Das waren schöne Zeiten
eine große Apfelplantage besaßen, und erfuhren alles über die Schwierigkeit, Arbeitskräfte zu finden, über die unaufhörliche harte Plackerei, welche der Mangel an Arbeitskräften zur Folge hat. Endlich fuhren wir wieder nach Perth zurück und machten uns nun ernsthaft daran, die Vorbereitungen für die Auswanderung zu treffen.
Mein Bruder hatte noch zwei wissenschaftliche Schriften für die Royal Society abzuschließen, ehe er wegging; während er daran arbeitete, sah ich mich plötzlich unbeschäftigt. Ich bekam ein bißchen Heimweh nach meiner Familie, nach meinen zwei kleinen Enkelkindern und nach der Tochter, die nun bald wieder ein Kind bekommen sollte. Ich weiß noch, wie ich am Ufer des reizvollen Swan-Flusses in der Frühlingssonne saß und mir vorzustellen versuchte, was sie nun gerade alle treiben mochten. Dann stand ich abrupt auf und sagte zu mir selbst: »Sitz nicht herum und laß den Kopf hängen. Tu etwas! Schreib endlich das Buch, das du schon dauernd schreiben wolltest. Jetzt kannst du dich nicht darauf hinausreden, du hättest keine Zeit dazu.«
Ich ging nach Hause und begann noch am selben Abend >Frühstück um Sechs<.
Das Manuskript war noch vor meiner Abreise aus Perth beendet, denn ich pflege schnell zu arbeiten — wieder >diese fatale Leichtigkeit< — , aber erst nach meiner Heimkehr tippte ich es ins reine. Ich machte die Reise getrennt von meinem Bruder, weil dieser mit seinem Sohn über Land fuhr, während ich nach Sydney flog, dort eine angenehme Woche im Hotel wohnte und meine Tage gemeinsam mit einer Freundin verbrachte, die ich in Neuseeland kennengelernt hatte und die mir das Leben in Sydney von so unglaublich vielen Seiten zeigte, wie es nur jemand tun kann, der viele Jahre in dieser Stadt gelebt hat.
Meine Heimkehr war genauso, wie ich sie mir erträumt hatte, sogar noch schöner, weil nun kein schwerer Abschied von meinem Bruder, der bald folgen würde, auf mir lastete. Ich hatte vor meiner Abreise meinen Wagen verkauft, und nun erwartete mich ein neuer in Hamilton. Walter konnte Autos nicht leiden und hatte sich immer geweigert, fahren zu lernen. Inzwischen war sein Gehör zu schlecht, um es nachzuholen, doch während meiner Abwesenheit war Jenny, die einen Wagen besaß, die meiste Zeit bei ihm geblieben.
Ich holte also meinen brandneuen Wagen in Hamilton ab und kam mir geradezu großartig vor. Die Zeiten, wo wir uns mühsam die Pekanui hinaufgewürgt hatten, immer in Sorge, Jezebel könnte jeden Moment ihren Geist aufgeben, waren nun endgültig vorbei.
Ich hatte es mir ausgebeten, auf diese Weise heimzukehren, nicht abgeholt zu werden, sondern meine ganze Familie in unserem Haus im Busch vorzufinden. Es macht mir Spaß, sie von Zeit zu Zeit daran zu erinnern, daß es keineswegs ein Mitglied der liebenden Familie war, welches mich zuerst begrüßte, sondern ein zwölfjähriges Schaf, das wir als Haustier hielten. Es war das reizendste Schaf, das ich je kannte, und auch das häßlichste. Ich hatte es mit der Flasche großgezogen; seither hing es zärtlich an mir. Es muß einen Rekord aufgestellt haben, zumindest für ein Hausschaf, denn es lebte fünfzehn Jahre und bekam jedes Jahr Zwillinge, ausgenommen einmal, als es den Kopf verlor und Drillinge warf. Walter, der es heimlich liebte, tat immer fürchterlich beschämt über sein Aussehen. Er behauptete, es sähe aus wie eine altmodische Wäschemangel und sei nur darauf aus, gerade dann sich in den Vordergrund zu drängen, wenn jemand kam, um sich seine Zucht anzusehen. In dieser dunklen Nacht hörte es wohl meinen Signalruf, als ich mich dem Gatter näherte, und kam mit einem begeisterten >Mäh-mäh-mäh< zum Zaun gelaufen.
Mein Bruder traf etwa einen Monat später ein. Wieder begann damit für uns ein neuer Lebensabschnitt. Trotz unserer heftigen Proteste bestand er darauf, einen großen Raum eigenhändig zu bauen. Es sollte ein Anbau — ich beleidigte ihn, indem ich es einen Auswuchs nannte — an sein Schlafzimmer sein, in dem er alle seine Bücher unterzubringen gedachte und das er als Studio gebrauchen wollte. Es hatte den Vorteil eines eigenen Einganges, der vor allem als Ausgang dienen sollte und diente, wenn er vor Besuchern zu flüchten wünschte. Der Vorschlag dazu stammte von Walter, der von der gleichen Annehmlichkeit unseres Schlafzimmers nur zu gern Gebrauch machte.
Wir versuchten meinen Bruder zu überreden, einen richtigen Handwerker für diese Arbeit zu engagieren, aber er bestand darauf, daß dies
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