Das Vortex Fiasko
kam nicht mehr hinein oder hinaus, und es wäre eine gesamte bewaffnete Division erforderlich, um die Sicherheitsmaßnahmen auf der ebenerdigen Etage zu durchbrechen. Die Menschen im Bunker 17 waren mit anderen Worten vollständig von der Außenwelt abgeschnitten. Am meisten schmerzte sie das Wissen, daß oben etwas passiert sein mußte und sie vielleicht hier unten sterben würden, ohne jemals zu erfahren, wobei es sich darum gehandelt hatte. Auf dieses Gefühl der Hilflosigkeit konnte sie keine noch so praxisnahe Übung vorbereiten.
Teare suchte mit den Blicken die Disco ab und stellte fest, daß ihr derzeitiger King ein Mann war, dem er nur gemäßigtes Vertrauen entgegenbrachte. Der Major sah auf die Uhr. Noch zwanzig Minuten bis zum Ende dieser Schicht; dann würde der Mann abgelöst werden. Vielleicht sogar von Kate Tullman, hoffte Teare. Frau oder nicht, sie war die Beste im Bunker 17. Teare fand sie vor einem der sechs querstehenden Monitorschirme.
»Kate T.«, sagte er und trat hinter sie. »Wofür steht das T?«
»Trouble«, erwiderte Kate Tullman und zwang sich ein schwaches Lächeln ab.
»Wie würde es Ihnen gefallen, bis auf weiteres Disco-Queen zu sein? Könnten Sie zwei betriebsame Neun-Stunden-Schichten durchstehen?«
»Sorgen Sie nur für genug Kaffee, Major, und ich komme zurecht.«
»Genau das wollte ich hören«, sagte Teare und trat wieder zu Heath.
»Ich kapiere das immer noch nicht, Cap. Irgendwas stimmt hier nicht.«
»Soweit ich es sehe, läuft alles routinemäßig ab.«
»Ich meine den Yellow-Flag-Alarm aus dem Nichts.«
»Müssen Sie nicht damit rechnen, daß er genau von dort kommt?«
»Vielleicht. Wahrscheinlich habe ich niemals erwartet, daß der Ernstfall jemals eintreten würde.«
»Wer sagt denn, daß wir einen Ernstfall haben? Es ist vorerst nur ein Yellow Flag. Vielleicht hat im Mittleren Osten wieder jemand gefurzt.«
»Nicht bei diesem Präsidenten. Er pfuscht nicht herum.«
»Trotzdem, Major, meinen Sie nicht, daß es genau mit diesem Szenario anfangen würde, sollte es jemals zu einem heißen Krieg kommen?«
Teare fuhr sich, nicht von den Argumenten seines Gegenübers überzeugt, durch den Bart. »Warum haben sie dann nicht direkt einen Red Flag ausgelöst?«
Heath dachte einen Augenblick lang nach. »Psychologische und andere Vorbereitungen, genau, wie es im Lehrbuch steht.«
»Ich gebe einen Scheißdreck auf das Lehrbuch. Im Ernstfall wäre gar keine Zeit mehr für solch einen Mist. Außer …«
Heath fühlte sich plötzlich ganz elend. »Major, Sie wollen doch nicht andeuten …«
»Ein Erstschlag, Cap. Vielleicht bereiten sie uns darauf vor. Etwas, wovon unsere ganzen Übungen nicht gerade große Notiz nehmen.«
»Aber Bunker 17 hat defensive Aufgaben wahrzunehmen.«
»Was ist an etwa sechsunddreißig MX-Raketen mit jeweils zehn Sprengköpfen defensiv?«
Heath zuckte die Achseln.
»Alle Systeme haben Schwächen, Cap. Wenn man nur clever genug ist, kann man sogar herausbekommen, wie man sich selbst in einer Zwangsjacke am Arsch kratzen kann. Wissen Sie, was der beliebteste Film bei der gesamten NORAD ist, Cap? Dr. Strangelove Oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben, in dem ein einziger Mann verrückt wird und die ganze Erde vernichtet.«
»Das System wurde dazu errichtet, dies zu verhindern, Major.«
»Schwächen, Cap, Schwächen.« Teare nickte sich selbst zu. »Ich werde meine Befehle nicht mißachten, Cap, und wenn wir Red-Flag-Alarm bekommen, werde ich mit meinem Arsch auf den Knopf springen, wenn das nötig sein sollte, um die Raketen auf den Weg zu bringen. Ich will nur sichergehen, daß wir hier nicht hereingelegt werden.«
»Wie denn?«
»Für den Auftrag möchte ich, daß Sie an ein paar Radios tricksen. Ich will mir mal einige Privatsender anhören, um herauszubekommen, ob da oben etwas vor sich geht, von dem wir wissen müßten.«
»Das ist gegen die Vorschriften, Major.«
»Die Vorschriften sind einen Scheißdreck wert, Cap, wenn Ackerland in Pawtawnee County in Georgia Feuer fängt.«
Heath zuckte die Achseln. »Dann wollen wir hoffen, daß die zivilen Sender nichts Ungewöhnliches zu berichten haben.«
»In diesem Fall, Cap, hätte ich nur gern, daß mir jemand verrät, was zum Teufel wir hier mit einem Yellow-Flag-Alarm sollen.«
25
Arthur Jorgenson saß ungeduldig hoch oben auf der Tribüne des Landover-Stadions von Maryland. Unten auf dem Spielfeld prügelten die New York Knicks wütend auf die Washington Bullets ein, doch
Weitere Kostenlose Bücher