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Das vielfarbene Land

Das vielfarbene Land

Titel: Das vielfarbene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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sie, »dessen Abdrücke denen eines Kindes ähneln. Vielleicht ein kleiner Bär.«
    »Bären waren sehr selten im frühen Pliozän«, wandte Claude ein. »Eher ist es ... lassen wir's! Es ist auf jeden Fall zu klein, um uns Schaden zufügen zu können.«
    Richard kam zu der Gruppe zurück und verstaute Karte, Notizplatte und Quadrant in seinem Rucksack. »Wir müssen ganz dicht dran sein«, verkündete er. »Wenn wir heute Nachmittag einen Schritt zulegen, sind wir morgen am frühen Vormittag da.«
    »Setz dich und iß deinen Fisch!« sagte Martha. »Macht der Duft dich nicht verrückt? Es heißt, Lachs sei der einzige Fisch, der seiner Nährstoffe wegen als ausschließliche Diät dienen könne. Denn er hat sowohl ausreichend Fett als auch Protein, verstehst du?« Sie leckte sich die Lippen dann gab sie einen erstickten Quietschlaut von sich. »Drehen ... Sie sich ... nicht um!« Sie hatte die Augen weit aufgerissen. Alle anderen saßen ihr gegenüber am Feuer. »Gleich hinter Ihnen ist ein wildes Rama.«
    »Nein, Felice!« zischte Claude, als sich die Muskeln der Athletin automatisch spannten. » Es ist harmlos. Wir wollen uns ganz langsam umdrehen.«
    Martha sagte: »Es trägt etwas.«
    Das kleine Geschöpf, dessen Körper mit goldbraunem Fell bedeckt war, stand ein kurzes Stück hinter ihnen zwischen den Bäumen. Man sah, daß es zitterte, und doch trug es einen Gesichtsausdruck, der nur als Entschlossenheit bezeichnet werden konnte. Seine Größe war ungefähr die eines sechsjährigen Kindes, und seine Hände und Füße waren völlig humanoid. Es trug zwei große, warzige Früchte von grünlich-bronzener Farbe mit dunkelorangenen Streifen. Während die fünf Reisenden das Weibchen mit Erstaunen betrachteten, trat es vor, legte die Früchte auf den Boden und zog sich wieder zurück.
    Mit unendlicher Vorsicht stand Claude auf. Der kleine Affe floh ein paar Schritte. Claude sagte leise: »Hallo, sieh an, Mrs. Dingsda. Wir freuen uns, daß Sie zum Lunch vorbeischauen. Wie geht es dem Herrn Gemahl und den Kinderchen? Alle gesund? Ein bißchen hungrig bei dieser Dürre? Das überrascht mich nicht. Obst ist was Feines, aber es geht doch nichts über ein bißchen Protein und Fett, um Leib und
    Seele zusammenzuhalten. und die Mäuse und Eichhörnchen und Heuschrecken sind zum größten Teil in die oberen Täler ausgewandert, nicht wahr? Zu schade, daß Sie nicht mit ihnen gegangen sind.«
    Er bückte sich und hob die Früchte auf. Was war was? Melonen? Eine Art Papaya? Er trug sie ans Feuer, nahm zwei der größeren Lachse und wickelte sie in ein Elefantenohr-Blatt. Er legte den Fisch genau an der Stelle nieder, wo er die Früchte weggenommen hatte, und zog sich zu seinem Platz am Feuer zurück.
    Das Ramapithecus-Weibchen betrachtete das Bündel. Sie streckte die Hand aus, berührte einen fettigen Fischkopf und steckte den Finger in den Mund. Mit einem leisen, summenden Ruf zog sie die Oberlippe hoch.
    Felice grinste zurück. Sie nahm ihren Dolch, stach ihn in eine Frucht und schlitzte sie auf. Ein süßer Duft, der das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ, entquoll dem rosagelblichen Fleisch. Felice schnitt ein Stückchen ab und biß hinein. »Hmm!«
    Das Rama schnalzte mit der Zunge. Es nahm das Fischpaket, zog noch einmal die Lippen von den kleinen Zähnen zurück und rannte in den Wald hinein.
    Felice rief ihm nach: »Grüß King Kong von uns!«
    »Das war ja ein tolles Ding«, bemerkte Richard. »Sie sind klug, nicht wahr?«
    »unsere direkten hominiden Vorfahren.« Claude rührte die Wurzeln um.
    »Wir hatten sie in Finiah als Diener«, erzählte Martha.
    »Es waren sehr sanftmütige und saubere kleine Wesen. Schüchtern aber sie führten die Aufgaben, die ihnen die Ringträger stellten, gewissenhaft aus.«
    »Wie wurden sie versorgt?« erkundigte Claude sich neugierig. »Wie kleine Menschen?«
    »Eigentlich nicht«, antwortete Martha. »Sie hatten eine Art Stall neben dem Haus, wo sie in abgeteilten Boxen wohnten, die fast wie kleine, mit Stroh gefüllte Höhlenräume waren. Sie sind monogam, wissen Sie, und jede Familie mußte ihr eigenes Abteil haben. Es gab auch Gemeinschaftsräume und Schlafecken für Ledige. Die kinderlosen Erwachsenen arbei-teten ungefähr zwölf Stunden, dann kamen sie nach Hause, im zu essen und zu schlafen. Die Mütter durften drei Jahre lang für ihre Kleinen sorgen, und dann mußten sie sie in die Obhut von "Tantchen" geben alte Frauen, die sich wirklich und wahrhaftig wie

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