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Das Wahre Kreuz

Das Wahre Kreuz

Titel: Das Wahre Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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ehemaliger Waffenbruder Roland wird uns verraten, wo sie sind.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Eher sterbe ich.«
    »Wie du willst.« Gilbert trieb den Rappen an.
    »Dann stirb, Verräter!«
    Ich wich dem heranstürmenden Pferd aus und fing Gilberts Schwerthieb mit dem Schild ab. Die Wucht des Schlages ließ meinen Arm erzittern, aber ich hielt stand.
    Ein zweiter Reiter näherte sich von rechts. Ich wirbelte herum, tauchte unter seiner herabsausenden Klinge weg und bohrte die meine in seine Seite. Mit solcher Kraft, daß sein Kettenhemd zersplitterte. Der Mann stöhnte auf und fiel zur Seite, stürzte aber nicht gänzlich zu Boden. Sein linker Fuß hatte sich im Steigbügel verfangen, und das davonstürmende Pferd zog ihn mit sich fort.
    Ein kräftiger Schlag traf mich im Rücken und zwang mich auf die Knie. Dadurch entging ich einem weiteren Hieb, der meinem Kopf gegolten hatte. Noch im Knien riß ich mein Schwert hoch und bohrte es in den Leib eines Pferdes. Das Tier überschlug sich unter lautem Gewieher und begrub seinen Reiter unter sich.
    Als ich aufstehen wollte, ritt mich einer meiner Feinde über den Haufen. Die Hufe trafen mich mit einer Gewalt, daß ich glaubte, mein Schädel würde zersprin-gen. Stöhnend blieb ich am Boden liegen und sah zu, wie die Ritter abstiegen. Sie umringten mich, und Gilbert sagte: »Noch einmal fordere ich dich auf zu sprechen, Roland. Sag uns, wo das Kreuz ist, und wir wollen deinen Verrat vergessen!«
    »Ich bin kein Verräter«, erwiderte ich, wobei ich Blut spuckte. »Ich tue nur, was getan werden muß!«
    »Nichts anderes tun wir.«
    Bei diesen Worten hob Gilbert sein Schwert und ließ es auf mich niederfahren. Die anderen taten es ihm nach. Klinge um Klinge schnitt in mein Fleisch und in mein Leben.

    Nicht am Boden lag ich, sondern in Ouridas Armen, in unserem Garten in Kairo. Über uns spielte ein sanfter Abendwind mit den Ästen des großen Eukalyptusbaumes. Nur allmählich wurde mir bewußt, daß ich nicht länger vom Tod bedroht war. Daß ich wieder der Zeichner Bastien war und nicht Ritter Roland – der Verräter!
    Ourida strich mit zarten Bewegungen über meinen Kopf, wie um die bösen Geister der Erinnerung zu vertreiben. Mein Atem beruhigte sich. Das Band zwischen uns schien mir stärker denn je. In Ouridas Augen las ich Mitgefühl und Verständnis. O ja, sie wußte, was ich eben geträumt – erlebt – hatte.
    Wir teilten ein Schicksal, eine Vergangenheit, verborgen unter dem Schleier der Jahrhunderte. Im Augenblick aber wollte ich von diesem Mysterium nichts wissen. Es genügte mir, Ourida nahe zu sein. Der Frau, die damals in der Wüste fortgeritten war und von der ich geglaubt hatte, ich würde sie nie wiedersehen. Der Frau, die ich liebte!
    Ich richtete mich auf und näherte mein Gesicht dem ihren. Obwohl keine Tränen zu sehen waren, machte sie den Eindruck, als habe sie kürzlich geweint. Hatte sie die Ereignisse aus ferner Vergangenheit mit ebensol-cher Heftigkeit erlebt wie ich?
    Als ich sanft ihren Kopf zu mir heranzog und meine Lippen mit den ihren vereinigte, ließ sie es geschehen.
    Unser Kuß war anfangs weniger von Leidenschaft ge-prägt als von dem Glück, endlich wieder zusammenzu-sein. Ich hielt Ourida fest, als wollte ich sie nie mehr loslassen. Und je länger wir uns küßten, desto stärker regte sich die Leidenschaft. In uns beiden, das fühlte ich.
    Ich hob Ourida auf und trug sie in mein Zimmer, wo ich sie vorsichtig aufs Bett legte. Jeder Gedanke an Aflah war verflogen. Hatte es für mich je eine andere Frau gegeben als Ourida?
    Sie lag auf dem Bett und blickte mich an, ohne jede Furcht, eher von Erwartung beseelt. Und von Verlangen. Ich kniete mich neben sie und öffnete die Verschlüsse ihres Kleides, entblößte erst die Schultern, dann ihre kleinen, festen Brüste, deren Anblick meinen Mund trocken werden ließ. Wir sahen nichts Anstößiges in dem, was wir taten. Wir waren zwei Liebende, die Jahrhunderte auf diesen Augenblick gewartet hatten. Das einzig Verwerfliche, ein Verrat am Schicksal, wäre gewesen, uns nicht einander hinzugeben. Ich ent-ledigte mich meiner Kleider und ließ mich neben ihr nieder. Langsam fuhr meine rechte Hand über ihre Schultern, ihren Hals und ihre Brüste. Ourida erschauerte. Wieder küßte ich sie, lang und innig, während ich meinen Leib gegen ihren drückte.
    Als sie mich sanft von sich wegschob, wurde ich unsicher. Aber sie wollte sich nur ganz entkleiden, dann zog sie mich wieder zu sich heran und

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