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Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Titel: Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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wir zu Bett, um uns in der Dunkelheit zu unterhalten.
    »Also ist er doch hier gestorben. Es macht mir nichts aus, ihn zu rufen, Chance. Ich kannte ihn nicht, und er ist gute achtzig Jahre tot, aber Dorn selbst könnte ihn nicht rufen, solange diese Unveränderlichen hier sind. Sie müssen alle verschwinden.«
    »Werden sie auch«, sagte Chance, »wenn sie erst hören, daß die Sache, die sie suchen, woanders ans Tageslicht gekommen ist.«
    »Woanders?«
    »Ziemlich weit weg von hier. Überlaß das mir, Peter. Wir verbringen noch eine Nacht hier.«
    So war es. Mit noch mehr Bier und noch mehr Gerede, aber diesmal zog Chance den Kreis von Bekannten weiter, so daß sich noch mehr Zuhörer versammelten, um zu hören, was er sagte. Der Abend wurde später ausgelassener, die Stimmung stieg, und als der Lärm einmal kurz verstummte, warf Chance seinen Köder aus.
    »Richtig seltsam, daß Ihr gestern ausgerechnet Dindindaroo erwähnt habt«, sagte er zu dem Alten an seiner Seite.
    »Seltsam? Wirklich? Ich? O – o ja. Wer sonst … Was war seltsam?«
    »Nun ja, nur daß ich in Morgenberg einen Mann traf, ungefähr vor einem Jahr, und er erzählte mir, daß er in den Ruinen um Dindindaroo nach Schätzen gegraben hätte.«
    Rufe ertönten, allgemeines Interesse wurde laut. Chance wandte sich mir zu, wie zur Bestätigung, und ich sagte: »O ja, Vater, ja … Sagte, daß er Schätze ausgrub und sie nun teuer verkaufen will.«
    Chance nickte, schwieg, wartete. Fragen kamen. Was hatte der Mann gefunden? Smith, Vater und Sohn, wußten es nicht. Etwas Kleines, Wertvolles, nahmen sie an. Etwas Wundervolles und Seltenes, denn der Mann war ein berühmter Händler für solche Sachen. Alte Sachen, höchstwahrscheinlich. Dann, als das Interesse auf dem Höhepunkt war, lenkte Chance die Unterhaltung auf ein anderes Gleis. Ich sah, wie zwei Männer in dunklen Umhängen sofort danach den Raum verließen, und als ich zum Fenster ging, um etwas Luft zu schnappen, hörte ich Hufgeklapper, das sich nach Süden entfernte.
    Wir schliefen jene Nacht noch dort, verließen am nächsten Morgen das Land der Unveränderlichen und ritten in aller Öffentlichkeit ostwärts zur Großen Straße, die nach Norden führte. Einmal außer Sicht, verschwanden wir im Wald und ritten wieder den weiten Kreis, der uns in den Schutz der Bäume nahe der Ruinen von Dindindaroo brachte.
    Wir spähten hinüber, ich mit meinen Wandleraugen, scharf wie die eines Speckstreifenfalken, und Chance mit einem Seemannsglas, das er bei sich trug. Ganz eindeutig, dort waren zwei Männer in dunklen Umhängen, die sich mit Rätsel unterhielten, alle drei auf einem Hügel zusammengestürzter Steine und aufgeworfener Erde stehend. Rätsel gestikulierte, als wäre er in großer Aufregung, Besorgnis. Sein Gesicht war weiß vor Ernüchterung. Nach einer Weile setzten sich alle, und gegen Mittag waren sie zu einem Entschluß gekommen, denn eine ganze Reihe Unveränderlicher brach auf in Richtung ihrer Heimat, während andere, Rätsel unter ihnen, südlich ritt. Er war auf dem Weg nach Morgenberg, und es würde ein langer, mühsamer Weg werden.
    Wir warteten bis zum frühen Abend, bis die Sonne im Westen lange goldene Speere über den Steinhaufen warf, und dann gingen wir in die Ruinen und durchquerten sie. Durch das eifrige Graben schien einiges verändert. Doch die halbzerfallenen Mauern, in deren Schutz Dazzle und Borold den Tanz des Feuers beobachtet hatten, waren noch da, ebenso der schmale hohe Fensterspalt, in den ich mein Hemd gehängt hatte, damit es wie ein Geist aussah. Ich stand da, schaute darauf, mit jenem tiefen braunen Gefühl, gemischt aus Staub, Rauch und Kummer, das ebenso bohrend wie süß und kaum zu ertragen ist. Dann riß ich mich zusammen und nahm Dorn in die Hand.
    »Also, Peter«, sagte er zu mir in meinem Kopf. »Hier liegen viele Tote. Möchtest du, daß wir sie alle erwecken?« Er wußte, was ich wollte, aber er war immer höflich, benahm sich wie ein Gast. Indem ich es ihm erläuterte, machte ich es mir auch noch einmal klar. »Ein Name«, sagte er. »Hast du vergessen, den Namen des Mannes herauszufinden?«
    Ich stieß einen Fluch aus, angewidert von mir selbst. Wenn wir hier einen einzelnen aus der versammelten Menge herausziehen wollten, war ein Name nötig, denn wir wußten nicht genau, wo er lag. »Wie war sein Name?« knurrte ich Chance zu. Und er antwortete, weich wie Pudding: »Rätsel, natürlich, wie sein Enkel.« Damit begnügten wir uns.
    Ich begann

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