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Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug

Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug

Titel: Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Heilerin. Und Ihr ebenso, Priesterin. Beide. Wenn hier in der Gegend ein Großes Spiel stattfindet, wollen wir doch nicht euer beider kostbares Leben riskieren, indem wir euch gestatten, diese Mauern ungeschützt zu verlassen.«
    Ich konnte von oben erkennen, wie Seidenhand schauderte. Dazzle plusterte sich bloß noch mehr auf, posierte, das Haar mit langen Fingern kämmend. »Wie Ihr meint, Prinz Mandor. Ich schätze solche Gastfreundlichkeit, wie jeder es täte, der aus ehrlichem Grund gekommen ist …«
    Mandor bedeutete den Dienern, die beiden hinauszuführen, jede in eine andere Richtung. Ich beobachtete, wohin Seidenhand ging, falls ich sie später wiederfinden mußte.
    Huld kam herein, und der Prinz und er unterhielten sich, während ich immer noch lauschte.
    »Hat man den Ausplauderer gefunden? Oder irgendeinen Hinweis?«
    »Nur die Schuhe im Burggraben, Prinz. Es gibt keinen ersichtlichen Grund, warum er mit dem Jungen geflohen sein sollte.«
    »Sei nicht närrisch, Huld. Natürlich ist er mit dem Jungen nicht geflohen. Er hat ihn getötet. Darum ist er geflohen, aus Angst um sein Leben.«
    »Wir haben keinen Körper gefunden.«
    »Wenn das Wasser aus dem Burggraben abgelassen wird, wird man den Körper finden. Oder er hat ihn in den Höhlen versteckt, ganz tief unten. Um einen Körper oder sich selber zu verstecken, gibt es kaum einen besseren Ort als diese Katakomben und Grüften von Bannerwell. Was man dort verliert, dürfte keiner je wiederfinden …«
    Ich kroch zurück über die Schieferplatten, rief Swallow herbei und gab ihm einige Anweisungen, die er auch prompt befolgte. Er ging in die Küche und hockte sich in Hörweite der Köche und Diener, bis jemand hereinkam und sagte, die Heilerin in den Eckgemächern im dritten Stockwerk habe noch kein Abendessen erhalten und sei hungrig. Tzz, tzz, machten die Köche mit freundlichen Bemerkungen über Heiler im allgemeinen, und zwei kränkliche unter ihnen wetteiferten darum, wer von ihnen ihr das Essen bringen durfte, wenn es fertig war. Ich wußte genug …
    Die zwei Bauern, die mit der Heilerin gekommen waren, saßen immer noch im Burghof, an die Mauer gekauert. Swallow kroch zu ihnen und sagte zu dem Wächter daneben: »Die könn’n bei mir im Heu schlafen, wenn sie woll’n …« Der Wächter antwortete nicht. Niemand hatte ihm befohlen, sich um diese beiden unwichtigen Gestalten zu kümmern. Swallow trat Chance gegen den Stiefel. »Dort isses bequemer als hier, und Ihr könnt Euer Zeugs mitnehmen.«
    Die beiden erhoben sich und folgten ihm zum Heuboden, wo sie sich mit vielen Aahs und Oohs erschöpft hinlegten. Swallow hockte ein Stück entfernt in der Dunkelheit und wartete, bis der Anblick ihrer Gesichter Peter aus den tiefen dunklen Wassern emporgefischt hatte. »Yarrel«, flüsterte er dann. »Yarrel, hör zu. Ich bin’s. Peter.«
    Yarrel fuhr hoch und starrte wild um sich. »Peter? Wo steckst du?«
    »Psst. Hier im Schatten.«
    »Komm näher, ins Mondlicht. Wir dachten, wir fänden dich im Verlies.« Ich rührte mich nicht, worauf er wachsam fragte: »Oder ist das irgendeine Falle?«
    Ich war hundemüde, und ich wollte nicht noch mehr von Windlows Kraut verbrauchen. Außerdem erinnerte ich mich im Augenblick nicht genau daran, wie das Zurückverwandeln zu bewerkstelligen war, und ich war zu müde, um es auszuprobieren. Statt dessen sagte ich: »Keine Falle, Yarrel. Hör zu – du und ich standen auf der Brüstung von Mertynhaus und sahen einen Dämon und zwei Waffenträger zum Festival reiten. Du sagtest, die Pferde seien aus Bannerwell, erinnerst du dich? Das sagtest du zu mir. Niemand außer uns beiden weiß über dieses Gespräch Bescheid.«
    »Ein Dämon könnte es GELESEN haben«, erwiderte Yarrel vorsichtig.
    »Könnte, hat er aber nicht. Frag mich etwas anderes, irgend etwas.«
    »Ich verlange nur eins von dir. Komm ins Licht!«
    Seufzend kroch ich vorwärts. Yarrel packte mich hart an der Schulter und schüttelte mich. »Du? Du bist nicht Peter.«
    Es war Chance, der sagte: »Schau ihm in die Augen, Yarrel, ins Gesicht. Das ist Peter, kein Zweifel.« Offenbar war trotz meiner Müdigkeit etwas von meiner eigenen Gestalt zum Vorschein gekommen, etwas von meinem eigenen Gesicht. Chance hatte sehr rasch reagiert. Ich fragte mich in diesem Moment, ob er nicht die ganzen Jahre über bereits gewußt hatte, wer meine Mutter war, und vielleicht so etwas erwartet hatte. Der Gedanke verflog, als ich Yarrels kalte, feindselige Stimme hörte.
    »Ein

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