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Das waren schöne Zeiten

Das waren schöne Zeiten

Titel: Das waren schöne Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Wissen auf eine Weise aufzusaugen, wie ich es nie mehr erlebte. Jahre später erzählte mir mein Bruder, daß er selbst miterlebte, wie Grossmann eine ganze Nacht lang wach blieb, um irgendeine komplizierte Abhandlung über Volkswirtschaft oder Psychologie zu lesen, und dann Jahre danach einen vollständigen Abriß davon gab.
    Ich kann mir nicht vorstellen, daß jemals Studenten eine glücklichere und vergnüglichere Zeit erlebten als unsere kleine Gruppe damals, in jenen lang vergangenen Jahren. Wir waren ein so begrenzter, vertrauter Kreis und kannten einander so gut. Wir arbeiteten und verbrachten unsere Freizeit zusammen, Studenten sowohl wie Studentinnen, In dieser Hinsicht waren wir unserer Zeit weit voraus. Niemand dachte je daran, bei den zahlreichen Partys und Picknicks unsere Freiheit durch Begleitpersonen einzuschränken. Eines der wertvollsten Dinge, die wir an der Universität Auckland lernten, war die Möglichkeit echter und unsentimentaler Freundschaft zwischen Männern und Frauen.
    Selbstverständlich wurde auch Theater gespielt. Da ich von Kindheit an Spaß an der Schauspielerei hatte, gehörte ich bald mit zum Bühnenensemble, verdiente meine Sporen erst durch Nebenrollen, bis ich schließlich Lady Bracknell in The Importance of Being Earnest spielen durfte und endlich auch Hauptrollen. Ein Jahr wiederholten wir das Stück mehrere Male an kleinen Bühnen, und ich erlebte die Atmosphäre einer richtigen Theatertruppe auf Tournee, als wir mit Pferdebussen durch die Umgebung zogen, um zu zeigen, was Studenten leisten konnten.
    Es war Vergnügen und harte Arbeit, unterbrochen von fröhlichen Ferientagen. Einige davon verbrachten wir in der Hawke’s Bay auf einer Schaffarm, die den Eltern meiner Freundin Celia Gilmour gehörte. Die Wochen vergingen nur zu schnell mit Theaterspielen, Picknicks, Reitausflügen und Tennis spielen. Für mich war es besonders schön, daß ich wieder einmal dem Vergnügen meiner Kindheit frönen konnte: gute Pferde in guter Gesellschaft zu reiten.
    Ein anderes Ferienziel war Waimate North, wo wir wieder in dem ehemaligen alten Pfarrhaus wohnten, doch diesmal nicht unter dem gestrengen Regiment von Onkel John und Tante Emily, was unserer Stimmung nur zuträglich war. Mein Bruder hatte inzwischen die Universität verlassen und arbeitete nun im »Geologischen Landesvermessungsamt<. Edward führte Vermessungen auf der Bay of Islands durch, weshalb meine Mutter und meine Schwester für diese Zeitspanne das Pfarrhaus gemietet hatten. Ich verbrachte dort viele vergnügte Tage mit meinen Freunden von der Universität, und unser Wohlbehagen wurde nicht im geringsten durch den primitiven Zustand beeinträchtigt, in dem sich das alte Haus damals befand. Wir fanden nichts dabei, in einer riesigen alten Zinkwanne zu baden und dann das Wasser durch ein Loch im Fußboden auszuleeren. Jetzt hört sich das ziemlich respektlos an, denn das alte, historische Gebäude wurde inzwischen wieder teilweise restauriert und von den Mitgliedern der >Church Army< liebevoll instand gehalten. Nun hat es der >Historic Places Trust< übernommen.
    Andere Ferien verbrachten wir in Whangaroa, als mein Bruder dort Vermessungsarbeiten durchführte. Das war eine Zeit des Badens und Ruderns, mit einer ganzen Gesellschaft von Uni-Freunden. Manchmal wundere ich mich heute, wie wir es damals immer fertigbrachten, ein Haus zu mieten, sooft uns danach war. Doch weit mehr Bewunderung verdient die Selbstlosigkeit und Tapferkeit meiner Mutter. Sie war nun arg geplagt von Schmerzen, die ihr diese üble Arthritis zufügte. Trotzdem erhob sie niemals Einspruch dagegen, daß wir das Haus mit lärmenden jungen Leuten vollstopften. Nie war sie überrascht oder gar ärgerlich durch irgend etwas; sie ließ sich den Hügel, auf dem die Cottage stand, zu dem wartenden Boot hinuntertragen und verbrachte viele lange Tage auf dem Wasser, das sie besonders liebte. Nie klagte sie, und oft war sie die Fröhlichste in der Runde.
    Ihr Humor war immer gutmütig, selbst wenn sie gelegentlich einer recht sarkastischen Bemerkung fähig war. Nicht einverstanden mit meiner Gewohnheit, meine Bücher, meine Hüte und sogar meine Strümpfe an meine Freunde zu verleihen, und noch weniger damit, daß ich mir die ihren borgte, bemerkte sie einmal, daß sie fände, Studenten glichen den ersten Christen, die alles gemeinsam besaßen. Dann fügte sie noch nachdenklich hinzu, daß dies aber die einzige Ähnlichkeit sei, welche sie entdecken könnte.
    Bei

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