Das war eine schöne Reise
Gesellschaft von zwei Frauen und zwei Männern durch mehrere Lokale gezogen und schließlich zu einer Fahrt nach Cesenatico eingeladen worden. Das Schlafmittel scheint man ihm ins letzte Glas Wein getan zu haben, denn mit dem Antritt der Fahrt reißt der Film ab...«
»Haben ihm die Kerle sein ganzes Geld abgenommen?«
»Sie haben ihn ratzeputz ausgeräubert!« antwortete Frau Lobedanz mit bebender Stimme, »ratzeputz! Also, ich muß schon sagen: mein Bedarf an Überraschungen ist reichlich gedeckt! Zuerst wird Herr Schnürchen bestohlen, und jetzt diese fürchterliche Geschichte...Otto, Otto, wo sind wir hingeraten?!«
»Nun reg dich nur nicht auf, Mama. Gauner gibt es überall, nicht nur in Rimini, und ich meine, daß Herr von Berg in der Wahl seiner Gesellschaft ein bißchen unvorsichtig gewesen ist...«
»Da muß ich Ihrem Sohn allerdings recht geben«, meinte Fräulein Sonntag, »und ich glaube, Herr Lobedanz, wir sollten nicht verschweigen, unter welchen Umständen wir Herrn von Berg heute nacht begegnet sind.«
»Wann war das?« fragte Herr Schnürchen interessiert.
»Zwischen zwölf und ein Uhr. Wir hatten uns kurz vor Mitternacht von den Freunden von Fräulein Sonntag verabschiedet und waren auf dem Heimweg...«
»Da bekam ich noch Appetit auf eine Pizza...«
»Was ist denn das schon wieder?« fragte Frau Lobedanz.
»Eine neapolitanische Spezialität, Frau Lobedanz«, antwortete Herr Schnürchen, »Sie sollten sie einmal probieren. Ein Teig von Weizenmehl wird dünn ausgezogen, tellerartig geformt, mit Sardellen, Tomaten oder feinen Gemüsen gefüllt, mit Käse überstreut und im Ofen gebacken...«
»Und das nachts um zwölf? Erbarmen Sie sich, Herr Schnürchen, das liegt doch wie ein Stein im Magen...«
»Jedenfalls gingen wir in den Grillraum des Cafés Embassy, eines von jenen großen Konzertcafés an der Promenade. Und dort entdeckten wir an der Bar Herrn von Berg, ziemlich angestochen und in Gesellschaft von zwei Damen...« Er schnüffelte kurz auf und wackelte mit der Hand, »na ja, Damen... die eine rotblond und die andere schwarz, und beide rückenfrei bis zum...«
»Otto!« rief Frau Lobedanz und hüstelte scharf.
»Und da zogen wir es denn doch vor, uns zu verdrücken«, sagte Fräulein Sonntag.
»Die Geschichte ist sonnenklar«, meinte Herr Blumm, der es als Justizbeamter ja wissen mußte, »das waren die Lockvögelchen, denen Herr von Berg auf den Leim kroch. Das müssen Sie natürlich der Polizei melden, Herr Lobedanz.«
»Ich weiß nicht«, sagte Otto Lobedanz unbehaglich, »ob die Beschreibung der Rückenansichten dieser Vögelchen der Polizei viel helfen wird...«
»Eine Möglichkeit besteht«, meinte Fräulein Sonntag, »daß nämlich der Barmixer die beiden Nachteulen kennt. Das wäre ein Tip, den man den Polizisten geben sollte. Aber muß das gleich sein?«
»Lassen Sie sich nicht den Vormittag verpatzen, Fräulein Sonntag«, sagte Herr Schnürchen, »gehen Sie ruhig zum Baden. Ich muß ohnehin auf die Post und werde auf dem Wege dorthin dem Kommissariat einen kurzen Besuch abstatten. Es war, wenn ich mich recht erinnere, die Bar des Embassy, wo Sie Herrn von Berg trafen, nicht wahr?«
»Ganz recht, die Bar des Embassy...«
»Da muß man nach Italien fahren, um solche Aufregungen zu erleben!« seufzte Frau Lobedanz.
»Tscha, Mama«, sagte Otto Lobedanz, »ich gehe dann auch zum Schwimmen an den Strand. Kommst du mit?«
»Ach, weißt du, Otto, die Hitze setzt mir doch sehr zu...Ich werde ein wenig durch die Straßen bummeln und mir die Auslagen ansehen. Vielleicht, daß ich später noch zum Strand hinuntergehe...«
»Wenn Sie nichts dagegen haben, Frau Lobedanz, dann begleite ich Sie ein Stück des Weges«, sagte Herr Schnürchen und winkte den jungen Leuten, zu denen sich auch Fräulein Lenz und Herr Blumm gesellten, einen freundlichen Gruß zu. Er hatte sich — wie auch Frau Lobedanz — statt des Milchkaffees ein Kännchen Tee geben lassen und schenkte sich die zweite Tasse ein. Frau Lobedanz erbot sich, ihm noch ein Brötchen mit Butter und Orangenmarmelade zurechtzumachen, und er ließ sich gern verwöhnen.
»Übrigens baumelt an Ihrer Jacke der mittlere Knopf, Herr Schnürchen...«
»Ach, du liebe Güte«, sagte er und riß den Knopf, der tatsächlich nur noch an einem Faden hing, vollends ab und steckte ihn in die Tasche, »und dabei habe ich meiner Frau Niebelschütz noch extra aufgetragen, alles in Ordnung zu bringen...«
»Wohnen Sie in
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