Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant
an eine Reihe ähnlicher Wagen angehängt wurde, alle beladen mit Körpern, Blauen und Kisten verschiedenen Inhalts. Ich versteckte mich auf einem der Karren, auf dem auch eine Gruppe Bauern mitfuhr. Die meisten waren ältere Männer. Ich glaube, sie haben seit langem keine jungen Techniks mehr ausgebildet.« Sie hielt inne, um einen Schluck Wasser aus der Flasche zu trinken, die ich gefunden hatte. »Meine Güte, was für ein Ausflug … Ich glaube, wir fuhren nach Norden und Westen, obwohl das schwer zu sagen ist, so wie die Korridore sich schlängeln und kreuzen. Welche Richtung auch immer, es war auf jeden Fall ziemlich weit bis zu dem Platz, wo sie die Körper aufbewahren, weit und hochgelegen, unter einem großen Gletscher vermutlich – irgendeiner Quelle ewiger Kälte. Dort sind sie aufgestapelt, Peter, Tausende von ihnen, wie Holz für die Kriegsöfen. Endlose Reihen hintereinander. Ich sah Throsset von Dowes. Er lag oben auf einem der Haufen, wie eine geschnitzte Skulptur. Ich sah Minery Mindcaster. Ich kannte sie, als ich ein Kind war und sie ein wunderbares Doppeltalent. Sie fuhren die Karren in einen Nebenraum und ließen sie dort stehen. Dann setzten sie sich auf die kleine Maschine, die die Anhänger gezogen hatte und fuhren fort. Ich konnte mich dort nicht verstecken, und sie kannten sich alle untereinander.« Sie legte ihre Hand, die immer noch vor Kälte zitterte, auf meine. »Ich mußte ihnen also zu Fuß folgen und verirrte mich. Ich brauchte ewig, um zurückzufinden.« Ich wartete, bis Essen und Trinken sie gekräftigt hatten, bevor ich ihr erzählte, was ich herausgefunden hatte. Als ich fertig war, fragte sie mich aus.
»Worauf ist Huld aus? Du kennst ihn doch. Was vermutest du?«
»Ich denke, er ist darauf aus, Macht zu gewinnen«, erwiderte ich. Ich wußte, daß ich recht hatte, aber ich wußte nicht, welche Macht Huld an diesem seltsamen Schlupfwinkel von Zauberkünstlern suchte, die offenbar gar keine Zauberkünstler waren, sondern einfach nur miserable Hüter alter Fertigkeiten und archaischen Wissens. »Huld reicht es nicht, einfach nur Dämon oder Spieler zu sein. Ich glaube, er hat kein Verlangen danach, einfach nur willige Gefolgschaft zu besitzen. Er will Macht, Macht über die Unwilligen. Natürlich möchte er verehrt werden, aber aus Angst und Furcht, nicht durch Betörung. Das kannte er durch Mandor, und es war schon etwas, aber nicht genug für ihn. Doch das ist der Grund, warum er mich haßt. Weil ich Mandor besiegt und Huld gegen seinen Willen gefangengehalten habe, wenn auch nur für kurze Zeit.«
»Und wie kam er zu diesem Ort hier?«
»Wahrscheinlich hat er irgendwie bemerkt, wie ich in der Schulstadt abgeschirmt wurde, wie Mertyn und Nitch mich beschützten. Als ich in Bannerwell gefangen war, hätte er dies sehr einfach aus mir LESEN können. Ich nehme an, Huld suchte Nitch, suchte ihn und fand ihn auch – brachte ihn vielleicht um für das, was Nitch wußte. Das ist natürlich eine reine Vermutung, doch ich kenne Huld, und irgendwie paßt es zusammen.« Erstaunlich, wie es zusammenpaßte, obwohl mir erst in diesem Augenblick klar wurde, daß ich es die ganze Zeit über bereits gewußt hatte. »Huld kam also hierher, Macht suchend, und traf auf Manacle.«
»Und Nitch hat bestimmte Bücher entwendet?«
»Vielleicht. Und vielleicht hatte Huld nicht daran gedacht, Nitchs Gedanken nach Büchern zu durchforsten, so daß die Bücher möglicherweise für immer verschwunden sind.«
»Vielleicht sind sie auch bereits seit fünfhundert Jahren verschwunden.«
»Vielleicht.«
»Also gibt es nichts, was uns über diese Verteidiger Auskunft geben könnte, nichts, womit wir herausfinden könnten, wie wir Himaggery und Windlow und Tausende und Abertausende andere wieder zusammensetzen können -«
»Über die Verteidiger weiß ich nur, was ich von Didirs Gedanken noch erhaschen konnte, bevor sie mich in panischer Furcht verließ – oder bevor ich sie aus eigener Panik heraus vertrieb. Sie kannte die Verteidiger. Ursprünglich gab es fünf Schlüssel, die von fünf verschiedenen Personen aufbewahrt wurden, eine davon jemand, der Didir … sehr nahestand. Man wollte damit verhindern, daß die Verteidiger versehentlich geweckt wurden. Jetzt hat Manacle alle Sperren auf einmal gelöst. Jedermann, der den Raum betritt, braucht bloß einen Hebel herunterzudrücken und bringt damit in Gang, was immer es auch ist, was die Verteidiger tun. Der Gedanke daran brachte Didir völlig außer
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