Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)
sagte sie. »Darum bin ich also hier, ja?«
Ihr Vater ignorierte ihren Einwurf und nickte Gästen zu, die gerade herübersahen.
»Du willst, dass Bruce Jansen während der Vorwahl übermorgen hier wohnt, stimmt’s?«
»Nein.«
»Nein? Was denn dann?«
»Nichts.«
»Ach, komm! Jetzt sag schon!«
»Nein, er soll nicht hier wohnen, jedenfalls noch nicht. Aber ich möchte dich bitten, Einfluss darauf zu nehmen, dass er seinen Wahlsieg im November bei mir feiert. Hier im Splendor Resort Hotel & Conference Center. Wär das nicht schick, Doggie?« Er neigte den Kopf und strahlte sie an, aber damit wickelte er sie nicht ein. Nicht mehr.
»Du spinnst ja wohl! Und wie kommst du dazu, von seinem Sieg zu sprechen? Erst mal müssten wir ja noch beim Nominierungsparteitag gewinnen. Und dann müssen wir gegen den Bruder eines trotz allem ziemlich beliebten Präsidenten antreten, schon vergessen? Und überhaupt: Du bist der reaktionärste, stockkonservativste Republikaner in ganz Amerika, Dad. Wie kommst du dazu, so etwas vorzuschlagen? Du würdest dir doch bereitwillig einen Arm brechen lassen, wenn das verhindern könnte, dass Jansen Präsident wird.«
Ihr Vater lächelte. »Ist dir noch gar nicht aufgefallen, dass dein großes Vorbild gerade über das Land fegt wie ein Buschfeuer? Er und seine schöne Frau und jetzt auch noch der kleine Teufelsbraten in ihrem Bauch?« Er grinste. »Nein, mein Schatz, Demokrat hin oder her, ab sofort ist Jansen mein Mann!«
Sie schob ihren Stuhl zurück. »Mir wird schlecht von deinem Opportunismus.«
»Halt, Dorothy, einen Moment bitte. Hör mir zu.«
Jetzt zog er wirklich alle Register. Wann hatte er sie zuletzt Dorothy genannt?
Er lehnte sich über den Tisch und nahm ihre Hand. »Jansen ist in Ordnung, Doggie. Ja, mir passen weder seine Ansichten noch seine Politik noch seine Visage noch seine hirnrissigen Argumente. Und ich sehe jede Menge Lug und Betrug in seinem Blick. Meiner Meinung nach ist auf den Mann kein Verlass. Er ist wie ein aktiver Vulkan. Aber seine Frau ist einfach bezaubernd, und er wird die Wahl mit ihrer Hilfe und der des Kindes gewinnen, aber auch mit Hilfe seiner großartigen Mitarbeiter, und du bist eine von ihnen, mein Kind.« Er tätschelte ihre Hand. »Darum ist er in Ordnung. Wenn du sagst, dass er dein Mann ist, dann ist er auch mein Mann. Basta.«
Eine derartige Kehrtwende hatte Doggie noch nie erlebt. Sie konnte es nicht begreifen. »Das ist doch Wahnsinn, Dad. Hast du die Publicity wirklich nötig? Warum kannst du dich nicht mit den fünfzehn Hotels zufriedengeben, die du bereits hast?Das viele Geld, das du angehäuft hast, kannst du doch nie im Leben ausgeben, selbst wenn du hundert Jahre alt wirst!«
Er lachte. »Es soll ja auch noch was für dich und deine Mutter übrig bleiben, oder?«
»Jetzt mach aber mal ’nen Punkt. Du führst doch irgendetwas im Schilde, und das gefällt mir gar nicht. Und lass gefälligst Mum aus dem Spiel, das würde sie sich auch verbitten.« Sie schüttelte seine Hand ab.
»Sieh dich doch mal um! Ist das nicht ein schönes Hotel?« Mit einer ausladenden Geste deutete er zu den pompösen, glitzernden Kronleuchtern und dem exklusiven Publikum. Schon wieder redete er um den heißen Brei. Wie sie das hasste.
»Hier in Senator Jansens eigenem kleinen Bundesstaat am Meer – könnte es einen besseren Ort geben, an dem ihr das Wahlergebnis erfahren und damit die Früchte eurer jahrelangen harten Arbeit ernten könntet? Ich biete Jansen und seinem Stab an, kostenlos eine ganze Woche hier zu wohnen. Alles ist gratis, und der Secret Service, oder wer auch immer auf den Mann aufpasst, kann machen, was er will. Von mir aus können die morgen schon kommen. Siehst du es denn nicht auch schon vor dir, Dorothy? Der zukünftige Präsident der USA wird in seinem Heimatstaat in dieser Lobby stehen, die Freiheitsstatue im Hintergrund, und seine Rede wird in die ganze Welt übertragen werden. Gibt es einen passenderen Rahmen?«
»Du bist echt schräg, Dad.« Sie sah sein schiefes Lächeln, schüttelte den Kopf und musste unwillkürlich zurücklächeln. Geschäft und Politik gewinnbringend vereinen: Darin war ihr Vater wirklich unschlagbar.
Dann wechselte er das Thema. Noch so eine Spezialität von ihm. »So, meine Süße, und jetzt erzähl mal: Was macht die Liebe?«
Sie zuckte die Achseln. Die Liebe machte natürlich immer ein bisschen was, aber nichts, wovon sie ihrem Vater erzählen wollte.
»Was ist mit diesem Wesley, von dem du
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