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Das waren schöne Zeiten

Das waren schöne Zeiten

Titel: Das waren schöne Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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reiten.
    Jedenfalls hat es vermutlich niemals einen mißmutigeren und undankbareren Gast gegeben — und keine dankbarere Siebzehnjährige, als endlich der Arzt meine Rückkehr nach Auckland erlaubte. Es war inzwischen zu spät, um noch in die Lateinschule zurückzukehren, doch alle meine Freunde gingen im nächsten Schuljahr zur Universität, die wir damals >College< nannten. Dann würden wir wieder vereint sein.
    Wie glücklich war ich, wieder nach Hause, zu meiner geliebten Schwester und meiner Mutter zu kommen! Der Anfang meines Studiums an der Uni würde harte Arbeit verlangen, weil mir nun doch diese beiden wichtigen letzten Semester in der Lateinschule fehlten. Aber endlich begann das Leben! Ich erinnere mich noch gut, wie ich die steilen, abfallenden Weiden hinunterrannte und selig sang: »Aus dem Gefängnis befreit! Aus dem Gefängnis befreit! Halleluja!«
    Wenige Monate später sollte ich am >Auckland University College< eingeschrieben werden. Für mich stellte die Universität weniger den Ort des Lernens, als das Tor zur Freiheit dar.
     

Universität und Lehrtätigkeit
     
    >Auckland University College< behalf sich damals mit einer recht kümmerlichen Existenz in den alten Parlamentsgebäuden im Waterloo-Block. Ich kann nicht sagen, wie viele Studenten damals dort Vorlesungen besuchten, aber die Anzahl war natürlich verschwindend klein, verglichen mit der Menge, die heutzutage die Universität in der Princes Street überflutet. Um nur eine ungefähre Zahl aus dem Gedächtnis zu nennen, möchte ich sagen, daß wir nicht mehr als etwa zwanzig Studentinnen und die gleiche Anzahl Studenten waren. Selbstverständlich gab es außerdem noch viele Studenten, die nur die Vorlesungen am Abend besuchten, weil sie tagsüber in Büros arbeiteten, und dazu noch eine Menge Studenten am Lehrerseminar. Doch da ihre Zeit voll und ganz ausgefüllt war, sahen wir wenig von ihnen.
    Der Großteil der Studentinnen waren ehemalige Lateinschülerinnen; nur ganz wenige kamen von Privatschulen. Bei den Studenten war es ähnlich. Lateinschule oder >King’s Colleges<. Im ganzen bildeten wir eine glückliche Familie und kannten uns gut.
    Damals war zur Erlangung des akademischen Grades eines B. A. Mathematik Pflichtfach, und hier erlebte ich trotz der gütigen Anstrengungen Professor Segars mein Waterloo. Ich fiel durch, doch schaffte ich es schließlich im nächsten Jahr, allerdings mit den niedrigsten Noten und dank der ausdauernden Hilfe meiner Freundin aus der Lateinschule, Olivia Clark. Sie war hervorragend in Mathematik und schwach in Englisch, weshalb wir uns zur wechselseitigen Hilfestellung entschlossen: Sie zerrte mich durch meine Prüfungen in Mathematik, und ich schimpfte sie durch die ihren in Englisch. Erstaunlicherweise überstand unsere Freundschaft diese Anspannung.
    Damals war es uns erlaubt, ein Fach zu >wiederholen<, und ich wählte natürlich mein geliebtes Englisch. Das war mein Hauptfach; die anderen vier waren die verdammte Mathematik, Geschichte, Französisch und Latein.
    Für ein Mädchen, das bis dahin Schularbeiten immer auf die leichte Schulter genommen hatte, war das eine beträchtliche Hürde. Dazu kam, daß mir nun die Zeit meiner Abwesenheit in dem letzten, sehr wichtigen Jahr empfindlich fehlte. Ich habe allen meinen Professoren viel zu verdanken; aber nun, zurückblickend, erkenne ich, daß der Mann, der mir wirklich die wichtige Achtung vor dem Wert der Arbeit beibrachte — eine Erkenntnis, die natürlich von den Professoren vorausgesetzt wurde — , der viel umstrittene J. P. Grossmann war. Das hing zum Teil damit zusammen, daß ich zufällig einen viel engeren Kontakt mit ihm hatte, als mit irgendeinem anderen meiner Lehrer. Mehr noch, von meinem vierzehnten bis fast zu meinem zwanzigsten Lebensjahr übte er den nachdrücklichsten Einfluß auf mein gesamtes Geistesleben aus.
    Mein Pfad kreuzte zum ersten Male den dieses seltsamen und brillanten Mannes, als wir ein Haus in der Nähe der Universität suchten, wo mein Bruder Naturwissenschaften studierte. Das einzige passende Haus, das wir finden konnten, war am >Constitution Hill< und wurde uns nur unter der Bedingung vermietet, daß wir es mitsamt dem vorhergehenden Mieter, dessen Frau nach England reiste, übernehmen würden. Das taten wir, und auf diese Weise war J. P. Grossmann einige Jahre ein Mitglied unseres Familienkreises.
    Sein außerordentlicher Verstand war mit einem unwahrscheinlichen Gedächtnis gekoppelt, das ihn befähigte,

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