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Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst: Roman (German Edition)

Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst: Roman (German Edition)

Titel: Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shani Boianjiu
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Kinderzimmer, ein Wrack, schlussendlich eben doch ein Wrack. Und vielleicht will sie uns einfach nicht sehen, weil das keine spaßige Angelegenheit wäre, genug ist genug.
    Das alles ist schon mal so geschehen, und heute wird es ähnlich laufen, es gibt also wirklich keinen Grund, dass es so passiert, das ganze Treffen, die Mall, wir.
    Da sage ich, dass ich ständig an Emuna denke, frage aber nicht mal nach ihr. Nicht sofort. Ich warte.
    »Nicht zu fassen, dass wir nun doch fast erwachsen sind«, sage ich und gebe Noam Küsschen auf die Wangen.
    Hinter ihr stehen sechs andere Mädchen, die ich von Geburt an kenne. Wir stehen vor einem Schuhgeschäft im dritten Stock der gewaltigen Mall, rings um uns wuseln Menschen, kreisen uns ein, reden durcheinander.
    »Du bist echt verrückt«, sagt Noam. »Wieso hast du deine Uniformbluse nicht an?«, fragt sie, nachdem ich mich dafür entschuldigt habe, dass ich verschwitzt bin, die Uniformhose anhabe und erkläre, dass ich direkt vom Stützpunkt komme. »Du wirst mega Ärger kriegen«, sagt sie noch.
    »Wenn wer fragt, behaupte ich einfach, dass ich keine Soldatin bin«, sage ich.
    »Das kannst du nicht machen, du spinnst«, sagt Lea und boxt mir gegen die Schulter.
    »Tja, hab ich schon, Frau Offizier. Ich habe das schon mal gesagt, und ich kann es wieder sagen.«
    Wir lachen.
    Bis auf Lea, die auch direkt von einem Stützpunkt kommt, haben alle Schlaghosen an. Aus der Phase sind wir nie rausgewachsen.

    Emuna. Ich will dir etwas sagen. Ein paar Sachen.
    Weißt du noch, als wir in der sechsten Klasse diesen einen Film gesehen haben? Das war das erste Mal, dass wir im Kino waren. An dem Tag saßen wir in Leas Küche auf dem Fußboden. Wir müssen zu acht gewesen sein. Lea bestellte ein Taxi. Dieser Anruf riecht für mich immer noch nach geklautem Parfüm, Bananen und Füßen.
    »Wir würden gern ein Taxi bestellen. Ein großes. Wir sind viele. Und wir wollen ins Kino«, sagte Lea.
    Kannst du dich noch an den Kleinbus erinnern, der uns dann abholte? An die Fahrt? Wir versuchten so auszusehen, zu reden und Spaß zu haben wie die Erwachsenen, die wir irgendwann werden wollten.
    »Hier ist das Trinkgeld«, sagte Lea zum Taxifahrer, als wir auf Nahariyas Vorschlag hin bei einer Mall ankamen. »Ein Trinkgeld, so wie es üblich ist.«
    Der Film wollte uns Angst einjagen. Scream 2 . Wir kreischten. Genau nachdem Neve Campbell Mrs Loomis in den Kopf geschossen hatte, genau als sie sagte, »nur zur Sicherheit«, ging das Licht an, der Film wurde unterbrochen und ein Platzanweiser schrie: »Bitte bleiben Sie ruhig. In der Mall wurde ein verdächtig aussehender Gegenstand gefunden und wir müssen Sie alle bitten, sich zu den Parkplätzen zu begeben.«
    »Das war ja klar. Das. War. So. Klar.«, sagte Lea auf dem Parkplatz. Wenn ich jetzt daran denke, weiß ich, dass es die reifsten Worte waren, die irgendeine von uns an dem Tag gesagt hat, aber damals war mir das nicht klar. Die Vorstellung war vorbei.
    »Weißt du noch, als wir das eine Mal Wölfe gespielt haben und auf allen vieren über Ninas Straße gekrochen sind?«, fragte ich Lea.
    »Ja, und?«, fragte Lea.
    »Nichts und«, sagte ich. »Musst’ ich nur grad dran denken.«
    »Das machst du ständig «, sagte Lea. »Weißt du noch dies, weißt du noch das .« Sie machte meine Stimme nach und sprach wie ein Volltrottel. In dem Jahr hoffte ich immer noch, dass sie wieder zu dem Mädchen werden würde, mit dem ich früher gespielt hatte, und je mehr ich das hoffte, umso mehr machte sie sich über mich lustig.
    »Ja, das macht sie ständig«, sagte Noam. »Das nervt.«
    Avishag schaute weg. Erst heute merke ich, dass sie sich nicht auf meine Seite gestellt hat. Kein einziges Mal, seit wir befreundet sind.

    Du schon.
    Und du sagtest: »Lass sie. Lass sie in Ruhe.«
    Und du. Weißt du noch?
    Warum lässt du mich nie in Ruhe?

    Erst nachdem uns die ganzen unwichtigen Worte aus dem Mund gepurzelt sind, frage ich Noam, »wo ist Emuna?« Ich sehe sie an. »Sie kommt nicht, oder?«
    Emuna.
    Erst nach einer Zeit frage ich nach dir. Einer sehr langen Zeit.
    Ich wollte dir etwas sagen. Selbst wenn ich mit dir zusammen bin und wenn wir dieselbe Luft atmen, erinnere ich mich an dich; trotzdem und immer und ganz plötzlich.
    Okay.
    »Ach, Emuna? Die ist nur aufs Klo gegangen«, sagt Noam. »Da ist sie, genau hinter dir«, sagt Noam und zeigt mit dem Kinn in Emunas Richtung.
    Ich rieche, dass du hinter mir stehst und echt bist, bevor ich mich

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