Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vortex Fiasko

Das Vortex Fiasko

Titel: Das Vortex Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
Vom Netzwerk:
Stufen des Eingangs erklommen und grub in seinen Jeans nach Münzen, als er plötzlich das Gleichgewicht verlor. Er hielt sich am Geländer fest.
    »He, Junge«, platzte der Fahrer heraus, »rein oder raus, okay?«
    Doch Davey hörte ihn nicht. Die Schwingungen hatten zugeschlagen.
    Der Bus kam ihm plötzlich heiß vor, heiß vor Panik und Verzweiflung. Er hörte Schreie, sah verbogenes Metall, roch, wie etwas brannte, sah … Blut.
    »Junge?«
    Davey stieß sich zurück, kam auf dem Zement der Straße zu stehen, spürte ihn jedoch nicht.
    »Gott im Himmel«, sagte der Busfahrer, und die Tür schloß sich zischend.
    Daveys Beine fühlten sich wie Pudding an. Er lehnte sich gegen ein Parkverbotsschild, um sich zu stützen, und sah dem Bus nach.
    Der Fahrer beschleunigte, um noch die gelbe Ampel vor der Avenue of the Americas zu schaffen. Es gellten noch immer so viele Sirenen, daß er die, die ihn warnen sollte, gar nicht hörte.
    Der Leiterwagen traf den Bus mit über sechzig Stundenkilometern in die Seite und schob ihn mit einem wahnsinnigen Kreischen über die Straße. Der Bus bäumte sich auf, wirbelte herum, stürzte auf die Seite, schlitterte über den Bürgersteig und zerquetschte zwei unglückliche Passanten, die vor einem Gebäude standen.
    Daveys Ohren füllten sich nun mit Schreien statt mit Sirenen. Die Erleichterung, die die Menge verspürte, weil es gar nicht brannte, wurde nun von echter Panik verdrängt. Gerade, als die hunderte Alarmsirenen schließlich ausgeschaltet wurden, nahm ein Crescendo von Schreien ihren Platz ein.
    Davey taumelte davon. In seinem Schädel schien es zu knirschen, als spanne jemand einen Schraubstock um sein Gehirn an. Doch er schluckte den Schmerz herunter und ging weiter, immer weiter.
    Irgendwann, viel später, fand er sich auf der Seventh Avenue, ohne zu wissen, wie er dorthin gekommen war. Unter seiner Lederjacke rann kalter Schweiß seine Haut hinab, und er fühlte noch immer, wie seine Hände zitterten und seine Zähne aufeinanderschlugen.
    Davey ging an einem Wahrsager vorbei, der auf der Straße versuchte, ein paar Dollars zu verdienen; eine kleine Menge hatte sich um den Mann geschart.
    »Die Zukunft liegt in den Karten«, verkündete der Mann und zog einen Stoß Karten aus seiner ausgebeulten Jackentasche. »Wer ist tapfer genug, um zu erfahren, was die Karten für ihn bereithalten, was die Zukunft für ihn bereithält?« Er mischte die Karten gründlich durch.
    Davey gesellte sich zu den Zuschauern.
    »Wer meldet sich freiwillig, wer meldet sich freiwillig?« Er sah Davey an und breitete die Karten fächerförmig aus. »Wie wäre es mit Ihnen, junger …«
    Das Gesicht des Wahrsagers wurde fahlweiß. Der Kartenfächer brach zusammen, und die Karten verstreuten sich in alle Himmelsrichtungen. Die Leute buhten, lachten, applaudierten. Der Wahrsager taumelte gegen das Gebäude zurück.
    Davey wandte sich ab und warf dann einen Blick zurück. Was war geschehen? Was hatte der Wahrsager in seinen Augen gesehen? Er ging weiter.
    »Die Zeit ist gekommen, daß alle Kinder Gottes gerettet werden! Hört ihr mich, Brüder, die Zeit eurer Erlösung ist nahe!«
    Die bellende Stimme ließ Davey erstarren. Einen Augenblick lang glaubte er, sie gelte nur ihm. Dann sah er den Schwarzen mit weißem Haar, der ein billiges drahtloses Mikrofon in der Hand hielt und hinter einem einen Meter hohen Verstärker stand.
    »Gebt euch Gott hin, Brüder!« dröhnte er weiter. »Werdet neu geboren! Ich gebe euch die Gelegenheit, euch der Macht des Herrn hinzugeben!«
    Davey trat näher an den Mann heran, blieb dann stehen.
    »Ihr braucht euch keine Sorgen mehr über euren Boß oder eure Frau oder euern Mann zu machen. All eure Probleme werden vor dem Herrn verschwinden, denn nur der Herr ist von Bedeutung, und Er wird sich um euch kümmern. Erfahrt ein neues und besseres Leben. Gebt euch Ihm hin, erfahrt die Auferstehung, tretet in seinen Hof und erkennt die einzige Wahrheit, die einzige Liebe!«
    Davey ging ein wenig näher heran.
    »Brüder, ich …«
    Der Verstärker kreischte verrückt auf – eine Rückkopplung. Der schwarze Prediger drückte die Hände an die Ohren.
    »Brüder …«
    Noch eine Rückkopplung, diesmal schlimmer. Die Menge trat zurück. Der schwarze Priester warf das billige Mikrofon mit einer dramatischen Bewegung fort.
    »Das ist das Werk des Teufels, Brüder. Er ist selbst hier unter uns.« Die Augen des Schwarzen suchten die Menge ab. »Er schreitet in Kleidern über

Weitere Kostenlose Bücher