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Das waren schöne Zeiten

Das waren schöne Zeiten

Titel: Das waren schöne Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Friedensrichter.
    »K. ist in Ordnung. Er mag Sie und ist Ihnen verpflichtet. Der andere ist ziemlich beeinflußbar. Ihn kann man überreden.«
    Und genau so verlief es auch. Ich erinnere mich noch an die Entrüstung des einzigen Rechtsanwalts im Gerichtssaal, der als Vertreter des Klägers erschienen war. »Haarspalterei ist das! Wie hätte denn diese Frau ein noch nicht zugerittenes Pferd offiziell vorführen und es ihrem Sohn in aller Form übergeben können! Ich vertraue darauf, daß das Gericht sich durch einen derart erbärmlichen Einwand nicht beeinflussen läßt.«
    Aber das Gericht ließ sich beeinflussen, ganz besonders durch den ehrfurchteinflößenden riesigen Wälzer, den uns X geborgt hatte. Eine ziemlich peinliche Unterbrechung entstand, als das Mädchen, dem ich in der Zwischenzeit mein Baby anvertraut hatte, mit dem brüllenden Kind an der Tür zum Gerichtssaal erschien und laut vernehmlich erklärte, sie sei am Ende ihrer Weisheit angelangt. Ich entschuldigte mich hastig und unterbrach meine Zeugenaussage. Der Richter lächelte nachsichtig und ließ augenblicklich die Sitzung unterbrechen, bis ich mein Baby beruhigt hatte und wieder zurückkommen konnte. Am Ende wurde die Klage zurückgewiesen.
    Wie die Episode nun weiterging, war charakteristisch für Kawhia vor vierzig Jahren. Während der Gerichtsverhandlung gelangte Walter zu der Überzeugung, daß das Pferd tatsächlich dem Sohn dieser Frau und nicht deren skrupellosem Ehemann gehört hatte. Zudem gewann er noch den Eindruck, daß sie offenbar an dem Pferd hing. Überflüssig zu erwähnen, daß der wirklich Schuldige es vorgezogen hatte, sich genau zu diesem Zeitpunkt ein paar Urlaubstage zu nehmen. Seine Frau aber war ziemlich bedrückt über den Verlust. Unter diesen Umständen fanden wir es unmöglich, auch nur daran zu denken, das Pferd zu behalten. Mit Bedauern bot ihr Walter an, es ihr zu überlassen, und sie zahlte nur zu gerne zurück, was er bei diesem unglückseligen Handel investiert hatte. Jedermann schied mit gegenseitigen Versicherungen von Hochachtung und Freundschaft, obwohl Walter doch noch gelegentlich von dem prima Pferd redete, das er verloren hatte.
    Dieses Buch ist alles andere als chronologisch, in der Hauptsache, weil ich es angenehmer finde, über die erfreulichen Seiten meines Lebens zu berichten, als über seine Tragödien. Von zweien davon muß ich aber erzählen, weil sie es waren, die endgültig alle Anstrengungen Walters, Strathallan rentabel zu machen, zum Scheitern brachten. Beide wurden durch Feuer verursacht.
    Die erste Katastrophe ereignete sich 1917, noch ehe wir Kinder hatten und als wir bereits seit drei Jahren in unserem kleinen, reizenden Buschhaus lebten. Es war in der Nacht meines Geburtstages, und meine Schwester und ihr Mann verbrachten den Abend mit uns. Wir hatten erst kürzlich ein Grammophon erstanden; es stammte aus einem Gewinn beim Pferderennen in Gisborne, zu dem wir gingen, als wir die Familie meines Mannes besuchten. Wir waren fürchterlich stolz darauf und hörten alle begeistert zu. Die Männer rauchten, was wahrscheinlich schuld daran war, daß wir nicht eher den Brandgeruch wahrnahmen. Plötzlich barst eine Fensterscheibe in der Küche. Wir liefen und rissen die Tür zu diesem langen Verbindungsflur auf, den Walter gebaut hatte. Der rückwärtige Teil des Hauses war bereits ein einziges Inferno von Flammen und Rauch. Sinnlos, den Versuch zu unternehmen, von dort noch etwas zu retten, und kaum noch möglich, aus den vorderen Räumen etwas ins Freie zu befördern. Einer von uns half Mutter, ins Freie zu gelangen. Meine Schwester und ich taten unser Bestes, wenigstens ein bißchen Bettzeug in Sicherheit zu bringen. Walter ging gelassen in den Sattelschuppen, der ganz dicht neben dem Haus stand, und kam mit einem Pulverfäßchen auf der Schulter wieder heraus. Wir hatten das Pulver zum Sprengen der riesigen Baumstümpfe auf den Weiden verwendet, und es hatte eine enorme Zerstörungskraft bewiesen. Ich warf ihm einen entsetzten Blick nach und fuhr fort, Decken durch die Fenster ins Freie zu werfen. Natürlich hielt ich mich nicht damit auf, sie zu öffnen, sondern schlug kurzerhand die Scheiben ein. Tim, die es sah, bemerkte sanft, aber tadelnd: »Versuch doch ein bißchen vorsichtiger zu sein, meine Liebe!« Da mußte ich sogar in diesem Moment lächeln.
    Das Haus, ausschließlich aus Ruberoid und Holz gebaut, lag innerhalb von zehn Minuten in Schutt und Asche. Es ist ein herzzerreißendes

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