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Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Titel: Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Bereitwilligkeit, Euch von Eurer Verpflichtung uns gegenüber zu entbinden. Wirklich, hoher Herr, Ihr habt genug für uns getan und mehr, als jeder hätte erwarten dürfen.« So, dachte ich. Das ist queyntischer, als Queynt selbst es gekonnt hätte. Finde eine Antwort darauf, Spiegelmann.
    Er räusperte sich und hüstelte herum, was mich an die Art erinnerte, wie Rätsel herumgezappelt hatte, als ich ihn auf die gleiche Weise in die Enge trieb. »Aber wo denkt Ihr hin, Spieler«, brachte er schließlich heraus, »die Neugierde treibt mich vorwärts. Jetzt, da ich bereits so weit gekommen bin, will ich nicht nach Hause zurückkehren, ohne das Hochland gesehen zu haben.« Und er schenkte mir ein schiefes, verlogenes Lächeln, das ich ebenso verlogen zurückgab. Der Teufel sollte ihn holen.
    Als wir in den Engpaß einbogen, bat mich Chance, mit meinen Wandleraugen aufzupassen, was hinter uns passierte. »Sie werden den echten König hierherbringen«, sagte er. »Sie müssen dazu diesen Weg benutzen. Es ist die einzige Möglichkeit, falls sie nicht fliegen möchten. Schau dich also nach Staubwolken um. Daran werden wir erkennen, wie weit entfernt sie sind.«
    Wir waren schon mehrere Stunden unterwegs, bevor ich etwas entdeckte, weit hinter uns an der Abzweigung. Wäre das Land hinter uns nicht abschüssig gewesen, hätte ich es nicht entdeckt, aber so konnte ich die ganze Strecke, die wir gekommen waren, beobachten. Allerdings bedurfte es dazu Wandleraugen. Ich machte nicht viel Aufhebens um meine Entdeckung. Es reichte, daß wir wußten, daß sich der König ein paar Stunden hinter uns auf der Straße befand, eine Entfernung, die sich zweifellos im Schutz der Dunkelheit verringern würde.
    Als der Abend kam, entfachten wir also wieder unsere getrennten Feuer, und Chance und ich machten viel Wirbel um unsere Erschöpfung und darum, daß wir die Nacht davor aus Sorge um Jinian kein Auge zugetan hätten und daß wir uns deshalb früh unter unsere Decken begeben würden. Ich stellte ein überzeugendes Bündel aus denselben her und schlüpfte in die Dunkelheit. Hinter mir plauderte Chance mit meinen Decken. Unentdeckt vom Feuerschein, verwandelte ich mich in einen Fustigar und brachte auf Pfoten Meile um Meile hinter mich. Nur eine einzige Sache hatte ich dabei, die ich meines Erachtens benötigte.
    Es war nicht schwierig, sie zu finden. Sie waren zu zweit und hatten ein geschlossenes Fuhrwerk dabei, nicht unähnlich dem, das Queynt besaß. Der eine war ein Portierer, der wegen der Kälte seinen Umhang eng über sein dichtes Federgewand gezogen hatte. Der andere war wirklich ein Spiegelmann, ausstaffiert mit dem Gewand eines Königs und einem mit Federn geschmückten Hut, wie Kelver ihn trug.
    Der Waggon war verschlossen. Ich war mir sicher, daß sich der König darin befand. Alles, was ich wissen mußte, würde ich von dem zweiten Spiegelmann, dem falschen Kelver, erfahren, der bald zu seinen Verbündeten zurückkehren mußte. Ich lag hinter einem Felsen und beobachtete, wie die beiden aßen und tranken, rülpsten und sich kratzten. Endlich erschien der falsche Kelver, ritt aus der Dunkelheit ins Licht, und sie schlossen den Waggon auf. Ich sah, wo sie den Schlüssel versteckt hatten und kroch dicht heran, um durch einen Spalt in der Tür zu spähen. Der echte König lag gefesselt und geknebelt auf einer Pritsche. Als sie den Knebel aus seinem Mund zogen, schwankte er, offenbar betäubt. Er konnte sich nicht genug aufrappeln, um wütend zu sein, sondern murmelte nur:
    »Wie unehrenhaft! Euer Spiel ist unehrenhaft! Wer SPIELT gegen mich?«
    Einer der Spiegelmänner schlug ihm mit dem Stock, den er bei sich hatte, hart gegen die Beine. »Still, König. Unser Herr schert sich nicht um deine Ehre oder Unehre, um Regeln oder Verbote. Vielleicht kommst du mit dem Leben davon, wenn du uns keine Schwierigkeiten machst. Ansonsten verlierst du dein Leben ganz gewiß im Höllenschlund.«
    Ich hatte das Wort ›Höllenschlund‹ ein oder zweimal aus Mertyns und Mavins Mund gehört – und jedesmal mit tiefem Abscheu und Widerwillen. Ich kniete dicht am Türspalt, damit mir kein Wort entging.
    »Höllenschlund«, murmelte der König. »Was hat der Höllenschlund mit mir zu tun?«
    »Der Höllenschlund hat etwas mit der Welt zu tun«, sagte der Portierer. »Huld, unser Meister, wird seine Herrschaft über den Höllenschlund zur Herrschaft über die ganze Welt werden lassen. Du bist in der Welt. Also bist du in seinem Spiel. Schweig

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