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Das waren schöne Zeiten

Das waren schöne Zeiten

Titel: Das waren schöne Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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ein starker Wind, wie ich ihn nie zuvor erlebt habe, doch wir erkannten immer noch nicht die Gefahr. Als wir uns vom Tisch erhoben, sahen wir voller Entsetzen, daß an die hundert Baumstämme und Baumstumpen auf unseren eigenen Weiden brannten. Im gleichen Augenblick verstärkte sich das Geheul des Windes und das Geprassel des Feuers zu alarmierendem Getöse. Von dieser Sekunde an mußte Walter jeden Muskel anspannen, um die beiden Häuser zu retten. Er lief von einem zum anderen, trat dort Funken aus, löschte hier schwelende Balken. Mir rief er zu, daß ich zum Haus meiner Schwester gehen und dort bleiben sollte. Ich versuchte die Koppel zu überqueren, aber war unfähig, mich gegen den Wind zu halten. Am Ende war keinem Haus viel geschehen, obwohl ein Bodenbrett unserer neuen Veranda gefährlich schwelte.
    Aber die Zerstörung auf der Farm war schauderhaft. Kaum ein Zaun war übriggeblieben und das schwer errungene Futtergras fast jeder Weide verkohlt. Auch unter unserem Viehbestand hatte der Brand fürchterlich gewütet. Viele von unseren Kühen verliefen sich im Busch, als es keine Zäune mehr gab, und wurden nie wieder gesehen, obwohl Gerüchte umgingen, daß sie einen Monat später drunten an der Küste verkauft worden seien. Die Telefonverbindungen waren zerstört und jeder Kontakt mit der Welt draußen abgeschnitten.
    Am nächsten Tag machte Walter mit dem Pferd die Runde um unseren Besitz. Die Verluste waren enorm. Überall fand er Schafe, die benommen von Rauch und Feuer, direkt auf die brennenden Baumstümpfe zugelaufen und umgekommen waren. Mit dem Verlust unserer Schafe und unserer Kühe war unsere einzige größere Einnahmequelle versiegt.
    Als er zurückkehrte, war er nicht allein. Frau Dr. de la Mare und ein Freund waren inzwischen eingetroffen, und vor dem Tor stand ein Taxi. Sie hatte von dem Brand erfahren und, da sie uns telefonisch nicht zu erreichen vermochte, ein Taxi gemietet und war zu uns gekommen. Mit der für sie charakteristischen Untertreibung bemerkte sie lediglich, daß sie dies hier nicht für den geeigneten Ort für eine Frau halte, die in vierzehn Tagen ihr erstes Kind erwarte. Mein Koffer war bereits seit einer Woche gepackt, und eine halbe Stunde später fuhren wir ab.
     

Die Amateurköchin
     
    Was auch immer jemandes Job sein mag, es ist stets das gleiche — man muß sich daran gewöhnen. Das gilt natürlich auch für Hausarbeit und die Probleme der Lebensmittelbeschaffung im Busch. Ich stand diesen Anforderungen zuerst ratlos gegenüber, aber brauchte schließlich nicht allzu lange, um damit fertig zu werden. Jede Frau ist im Grunde durchaus fähig, mit all den Schwierigkeiten, die sich unter solchen Umständen ergeben können, zurechtzukommen, es sei denn, sie ist ein intellektuelles Genie oder eine Idiotin, in welchen Fällen man natürlich Nachsicht walten lassen muß. Heutzutage dürfte es einer jungen, unerfahrenen Frau kaum passieren, mit solchen Problemen konfrontiert zu werden, weil sich das Leben im Busch vor fünfzig Jahren gewaltig von dem heutigen Landleben unterscheidet. Ich bin ehrlich froh für diese jungen Frauen und nicht zuletzt auch für deren Ehemänner.
    Ich war bestimmt ein strahlendes Beispiel dafür, wie es sich rächen kann, wenn ein junges Mädchen selbst die einfachsten Grundkenntnisse einer Haushaltführung ignoriert. Andererseits — selbst wenn ich gelernt hätte, wie man einen Stadthaushalt führt, hätte ich mit diesen Kenntnissen nicht viel anfangen können.
    Im King Country dieser Jahre fing es schon damit an, daß man gezwungen war, die wenigen Lebensmittel, die man bekommen konnte, auf langen, abenteuerlichen Fahrten höchstselbst heranzuschaffen. Und wenn man sie dann schließlich zu Hause hatte, machten sie erst einmal einen vernichtenden Eindruck auf eine junge, unerfahrene Hausfrau. Ich jedenfalls hatte nie zuvor einen Sack mit einem Zentner Mehl gesehen, und der Gedanke, daß ich ihn eigenhändig zu Brotlaiben und Kuchen verarbeiten mußte, störte mich gewaltig. Nicht anders erging es mir mit den siebzig Pfund Zucker, die angeblich für Marmelade und Eingemachtes gebraucht würden, wovon man erwartete, daß ich es herstellte. Noch erschreckender wirkte der Anblick eines ganzen Hammels, der in einem Fliegenschrank im Schatten eines großen Baumes hing; denn von einem Kühlschrank konnte natürlich so wenig die Rede sein, wie von elektrischem Strom, welcher für die ersten dreißig Jahre meines Landlebens ein unerreichbarer Traum

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