Das waren schöne Zeiten
und in diesen abgelegenen Siedlungen im Busch unvermeidliches Erlebnis, hilflos dabeistehen zu müssen, wenn alles, was einem wertvoll war, in Flammen aufgeht. Wir kampierten in dieser Nacht in einer Baracke auf unserem Grundstück, und Mutter blieb im Haus meiner Schwester. Erst am Morgen fielen uns nach und nach die Dinge ein, denen wir am meisten nachtrauerten — meinem Verlobungsring, einigen sehr alten De-Courcy-Ringen, einer Anzahl von Gegenständen aus dem Familienbesitz und Bildern, über siebenhundert Büchern und sechzig Hochzeitsgeschenken, welche wir, mangels Platz, noch nicht einmal ausgepackt hatten.
Es gibt angenehmere Dinge, als eines Morgens aufzuwachen und erkennen zu müssen, daß man viele und wertvolle Dinge besessen hat und nun nur noch ein wenig Bettzeug und ein Ehering davon übriggeblieben sind. Doch es führte dennoch zu einem Ergebnis: Seither legte ich niemals mehr viel Wert auf materiellen Besitz. Ob das gut oder schlecht ist, weiß ich nicht; doch steht fest, daß es mein Leben wesentlich unkomplizierter machte.
Nun, als nächstes erhob sich für uns das schwierige Problem, ein neues Haus zu bauen. In unserem Optimismus, in unserem festen Glauben, es würde schon nichts passieren, hatten wir unseren gesamten Besitz nur mit zweihundert Pfund versichert, und was wir an Bargeld zur Verfügung hatten, war lächerlich wenig. Den Sommer über kampierten wir in der Baracke, die Walter für unsere gelegentlichen Helfer gebaut hatte und an die er nun noch einen Raum anfügte, wozu er das vom Brand übriggebliebene Blech verwendete. Es war voller Nagellöcher, und manchmal träumte ich, daß ich in einem Sieb schliefe.
Walter machte sich sofort an die Arbeit, Bauholz und Zimmerleute für den Bau eines neuen Hauses heranzuschaffen. Die Sägemühle befand sich in Oparau, am gegenüberliegenden Ufer eines ziemlich reißenden Flusses, und er mußte viele Abenteuer mit einem uralten Pferdekarren und einer Anzahl untrainierter Pferde überstehen. Ich bekam allerdings nur selten davon zu hören, weil ich gerade damals mein erstes Kind erwartete und man bemüht war, mir soviel wie möglich von den unausbleiblichen Sorgen zu ersparen. Dennoch erinnere ich mich noch deutlich Alans Bemerkung, als sie nach einem langen und ermüdenden Tag heimkehrten. Der Pferdekarren war mitten im Fluß umgefallen, und sie mußten ihn unter den schwierigsten Umständen wieder laden.
»Und wenn du wüßtest, was es heißt, in einem reißenden Fluß mit scharfkantigen Steinen, dazu noch barfuß und mit solch zarten Füßen wie meinen, das Gleichgewicht zu halten, dann würdest du aufhören zu lachen, und ein kleines bißchen Mitgefühl zeigen.«
Schließlich war das neue Haus gebaut, und zwar für einen so unglaublich niedrigen Preis, daß ich es heutzutage nicht zu gestehen wage. Es war die Zeit der Arbeitslosigkeit; wir hatten zwei arbeitslose Bauschreiner gefunden, die nur zu glücklich über diesen Job waren. Beide waren tüchtige, fleißige Leute, und das Ergebnis war ein sehr hübsches Haus, mit einer langen Veranda, die die gesamte Frontseite entlanglief und eine zauberhafte Aussicht gewährte. Es gab ein geräumiges Wohnzimmer mit einem großzügigen offenen Kamin, der garantiert nicht Feuer fangen konnte. Dazu noch drei Schlafzimmer, ein kleines Eßzimmer und eine gemütliche und praktische Küche und, nicht zu vergessen, ein richtiges Badezimmer. Keine Waschküche, weil ich mich immer noch damit zufriedengab, im Freien in einer galvanisierten Kupferwanne zu waschen. Heutzutage, im Zeitalter der Waschmaschine, muß sich das schrecklich primitiv anhören, aber vor achtundvierzig Jahren waren wir recht anspruchslos.
Das Haus war kaum fertiggestellt, als im Herbst das zweite und vielleicht vom materiellen Gesichtspunkt schwerwiegendere Unglück hereinbrach. Ein grauenhaftes Buschfeuer raste vom Süden heran. Für mich blieb es ein unvergeßliches Erlebnis. Nur wer es selbst erlebt hat, kann sich vorstellen, welch wahnsinnige Geschwindigkeit und Wildheit ein Brand entwickelt, der von einem Sturm durch Buschland getrieben wird, und nur er kann die entsetzliche Hilflosigkeit der Menschen dort verstehen.
Es kam ohne jede Warnung, nach einem ungewöhnlich trockenen Herbst. David, mein Schwager, war nicht da, und ich erwartete in etwa vierzehn Tagen mein erstes Kind. Wir saßen beim Abendbrot, des Feuerscheins am Horizont wohl gewahr, aber ohne die geringste Befürchtung, daß es uns direkt betreffen könnte. Es war
Weitere Kostenlose Bücher