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Das waren schöne Zeiten

Das waren schöne Zeiten

Titel: Das waren schöne Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Sehnsucht, sie wiederzusehen, daß ich buchstäblich krank davon wurde. Eine Nichte brachte sie von Gisborne. Als ich sie am Dampfer abholte, schrie mein kleiner Sohn, der immer so treu an >Mummy< hing, beim Anblick dieser Fremden. Jeder, der mit Kindern zu tun hat, würde von so etwas nicht besonders überrascht sein — aber für mich war es eine schlimme Enttäuschung. Immerhin — noch im Lauf dieses ersten Nachmittags, als er aus dem Schlaf erwachte, streckte er seine Arme nach mir aus und sagte >Mummy<, und alles war wieder gut.
    Mit unserer Milchwirtschaft hatten wir nicht viel Erfolg. Weder das Land noch das Klima waren günstig, und wir experimentierten die ganze Zeit. Heute gibt es im Oparau-Tal viele gut geführte und einträgliche Milchfarmen; doch die meisten davon liegen nicht so hoch und werden von Farmern geleitet, die auf diesem speziellen Gebiet erfahren sind, und das Land ist nun stark gedüngt. Kurz, es stellte sich bald heraus, daß Milchwirtschaft, trotz des Trostes eines monatlichen Schecks, nicht die Lösung für unsere Probleme sein würde.
    Zu dieser Zeit kehrte mein Bruder aus Australien zurück, wo er inzwischen Professor für Geologie an der Universität geworden war. Er kam, um uns zu besuchen, aber mehr noch, um Mutter wiederzusehen. Sie hatte einmal die lange Seereise zu ihm nach Perth unternommen; aber inzwischen war sie gesundheitlich so geschwächt, daß eine solch weite Reise für sie nicht mehr möglich war, weshalb Edward seine zweite Frau und seine zwei kleinen Kinder mitbrachte, damit wir sie kennenlernten. Wieder einmal war nun unser kleines Haus bis zum Dach vollgestopft mit Gästen, weshalb Walter und ich draußen im Zelt schliefen. Während ihres Aufenthaltes fuhren mein Bruder und seine Frau nach Wellington, um einen wissenschaftlichen Kongreß zu besuchen, und ich blieb mit vier Kindern, alle noch unter vier Jahren, allein. Glücklicherweise half mir eine Zwölfjährige aus der Nachbarschaft, und Mutter stand mir wie immer nach Kräften bei. Doch wenn man morgens und abends im Melkschuppen arbeiten und dann noch vier kleine Kinder baden und füttern mußte, wußte man am Abend, was man getan hatte.
    Trotzdem war es wunderbar, Edward nach all den Jahren wiederzusehen, zu wissen, daß er wieder glücklich war, und die Bekanntschaft seiner zweiten Frau und seiner kleinen Buben zu machen. Während dieses Besuches entstand zwischen Walter und meinem Bruder eine feste Freundschaft, die uns später noch zustatten kommen sollte. Der Monat ging viel zu schnell vorbei, und der Abschied fiel schwer — am meisten meiner Mutter, die gefühlt haben mußte, daß sie ihren einzigen Sohn wohl kaum noch wiedersehen würde.
    Bald nach ihrer Abreise entschieden wir, daß wir unbedingt dauernde Hilfe brauchten — entweder im Haus oder im Melkschuppen. Eine Weile sprang ein Neffe Walters ein, der uns eine große Hilfe und Unterstützung war; aber nachdem auch er uns wieder verlassen hatte, sahen wir ein, daß es unmöglich für mich war, das Haus in Ordnung zu halten, mich um die Kinder zu kümmern und Mutter zu versorgen, die immer hinfälliger wurde, und außerdem noch bei der Arbeit auf der Farm zu helfen. Damals nahmen wir ein Mädchen zu uns, das zum Teil Maoriblut hatte. Schon ein Jahr später kam auch ihre Schwester. Sie blieben viele Jahre bei uns und wurden unsere sehr lieben und guten Freunde. Ich weiß nicht, was wir ohne ihre Hilfe getan hätten. Keine Arbeit war ihnen zu schwer oder zu unangenehm, und sie hingen mit zärtlicher Liebe an den Kindern. Als sie zu uns kamen, hatten sie keinen blassen Dunst von Hausarbeit; doch, wie Walter sagte: »Sie mögen ja ihre Schwächen haben, aber man kann sich absolut auf ihre Treue verlassen. Ich bin sicher, wenn das Haus Feuer fangen würde und eines der Kinder wäre drinnen, würden sie es herausholen, selbst wenn sie wüßten, sie müßten es mit dem Leben bezahlen.« Und was spielte es schließlich in einem Leben wie dem unseren für eine Rolle, wenn gelegentlich im Haushalt etwas schiefging? Sie gaben uns ihre Freundschaft und ihre selbstlose Dienstleistung, und das war es, worauf es ankam. Beide Mädchen heirateten nacheinander von unserem Haus weg; die ältere vier Jahre, nachdem sie zu uns gekommen war, und die jüngere vier Jahre später.
    Im Juli 1926, als die ältere der Schwestern erst ein paar Monate bei uns lebte, starb meine Mutter. Das ist eine Tragödie, die ich zu vergessen versuche. Es war mitten im Winter; der Arzt

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