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Das waren schöne Zeiten

Das waren schöne Zeiten

Titel: Das waren schöne Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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hatte noch nicht einmal zugesehen, wenn eine Kuh gemolken wurde; trotzdem kam ich schließlich nach scharfem Nachdenken dahinter, daß ich die falschen Beine zusammengebunden hatte. Ich korrigierte meinen Fehler, und ausgenommen meinem Mann habe ich es bis heute niemandem eingestanden.
    Er hörte sich die traurige Geschichte, wie immer, mit echtem Mitgefühl an, und sagte nur: »Nun, du hast auf jeden Fall Schneid bewiesen.« Tief in seinem Herzen muß er bestimmt gedacht haben, daß ein bißchen weniger Schneid und mehr gesunder Menschenverstand besser gewesen wären.
    Ich brauchte eine und eine Viertelstunde dazu, diese beiden Kühe zu melken, und meine Arme taten mir die ganze Nacht weh. Aber ich hatte es geschafft, und ich war fest entschlossen, weiterzumachen. Das war gut, denn nach nicht allzu langer Zeit beteiligten wir uns an einer Auktion in Waikato, und als wir, nicht gerade überschäumend glücklich, nach Hause ritten, folgte uns eine Herde von fünfunddreißig Kühen. Sie sollten in Bälde kalben, weshalb schnellstens ein Melkschuppen errichtet werden mußte. Wir bestellten einen Bauschreiner und Melkmaschinen. Natürlich verzögerte sich alles, wie immer, worauf die Kühe jedoch keine Rücksicht nahmen, sondern mit unerbittlicher Pünktlichkeit kalbten. In wenigen Wochen schon melkte ich dreißig Kühe mit der Hand, unterstützt von der Tochter eines Nachbarn, die mir freundlicherweise zu Hilfe kam.
    Walter haßte es, mich bei dieser Arbeit zu sehen, denn inzwischen waren unsere Kinder dreieinhalb und knapp zwei Jahre alt. Doch wie immer, sprang Mutter ein und behielt die beiden, so gut es ging, im Auge. Ich kann mich nicht erinnern, daß sie auch nur ein einziges Mal während all dieser merkwürdigen Episoden Erstaunen oder gar Bedauern über irgendeinen dieser seltsamen Jobs zeigte, die ich übernahm. Es hätte sich außerdem nicht vermeiden lassen, daß ich half, denn Walter, zutiefst bekümmert über die Situation und an die Arbeit des Melkens nicht gewöhnt, holte sich eine schwere Nervenentzündung. Trotzdem arbeitete er weiter; doch die Schmerzen ließen ihn keine Nacht schlafen.
    Meine Plackerei in dem improvisierten und sehr schlammigen Pferch, in dem wir vorerst die Kühe molken, gefiel ihm gar nicht. Ich jedoch war im geheimen fürchterlich stolz auf meine Tüchtigkeit. Für eine Frau, die nie zuvor in ihrem Leben einen Melkeimer angerührt hatte, war es wirklich nicht schlecht, zehn Kühe hintereinander mit der Hand zu melken. Allerdings blieb es dabei, daß ich meine unsinnige Angst nie ganz überwand. Es ärgerte mich um so mehr, als ich sehr wohl wußte, daß mir lediglich die Nerven einen Streich spielten, denn eine Kuh kann unter solchen Umständen wirklich nicht viel Schaden anrichten. Aber ich haßte die plötzlichen und heftigen Bewegungen und die Hinterhältigkeit, mit der sie immer wieder versuchten, einen zu stoßen. Eine alte, ganz besonders ausgezeichnete Milchkuh, die uns ein Freund geliehen hatte, brachte es doch jedesmal fertig, mir irgendwie noch einen Stoß zu versetzen, bevor sie blitzartig rückwärts aus dem improvisierten Stand hinausschoß. Jedesmal glaubte ich die Sache wenigstens einmal unbeschadet überstehen zu können, aber es gelang mir nie.
    Ein weiteres Problem war der Abtransport des Rahms. Keines der Molkereifuhrwerke kam in die Nähe unserer Farm, und die Molkereifabrik in Oparau hatte ihren Betrieb eingestellt. Meine Schwester und David waren ebenso knapp mit dem Geld wie wir und hatten sich inzwischen auch Milchkühe angeschafft, weshalb Tim und ich uns bereit erklärten, den Rahm den halben Weg die Pekanui hinunter zu dem Haus zu bringen, in dem der Kutscher des Molkereifuhrwerks wohnte. Es waren das alles zusammen so an die sechs Meilen, wovon zwei geschottert und vier purer Schlamm waren. Die Kannen waren in Tragen zu beiden Seiten eines Packpferdes untergebracht, und wir kamen die steile Buschstraße hinunter nur langsam vorwärts. Der Rückweg war dann lustiger, denn nun rannte das von seiner Last befreite Packpferd der heimatlichen Koppel zu, und wir galoppierten munter hinterdrein, wenn die Straße zufällig einmal trocken war. Meistens war sie es jedoch nicht, weshalb wir beide diesen Job von Herzen verabscheuten.
    Es muß etwa in dieser Zeit gewesen sein, daß meine Schwester und ich das Amt des Postboten übernahmen, mit der Verpflichtung, auf einer Gesamtstrecke von zehn Meilen zwischen Oparau bis zum Hügelkamm hinauf, also noch zwei Meilen

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