwanzig Meter von Felices linker Flanke lief, kam langsam näher. Von seiner heraushängenen Zunge tropfte Speichel. Das Untier war nach dem langen Marsch ziemlich erschöpft. Sein Verstand arbeitete langsamer, sein Wille wurde schwächer. Der Befehl in seinem Gehirn, der ihn laufen und aufpassen hieß, wurde eingekapselt von Hunger und Müdigkeit. Der Ruf zur Pflicht war jetzt schwach im Vergleich mit dem Versprechen eines Troges voll von Fleisch und eines Bettes aus trockenem Gras an einem schattigen Ort.
    Das Amphicyon näherte sich Felices Chaliko immer mehr. Es wimmerte und schnaubte, wenn es sich bewußt wurde, laß es die Kontrolle über sich verloren hatte. Es schüttelte den häßlichen Kopf, als versuche es, lästige Insekten wegzuchleudern. Die schweren Kiefer klappten zusammen und ersprühten Geifer. und doch kam es immer näher und lief zusammen mit dem Chaliko in der Staubwolke, die die Klauenfüße des Reittiers aufwirbelten. Der Bärenhund funkelte in hilfloser Wut das kleine Menschenwesen an, das hoch

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