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Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Titel: Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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sagte ich auch.
    »Ich habe nicht gesagt, du sollst sie mitnehmen«, entgegnete Chance mit leichtem Vorwurf. »Ich sagte nicht, du sollst sie herumschleifen.«
    Ich schluckte die Übelkeit herunter, die mir bei dem Gedanken aufstieg. Ghuls erweckten bestimmte, erst kürzlich verstorbene Tote und machten aus ihnen eine Art gehorsame Diener des Schreckens, eine Sache, an die ein anständiger Nekromant nicht einmal denken würde. Es gab andere, die auch Geister erweckten – Thaumaturgen zum Beispiel oder Wiederkehrer. Oder Knochentänzer. Falls es stimmte, was der alte Windlow mir erzählt hatte, besaß die Hälfte aller Spieler in irgendeiner Form das Talent des Totenerweckens. Die Hälfte aller Spieler teilten sich dieses eine Talent. Falls es stimmte, war es aber kein Talent, das üblicherweise in der Art und Weise benutzt wurde, wie Ghuls und Knochentänzer es benutzten, und ich fühlte mich allein bei der Vorstellung beschmutzt.
    »Nein«, sagte ich. »Sie starb, ohne zu wissen, daß sie starb, Chance. Oft wissen die Toten nicht, daß sie gestorben sind, bis wir sie erwecken.« Im gleichen Augenblick dachte ich an Windlow, und der Magen krampfte sich mir vor Schreck zusammen, dann unterdrückte ich den Gedanken entschlossen. »Die sehr alten Toten sind bloß Staub; sie haben ihr Leben vergessen und besitzen nur eine Gier, die von dem Vorgang des Erweckens hervorgerufen wird. Über diese Toten fühle ich nicht so. Aber die kürzlich verstorbenen – o Chance, mit denen steht es anders. Tossa würde begreifen, daß sie tot ist, und es würde ihr weh tun.«
    Die Erinnerung an Mandors Geist war noch frisch in mir. Ich wappnete mich, so unnachgiebig wie nötig sein zu müssen, aber Chance sagte nur: »Na gut, dann müssen wir uns eben etwas anderes ausdenken. Wie steht’s mit jemandem, der ungefähr achtzig Jahre tot ist?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte ich.
    »Meinst du, du könntest einen Unveränderlichen erwecken?«
    »Du denkst an Rätsels Großvater? Rätsel sagte, er läge nicht hier begraben.«
    »Rätsel sagt viel. Ich weiß nicht, ob ich ihm alles glaube.«
    Wir ritten weiter, während ich darüber nachdachte. Rätsel war in Dindindaroo am Graben. Er hatte kürzlich herausgefunden, daß etwas in den Ruinen lag, was er – brauchte? Benötigte? Was jemand anderes benötigte? Egal – ihm verlangte so danach, daß er eine Menge Mühsal auf sich nahm, um es zu finden, wenn man es so ausdrücken wollte. Wo hatte er davon gehört und wann? Vielleicht auf dieser Reise nach Norden, die er und ich zusammen begonnen hatten und wo er dann gerade vor Betand nach Osten abgebogen war? Oder in seiner Heimat? Ob jemand es ihm erzählt hatte? Wenn ja, wer? Oder hatte er alte Notizen gefunden?
    Nach einer Weile unterbrach Chance diesen Gedankengang. »Diese Unveränderlichen sind eigentlich genau wie der Rest von uns. Sie trinken und sie reden. Reden, wenn sie ein bißchen angeheitert sind. Bauern reisen durch ihr Land. Du und ich, wir können dort auch reisen.«
    Womit es natürlich bereits entschieden war. Allerdings würden wir uns als Bauern verkleiden müssen. Rätsel kannte mich nur als Nekromanten, das nahm ich jedenfalls an. Chance und ich waren bereits früher zusammen im Land der Unveränderlichen gesehen worden, aber nur kurz. Also angenommen, wir reisten als Bauern, geschäftlich. Welche Art von Geschäften? Ich gab die Frage an Chance weiter.
    »Nun ja, als du mich in dieser Stadt Xammer mir selbst überlassen hast, Junge, so einfach ohne Hallo, Aufwiedersehen, Wie-hat’s-Abendessen-geschmeckt, da habe ich mir ein Spielchen oder zwei gegönnt.«
    »Chance!«
    »Na, na! Gemach, mein Junge … Ein friedliches Spielchen unter ehrlichen Leuten macht immer Spaß. Wie dem auch sei, ich habe das ein oder andere kleine Teilchen gewonnen. Ein Stück Gold, einige Schmuckstücke, Plunder und Krimskrams. Dachte, ich könnte es profitabel verscheuern, oben im Norden.«
    »Also das befindet sich in deinen Satteltaschen! Ich dachte, du hättest ganz schön viel Gepäck, dafür daß du kein Lastpferd hast.«
    Er nickte selbstzufrieden. Ich wußte nie, was Chance mehr erfreute – ein Karten- oder Würfelspiel zu gewinnen, eine Frau zu treffen, die gut kochen konnte oder einen Weinkeller ausfindig zu machen, der von einem erstklassigen Kellermeister zusammengestellt worden war. Was die Welt auch sonst anbot, er wählte immer eines oder mehrere dieser drei Dinge aus.
    »In diesen Taschen steckt genug, um uns ungehinderten Zugang

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