Das wahre Wesen der Dinge (German Edition)
Unterhaltung taugen.
Ana postet eine Antwort:
VON: Ana Alvarado
Wir sollten uns hier mal über unsere Motive klar werden. Es wäre bestimmt großartig, wenn unsere Digis nützliche Sachen lernen könnten, aber wir sollten sie nicht als Versager abstempeln, wenn das nicht klappt. Vielleicht könnte Jax ja wirklich Geld verdienen, aber dafür ist er nicht da. Er ist nicht wie die Draytas oder die Unkrautroboter. Egal, was er an Rätseln löst oder wie viel er arbeitet, ich ziehe ihn nicht deswegen groß.
VON: Stuart Gust
Ja, da hast du völlig recht. Ich wollte nur sagen, dass wir vielleicht noch nicht alle Fähigkeiten unserer Digis ausgeschöpft haben. Wenn sie in irgendetwas richtig gut wären, wäre es dann nicht toll für sie, diese Arbeit zu machen?
VON: Maria Zheng
Aber was können sie denn? Hunde werden für ganz bestimmte Aufgaben gezüchtet, und Sophonce-Digis sind so einseitig, dass sie immer dasselbe tun wollen, egal ob sie darin gut sind. Nichts davon gilt für die Neuroblast-Digis.
VON: Stuart Gust
Wir könnten Ihnen ja alles Mögliche anbieten und dann sehen, wofür sie eine Begabung haben. Freies Lernen statt Berufsausbildung. (Das ist teilweise durchaus ernst gemeint.)
VON: Ana Alvarado
Das ist eigentlich gar keine so dumme Idee. Bonobos können alles lernen, von der Werkzeugherstellung bis hin zu Computerspielen – man muss ihnen nur die entsprechenden Möglichkeiten bieten. Vielleicht haben unsere Digis ja Fähigkeiten, auf die wir noch gar nicht gekommen sind.
VON: Maria Zheng
Wovon reden wir hier eigentlich? Lesen haben wir Ihnen schon beigebracht. Sollen wir sie in Naturwissenschaften und Geschichte unterrichten? Sollen wir sie kritisches Denken lehren?
VON: Ana Alvarado
Ich weiß es auch nicht. Aber falls wir das durchziehen, sollten wir unvoreingenommen und nicht zu skeptisch an die Sache herangehen. Geringe Erwartungen führen zu schlechten Ergebnissen. Wenn wir die Latte hoch hängen, werden wir mehr Erfolg haben.
Die meisten Mitglieder der Usergruppe sind ganz zufrieden mit der derzeitigen Ausbildung der Digis – einer improvisierten Mischung aus Homeschooling, Gruppenunterricht und Lernsoftware –, aber einige sind begeistert von der Idee, mehr zu tun. Diese zweite Gruppe erörtert mit den Lehrern der Digis die Frage, ob man den Lehrplan erweitern sollte.
Während der nächsten Monate lesen sich verschiedene Besitzer in Pädagogik ein und überlegen, wie Lernen bei Digis sich vom Lernen bei Schimpansen oder Menschenkindern unterscheidet, und wie ein Unterricht, der auf ihre Eigenarten eingeht, aufgebaut sein müsste. Die meiste Zeit sind die Besitzer allen Vorschlägen gegenüber aufgeschlossen, bis die Frage aufkommt, ob die Digis mit Hausaufgaben schnellere Fortschritte machen könnten.
Ana wären Beschäftigungen lieber, bei denen die Digis zwar Neues lernen, denen sie aber so gern nachgehen, dass niemand sie dazu anhalten muss. Andere Besitzer dagegen finden, die Digis sollten richtige Hausaufgaben aufbekommen. Zu ihrer Überraschung liest sie ein Forenposting von Derek, in dem er diese Meinung unterstützt. Als sie sich das nächste Mal treffen, fragt sie ihn danach.
»Wieso willst du, dass sie Hausaufgaben machen?«
»Was spricht denn dagegen?«, fragt Derek. »Nur weil du als Kind mal einen fiesen Lehrer gehabt hast?«
»Sehr witzig. Komm schon, ich meine es ernst.«
»Also gut, ernsthaft: Was ist so schlimm an Hausaufgaben?«
Ana weiß kaum, wo sie anfangen soll. »Jax die Möglichkeit zu geben, sich außerhalb des Schulunterrichts zu beschäftigen, ist ja gut und schön«, sagt sie. »Aber ihm Aufgaben zu geben und ihm zu sagen, er soll sie machen, auch wenn es ihm keinen Spaß macht? Ihm ein schlechtes Gewissen einzureden, wenn er sie nicht fertigstellt? Das verstößt gegen alle Prinzipien beim Umgang mit Tieren.«
»Vor langer Zeit warst du die Einzige, die mir gesagt hat, Digis seien nicht wie Tiere.«
»Ja, das habe ich tatsächlich gesagt«, räumt sie ein. »Aber sie sind auch keine Marionetten. Und ich weiß, dass dir das klar ist, aber so wie du redest, klingt es, als wolltest du sie zu Arbeiten drillen, die sie nicht mögen.«
Er schüttelt den Kopf. »Es geht mir nicht darum, sie schuften zu lassen, sondern darum, ihnen ein bisschen Verantwortungsbewusstsein beizubringen. Und vielleicht halten sie es ja aus, sich ab und zu schlecht zu fühlen; das müssten wir einfach ausprobieren.«
»Warum denn überhaupt riskieren, dass sie sich schlecht
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