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Das Wahre Kreuz

Das Wahre Kreuz

Titel: Das Wahre Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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Renaud de Châtillon und seine Männer zählten zu den erbittert-sten Feinden Saladins. Auch wenn sie die Schlacht über-lebten, hatten sie von den Sarazenen keine Gnade zu erwarten. Sie wußten das.
    »Ihr müßt eure Hoffnung im Glauben finden«, sagte ich schließlich. »Nur wenn euer Glaube stark ist, übersteht ihr alle Prüfungen!«
    Er ließ meine Zügel los. »Danke, Freund!«
    »Wofür bedankst du dich?«
    »Dafür, daß du ehrlich bist. Wo euer Weg euch auch hinführen mag, tut uns einen Gefallen.«
    »Ja?«
    »Wenn ihr euer Ziel erreicht, dann betet für uns!«
    »Das werden wir«, versprach ich, bevor wir unseren Weg fortsetzten.

    Mir wurde noch schwerer ums Herz als zuvor. Ich kam mir vor wie ein Verräter, wie ein feiger Fahnen-flüchtiger, der die Seinen im Stich läßt, um das eigene Leben zu retten. Gilbert spornte sein Tier an und kam an meine Seite. »Hör auf zu grübeln, Roland! Es bringt dich nicht weiter. Auch ich würde am liebsten umkeh-ren und an der Seite meiner Brüder kämpfen. Aber wir haben eine Pflicht übernommen, die nicht nur unsere Brüder betrifft, sondern die gesamte Christenheit. Denk daran, wenn du das nächste Mal von Zweifeln gepackt wirst!«
    Ich lächelte ihm dankbar zu. »Es ist gut, einen Freund zu haben!«
    »Zwei«, berichtigte Gilbert und zeigte auf Udaut.
    »Und vielleicht sogar noch drei mehr. Die Johanniter scheinen aus unserem Holz geschnitzt zu sein. Unsere Aufgabe ist schwer, aber wir sechs können sie erfüllen!«

23. KAPITEL
    Die Beduinen
    nsere Verkleidung war gut, aber nicht alle Sara-U zenenposten fielen auf sie herein. Bevor wir das Gebiet von Hattin verlassen hatten, wurden wir zweimal von Wachtposten angesprochen, die uns zum Glück zahlenmäßig unterlegen waren. Beide Male gelang es uns, die Ungläubigen zu überwältigen und zu töten, ohne daß wir ernsthafte Schäden erlitten. Das Schlimmste war eine Schnittwunde, die Ludwig von Kirchheim sich am rechten Arm zuzog.
    Als die Dunkelheit über das Heilige Land herein-brach, waren die Hörner von Hattin für uns nur noch zwei schemenhafte Erhebungen in der Ferne. Allerdings sahen wir dort zahlreiche Feuer brennen und zweifelten nicht daran, daß es die Freudenfeuer der siegreichen Sarazenen waren.
    Wir überlegten, ob wir die Nacht durchreiten sollten, um in ihrem Schutz einen möglichst großen Abstand zu Saladins Heer zu gewinnen. Aber wir waren nach einem Tag des Kämpfens und Reitens am Ende unserer Kräfte, und unseren Pferden ging es nicht besser. Also schlugen wir unser Lager auf, in einer mit Gestrüpp bewachsenen Senke, wo wir vor fremden Blicken weitgehend geschützt waren. Falls jemand im Dunkeln hierherkam, mußte er schon über uns stol-pern, um uns zu entdecken.

    Ein Feuer entfachten wir aus Sicherheitsgründen nicht, und so gab es nur getrocknete Datteln und alten, harten Schafskäse zu essen. Wenigstens hatten wir den überwältigten Wachen ihre Wasserschläuche abgenommen, so daß wir unseren ärgsten Durst löschen konnten. Allerdings gingen wir sparsam mit dem kostbaren Naß um, weil wir nicht wußten, wie lange wir mit diesem begrenzten Vorrat auskommen mußten.
    Früh am nächsten Morgen setzten wir unseren Weg fort und waren mehrmals gezwungen, die Richtung zu ändern, weil immer wieder muslimische Einheiten vor uns auftauchten. Sie durchstreiften das gesamte Gebiet, und wir konnten von Glück sagen, daß wir sie entdeck-ten und nicht sie uns. Auch die Suche nach Wasser gestaltete sich schwierig. In den Ortschaften rings um Hattin, wo wir fündig geworden wären, hatte Saladin mit hoher Wahrscheinlichkeit Truppen stationiert.
    Schon allein, damit versprengte Christen keinen Unterschlupf fanden. Also konnten wir nur darauf hoffen, auf einen Bach oder ein Wasserloch zu stoßen. Die Hoffnung erfüllte sich nicht. Als wir unser zweites Nachtlager aufschlugen, waren unsere Schläuche fast leer, und wir waren der Stadt Tiberias aufgrund der vielen Richtungsänderungen noch keinen Schritt näher gekommen.
    »Wir sollten unseren Plan ändern«, sagte Gilbert, als wir am nächsten Morgen unser karges Frühstück mit den letzten Wasserresten hinunterspülten. »Es hilft uns nichts, uns nach Tiberias durchzuschlagen. Sollte die Zitadelle inzwischen von den Sarazenen erobert worden sein, können wir dort ohnehin keine Hilfe erwarten. Halten die Verteidiger aber noch stand, wird der Ring der Belagerer so eng sein, daß es für uns kaum einen Weg durch ihre Linien geben dürfte. Und selbst

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