Das waren schöne Zeiten
muß aber diese Zeit ziemlich langweilig gefunden haben. Meiner Arbeit jedenfalls hat sie enorm vorangeholfen.
Nun, ich erhielt diesen >First Class< in Englisch ohne Schwierigkeit, aber nur um Haaresbreite in Französisch. Um den >First Class< zu erhalten, verlangte der Examinator einen Durchschnitt von 70 Prozent. Meine Noten waren 67, 76, 67. >Die einzige mathematische Glanzleistung Ihrer Karriere<, wie Professor Egerton sarkastisch bemerkte.
Wie sollte es nun weitergehen? In Auckland, wo es mir schwerfallen würde, nicht wieder in das vergnügliche, aber nicht desto weniger alte Geleise des Universitätslebens mit seinen Ämtern und Verpflichtungen zurückzufallen, wollte ich nicht bleiben. Wie es nur natürlich ist für einen jungen Menschen, verlangte es mich danach, neue Wege zu gehen und mir nebenbei Land und Leute anzusehen. Meine Mutter und meine Schwester befanden sich auf ihrer Besuchsreise nach England. Unglücklicherweise überbrachte ihnen der Kapitän des Schiffes auf der Höhe des Kaps der Guten Hoffnung die Kabelnachricht vom Tode des Großvaters. Trotzdem blieben sie eine Weile in England bei meiner Tante und vielen anderen Verwandten.
Mein Bruder hatte Sylvia Dunlop, eine meiner besten Freundinnen, geheiratet und arbeitete nun wieder an der Universität. Für meine Person fand ich es richtig, mich von dieser Institution zu trennen, denn ich hatte zu oft beobachten können, wie ehemalige Studenten dorthin zurückkehrten und dann noch lange Ämter innehielten, die sie längst an ihre jüngeren Nachfolger hätten übergeben sollen. Da sich aber kein günstiges Angebot ergab, füllte ich die Zwischenzeit mit einem vorübergehenden Posten in der Mädchen-Lateinschule aus, die inzwischen ein bleibendes Heim in der Howe Street gefunden hatte. Man brauchte damals eine junge Lehrerin, bis Miss Blanche Butler, die neue Leiterin der Schule, eintreffen würde.
Im März war eine Stellung am >Technical College< in Christchurch unter John Howells Leitung ausgeschrieben. Ich hoffte sehr, daß meine Bewerbung angenommen würde, weil ich Mr. Howell bereits gut kannte und ihn bewunderte. Er war Lehrer in den naturwissenschaftlichen Fächern an der Lateinschule gewesen, als ich dort Schülerin war, und war außerdem ein guter Freund meines Bruders. Er war es, der damals unser Interesse an Hockey geweckt und unsere Schulmannschaft trainiert hatte. Vor noch nicht langer Zeit wurde anläßlich des Jubiläums der Lateinschule Auckland ein Foto des damaligen Teams veröffentlicht. Es war amüsant und ein bißchen rührend, unsere keuschen Röcke zu sehen — obwohl wir sie nicht so lang trugen, wie es zu jener Zeit vorgeschrieben war — und unsere jungen, lebensdurstigen Gesichter. Wir waren begeistert bei der Sache gewesen, und es war öfter als einmal vorgekommen, daß wir beim Training auf dem zum Regierungsgebäude gehörenden Rasen von Seiner Exzellenz persönlich beobachtet und angefeuert wurden. Mr. Howell hatte uns mit seiner Begeisterung gewonnen; seit damals hegte ich eine große Verehrung für ihn und seine charmante und eigenwillige Frau.
Kein Wunder also, daß ich glücklich war, als meine Bewerbung angenommen wurde. Ich begab mich nach Christchurch, um dort mit Freunden einen gemeinsamen Haushalt zu arrangieren. Mutter schrieb mir, ein bißchen besorgt: >Mir scheint es ein etwas unkonventioneller Plan zu sein, daß Ihr drei jungen Leute allein in einem eigenen Haus wohnen wollt. Ich bin nur froh, daß die liebe Marguerite Mulgan in Christchurch lebt und versprochen hat, Dich im Auge zu behalten.<
Auf diese Weise begann meine enge und lebenslange Freundschaft mit Alan Mulgan, dem bekannten Schriftsteller und dessen Frau. Marguerite Mulgan war meine Cousine zweiten Grades väterlicherseits und zugleich eng mit meinem Bruder befreundet, der im gleichen Alter wie sie stand. Die Mulgans lebten damals an den Cashmere Hills, und Alan war Mitarbeiter für den Literaturteil der Christchurch Press. Ihr Haus, in dem ich zahllose interessante Menschen kennenlernte, war für mich ein Heim. Das Leben war voller neuer Eindrücke und Interessen, und meine Arbeit unter John Howell erwies sich als genau das, was ich erhofft hatte.
Howell war, in der Tat, der ideale Leiter einer Schule und der beste Mann, den ich je kennengelernt hatte. Er war Quäker, mit der den Quäkern eigenen tiefen und bescheidenen Frömmigkeit; ein Mann von hoher Intelligenz und scharfem Verstand, mit dem Mut eines Löwen, kombiniert mit
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