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Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst: Roman (German Edition)

Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst: Roman (German Edition)

Titel: Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shani Boianjiu
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Nostalgie«), und der Gerätewart überließ uns die Waffen, weil zu den Aufgaben von uns Waffenausbilderinnen ja eben gehörte, dass wir sicherstellten, dass die ganze Kriegsausrüstung einsatzfähig war. Wir spielten nie zweimal mit derselben Waffe, weil wir immer zu faul waren, die Waffen danach auseinanderzubauen und sie innen mit einem benzingetränkten Tuch zu ölen, damit sie nicht rosteten und auch ein zweites Mal funktionierten.
    Gegen zehn baten wir den Fahrer über Funk, uns am Schießstand abzuholen. Im Kleinbus saßen wir dann alle vier auf der Rückbank. Neta und ich hatten Erdbeer-Lutscher im Mund, und meine Hände waren klebrig. Netas Pferdeschwanz wippte auf und ab, Amit hatte den Kopf in Netas Schoß und die staubigen Stiefel über meine Schenkel gelegt. Hagar, rechts neben mir, spielte mit meinen Haaren. Ihre langen Fingernägel fühlten sich gut an auf meiner Kopfhaut; die Geruchsmischung aus Nikotin und Gurkenparfüm entspannte mich.
    »Dann habe ich ihn gefragt, was er an mir mag, warum er mit mir zusammen sein will, und weißt du, was er gesagt hat?«, fragte Dana Tamara. Sie redeten über Danas siebenundzwanzigjährigen Freund. Die beiden saßen wild plappernd auf dem Zweisitzer vor uns. Der Kleinbus hatte sie an den Zapfsäulen neben dem Waffendepot abgeholt, wo sie gerade ihre eigenen M4-Gewehre geputzt hatten. Sie reinigten sie dort jede Woche. Als rechneten sie damit, dass man sie in den Iran schickte oder irgend so einen Scheiß. Für sie konnte es jeden Tag soweit sein.
    Ari und Gil gabelten wir an einem Metall-Container von der Größe eines Klassenzimmers auf, der als Lagerraum für den Notfall diente. Vorn war das Wort »Grüne« aufgesprüht. Es hieß, er sei nur halb voll mit grünen Patronen, es gäbe also noch Platz, und dass Gil einmal seine Freundin auf den Stützpunkt und in den Container geschmuggelt habe.
    Ich konnte Hagars Gesicht nicht sehen, weil sie sich immer noch an meinen Haaren zu schaffen machte, aber ich wusste, dass sie wegen Dana die Augen verdrehte. Auf unserem Übungsstützpunkt gab es nur sechzehn Mädchen, und wir waren alle Waffenausbilderinnen der Infanterie. Der Container mit den Frauenunterkünften hatte vier Zimmer, also bekam jede Vierergruppe eins. Aber Hagar konnte es nicht ausstehen, dass wir auf den Fahrten im Kleinbus das Gerede der anderen anhören mussten.
    »Er hat gesagt, er mag mich, weil ich normal bin! Was soll denn das heißen?«, fragte Dana.
    Dana und Tamara schliefen in meinem alten Zimmer, Zimmer 2, das Hagar das »Familie: die Zukunft«-Zimmer nannte, weil die Mädchen dort über nichts anderes als ihre Freunde und ihre zukünftigen Familien redeten. Zimmer 4 wurde das »Familie: die Vergangenheit«-Zimmer genannt, weil die Mädchen dort über nichts anderes als über ihre Eltern und Geschwister redeten. Zimmer 1 war das »Toten«-Zimmer, weil sie dort über nichts anderes als die Toten redeten, obwohl es keine Kampfhandlungen gegeben hatte, seit wir eingezogen worden waren. Das waren Tote, von denen sie seit der Schule wussten, aber sie redeten immer noch über sie.
    So funktionierte die Armee. Wir alle schlugen Zeit tot, und unterm Strich gab es für jeden nur eine Sache, über die er reden wollte. Für mein neues Zimmer war das Sex.
    »Er hat mir erklärt, dass die ganzen Mädchen, die er vor mir aus Haifa kannte, komisch drauf waren, also ist das wahrscheinlich ein Kompliment, aber trotzdem! Ich meine, Tamara, echt – ist es nicht schrecklich, dass er das Adjektiv ›normal‹ gewählt hat? Ich meine, liebt er mich deshalb?«, plapperte Dana weiter.
    Hagar sagte immer, es gäbe drei Dinge im Leben, die sie glücklich machten: Tankstellengeruch, Marlboro Lights und Sex, und sie würde nur bedauern, dass sie nie alle drei auf einmal genießen könne, weil Benzin so leicht Feuer fing.
    Sie war jetzt fertig mit meinen Haaren, die sie schnell und straff geflochten hatte. Dann zog sie an Danas Pferdeschwanz, und als sich Dana umdrehte, fragte Hagar so laut, dass Ari und Gil auf den Beifahrersitzen es hören konnten, »Ey Dana, wie gut sind eigentlich deine Blowjobs?«
    Dana wurde rot. Neta machte mit dem Lutscher im Mund eine Rein-raus-Bewegung. Sie hatte eine lange Leitung, aber sie war meine Freundin, also machte ich mit, außerdem war Sommer und wir brachten Amit zum Lachen.
    »Ich will doch nur helfen«, sagte Hagar. »Ich wollte dir nur Zeit ersparen und dir sagen, dass er dich dafür liebt – deine Blowjobs müssen echt gut

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