Das vielfarbene Land

Planetenkruste und Schiff verschmolzen im Flammensturm zu einer Wunde. Doch wir blieben und sangen, bis das Feuer vom Regen und von Bredes Tränen gelöscht war. Dann flogen wir fort.
    Darauf reisten Pallol, Medor, Sharn und Yeochee, Kuhsarn der Weise und Lady Klahnino, der Thagdal, Boanda, Mayvar und Dionket, Lugonn der Leuchtende und Leyr der Tapfere die Besten der Tanu und der Firvulag der sinkenden Sonne entgegen, um einen Ort für uns zu finden, solange der Waffenstillstand noch dauerte und niemand kämpfen durfte. Die Tanu erwählten Finiah am Ufer des Flusses, aber wir, viel klüger, nahmen Hoch-Vrazel auf den nebelumhüllten Klippen. Als dies geschehen war, blieb nur noch eins zu tun das Grab zu weihen.
    Die Flieger stiegen zum letzten Mal auf. In ihnen flogen wir zu der Stelle. Alle stiegen aus und standen am Rand eines flüssigen Himmels, zu breit, um das andere Ufer zu sehen, während ringsumher das Land versengt und still war. Wir sahen einer Großen Prüfung zu, der ersten auf dieser Welt. Sharn kämpfte für die Firvulag und der leuchtende Lugonn für die Tanu. Mit Schwert und Speer kämpften sie, bis ihre Rüstungen flammten und Vögel vom Himmel fielen und unvorsichtige Zuschauer ihr Augenlicht verloren. Sie kämpften einen Monat an Stunden und noch länger, bis das zusehende Volk wie ein Mann aufschrie und seiner Begeisterung über die Glorie, die dem Schiff zuteil wurde und seinen Tod heiligte.
    Schließlich erlahmte die Kraft des tapferen Sharn. Er fiel mit dem Schwert in der Hand, aufrecht bis zum Ende. Der Sieg gehörte dem leuchtenden Lugonn und beschwor funkelnden Tau herauf, der seine Tränen mit den unseren mischte. und so wurden Mann und Speer als Votivgaben für die Heiligung des Grabes erwählt. Wir wanderten davon, und die Stimmen unseres Geistes erhoben sich ein letztes Med im Lied, zu Ehren des Schiffes und auch zu Ehren des Mannes, der sich opferte, um es auf seiner Reise ins heilende Dunkel zu steuern. Dort erwarten sie, still in der Göttin Leib, die Ankunft des Lichts ...«
    Der Firvulag setzte seinen Becher an und leerte ihn. Er reckte die Arme, daß die Gelenke knackten, und musterte Felice mit eigentümlichem Gesichtsausdruck.
    Madame Guderian sagte: »Diese alte Geschichte enthält bestimmte Informationen, die unserer genauen Betrachtung wert sind. Die Anspielung auf Luftfahrzeuge wird Ihnen aufgefallen sein. Es muß sich um hochentwickelte Maschinen gehandelt haben, da sie das sterbende Schiff vor seinem Eintritt in die Erdatmosphäre verlassen konnten. Da die Einkapselung der Passagiere in den intergalaktischen Organismus eine fortgeschrittene Technologie voraussetzt, ist kaum anzunehmen, daß die kleineren Flieger nur einfache Rückstoßtriebwerke besaßen. Viel eher wurden sie gravo-magnetisch angetrieben, ähnlich unseren eigenen Eiern und Unterlichtgeschwindigkeit-Raumschiffen. und wenn dem wirklich so ist...«
    Richard unterbrach sie, die Augen aufgerissen. »Wahrscheinlich funktionieren sie noch! und Holzbein sagte, seine Leute seien vom Grab weggewandert, so daß sie die Flugzeuge zurückgelassen haben müssen. Da soll mich doch immer ...«
    »Wo sind sie?« rief Felice. »Wo ist dieses Grab?«
    »Wenn einer von uns stirbt«, antwortete der kleine Firvulag, »werden seine sterblichen Reste von der Familie oder Freunden an einen geheimen Ort gebracht, den keiner der Leidtragenden je zuvor gesehen hat. Nach der Bestattungs- Zeremonie wird das Grab nie wieder aufgesucht. Sogar seine Lage wird aus dem Gedächtnis gelöscht, damit die Gebeine nicht vom Feind gestört und  die Opfergaben nicht von Schurken ohne Ehrerbietung gestohlen werden.«
    »Merkwürdige Sitte«, meinte Richard.
    Felice jammerte: »Dann wissen Sie nicht, wo das Schiffsgrab ist?«
    »Es ist tausend Jahre her«, sagte der kleine Mann.
    Richard warf die Kelle in den Fleischtopf, daß es klirrte. »Aber, verdammt nochmal, es muß ein riesengroßer Krater sein! Was hat er gesagt? "Ein Stück flüssigen Himmels, zu breit, um die andere Seite zu sehen." und er liegt östlich von Finiah.«
    »Wir haben gesucht«, berichtete Madame. »Seit ich vor drei Jahren das erste Mal die Geschichte hörte und den Plan entwarf, haben wir mit allen unsern Kräften Nachforschungen angestellt. Aber stellen Sie sich das Terrain vor, Richard! Der Schwarzwald liegt im Osten jenseits des urrheins. Zu unserer Zeit war es ein kleinerer Höhenzug, eine pittoreske Parklandschaft voll von Wanderern und Kuckucksuhr-Schnitzern. Aber um