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Das vierte Protokoll

Das vierte Protokoll

Titel: Das vierte Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Sie einen solchen Käufer finden?«
    Zablonsky zuckte die Achseln.
    »Dieses Jahr, nächstes Jahr, irgendwann, nie. Wir können ja keine Annonce in die Zeitung setzen.«
    »Zu lang«, sagte Rawlings. »Die andere Möglichkeit?«
    »Die Steine aus der Fassung brechen - das allein würde den Wert auf sechshunderttausend Pfund drücken; umschleifen und als vier Einzelstücke verkaufen. Dreihunderttausend Pfund könnte man kriegen. Aber der Schleifer will auch seinen Schnitt machen. Wenn ich selber diese Kosten übernehme, kann ich Ihnen noch um die hunderttausend Pfund geben - aber erst nach Feierabend. Erst wenn die Verkäufe getätigt sind.«
    »Und was können Sie mir als Vorschuß geben? Ich kann nicht von der Luft leben, Louis.«
    »Wer kann das schon?« sagte der alte Hehler. »Also: Für die Weißgoldfassung kriege ich auf dem Markt für Abfallgold vielleicht zweitausend Pfund. Wenn ich die vierzig kleinen Steine durch den regulären Markt schleuse, bringen sie, sagen wir, Zwölftausend. Macht zusammen vierzehntausend, die ich in Kürze beisammen hätte. Ich kann Ihnen die Hälfte als Vorschuß geben, in bar und sofort. Was meinen Sie?«
    Sie redeten noch eine halbe Stunde und schlossen den Handel ab. Louis Zablonsky entnahm seinem Safe siebentausend Pfund.
    Rawlings öffnete den Diplomatenkoffer und verstaute die Bündel gebrauchter Banknoten dann.
    »Hübsch«, sagte Louis Zablonsky. »Zur Feier des Tages gekauft?«
    Rawlings schüttelte den Kopf.
    »War bei der Sore«, sagte er. Zablonsky machte »ts, ts, ts« und drohte Rawlings mit dem Finger.
    »Weg damit, Jim. Nie was von einem Bruch zurückbehalten. Lohnt das Risiko nicht.«
    Rawlings überlegte, nickte, verabschiedete sich und ging.
    John Preston hatte sich zunächst von den Leuten seines Ermittlungsteams verabschiedet. Er freute sich, daß sie ihn ungern gehen sahen. Dann kam die Schreibtischarbeit. Bobby Maxwell war auf einen Sprung bei ihm gewesen.
    Preston kannte ihn flüchtig. Maxwell war ein recht netter junger Mann, der es in »Fünf« zu etwas bringen wollte und seine beste Chance darin sah, daß er dem aufgehenden Stern Brian Harcourt-Smiths folgte. Preston konnte es ihm nicht verübeln.
    Er selber war erst 1981 mit einundvierzig Jahren direkt vom Army Intelligence Corps übernommen worden. Er wußte, daß er es nie bis an die Spitze bringen konnte. Abteilungsleiter war ungefähr das Höchste für einen Späteinsteiger.
    Der Posten des Generaldirektors ging zum Leidwesen der Belegschaft von »Fünf« gelegentlich an einen Außenseiter, wenn sich unter den Insidern kein eindeutig passender Kandidat fand. Der stellvertretende Generaldirektor jedoch, sämtliche
    Leiter der sechs Referate und der meisten Abteilungen innerhalb der Referate waren traditionsgemäß langjährige Mitarbeiter.
    Mit Maxwell hatte Preston vereinbart, daß er am Montag den Papierkram erledigen und den ganzen Dienstag darauf verwenden wolle, seinen Nachfolger über alle laufenden Vorgänge und Überwachungen zu unterrichten. Damit hatten sie sich mit gegenseitigen guten Wünschen bis zum nächsten Morgen getrennt.
    Preston blickte auf die Uhr. Es würde eine lange Nacht werden. Er mußte sämtliche vorliegenden Akten aus seinem Bürosafe nehmen, aussortieren, was zur Ablage in die Registratur gehen konnte, und dann die halbe Nacht hindurch jeden noch nicht abgeschlossenen »Wisch« genau durchackern, um Maxwell am nächsten Morgen ins Bild setzen zu können.
    Aber zuerst brauchte er einen ordentlichen Drink. Er fuhr mit dem Lift ins Souterrain, wo »Gordon« eine gutbestückte und gemütliche Bar eingerichtet hatte.
    Louis Zablonsky arbeitete den ganzen Dienstag hinter der verschlossenen Tür seines Büros. Nur zweimal mußte er aus seinem Bau kommen, um einen Kunden persönlich zu bedienen. Im Geschäft herrschte an diesem Tag Flaute, wofür Zablonsky ausnahmsweise dankbar war.
    Nachdem er das Jackett abgelegt und die Hemdärmel über die fast haarlosen Arme hochgerollt hatte, löste er die Glen- Diamanten behutsam aus ihren Weißgoldfassungen. Sowohl die beiden Zehnkaräter der Ohrgehänge als auch die Zwillinge in Diadem und Anhänger ließen sich mühelos und in kurzer Zeit lösen.
    Als sie ausgefaßt waren, konnte er sie genauer prüfen. Sie waren wirklich prachtvoll, sie funkelten und sprühten im Licht. Er hatte bereits gewußt, daß sie bläulichweiß waren, vom Ersten Wasser, wie man früher sagte. Heute bezeichnete man sie nach der neuen GIA-Skala als

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