Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)
früher immer so viel geredet hast? Wird das jetzt bald mal was mit euch beiden?«
Sie gab ihm einen Klaps auf die Hand. Seine Geschäftsmann-Gene mochten ein bisschen dominant und seine politischen Ansichten grundverschieden von ihren sein, aber abgesehen davon war ihr Vater wirklich in Ordnung.
»Das musst du ihn schon selbst fragen, Dad. Er hat ziemlich viel um die Ohren.«
Nach dem Essen mit ihrem Vater war sie ein paar Bahnen im Pool geschwommen, dann hatte sie sich auf ihren Balkon gesetzt, die Haare in der leichten Brise trocknen lassen und den funkelnden Sternenhimmel genossen. Als das Telefon klingelte, war Doggie ganz weit weg. Träge nahm sie ab. Wenn ihr Vater die Abmachung mit einem Drink besiegeln wollte, würde sie ablehnen. Sie hatte keine Lust, sich mit ihm an die Bar zu setzen. Sie hatte ihm versprochen, seine Einladung an Thomas Sunderland weiterzuleiten, das musste reichen. Jetzt wollte sie einfach nur ihre Ruhe haben und schlafen.
Doch die vertraute Stimme am anderen Ende war nicht die ihres Vaters, sondern die von Wesley Barefoot. Seit wann rief Wesley sie außerhalb der Arbeitszeit an? Man hätte meinen können, er hätte die Frage ihres Vaters gehört.
»Hallo, Doggie. Störe ich?«
Leicht verärgert bemerkte sie, dass sie die Luft anhielt.
»Hast du schon von den Meinungsumfragen heute gehört?«, sprach er weiter.
Ganz schön lahme Eröffnung. Natürlich war sie konstant im Bilde über sämtliche Meinungsumfragen, und das wusste er genau. »Nein, ich fahre nicht noch heute Abend nach Richmond, falls es das ist, wozu du mich bewegen willst«, sagte sie. »Ich habe frei, Wesley. Ich muss dringend mal ausschlafen. Das kann doch wohl bis morgen warten, oder? Ich möchte wenigstens dieses eine Mal …«
»Psch!«, machte er.
Sie hielt inne.
»Ich bin heute in der Sankt-Lukas-Kirche in Smithfield gewesen. Ist die süße kleine Dorothy da nicht getauft worden?«
Sie runzelte die Stirn. Worauf wollte er hinaus?
»Ganz schön beeindruckend. Die älteste erhaltene Kirche Amerikas. Neugotik, oder?«
Sie schüttelte den Kopf. »Wesley, du warst in der Kirche, weil Bruce und Mimi Jansen da geheiratet haben. Es gab extra einen Abendgottesdienst außer der Reihe, habe ich gehört. Tu nicht so, als würdest du dich für Neugotik interessieren oder dafür, wo ich getauft wurde. Also ehrlich.«
»Ich habe an dich gedacht.«
»O-kay …« Sie betonte die letzte Silbe und fixierte einen der hellsten Sterne. In einem schwachen Moment mochte das etwas Romantisches haben.
»Das war alles, was ich sagen wollte.«
»Ach?« Sie wartete einen Moment. »Und?«
Noch weiter konnte sie ihn nicht aus der Reserve locken, aber Doggie reichte das. Jetzt würden sie erst mal ganz normal weitermachen. Ein halbes Jahr lang würden sie gemeinsam sämtliche Kräfte in den Vorwahlkampf, die Nominierung und den Präsidentschaftswahlkampf stecken, und dann würden sie sich etwas näherkommen. Immerhin wusste sie jetzt, dass er sich noch immer für sie interessierte.
Am nächsten Morgen schlief Doggie aus. Das Zimmermädchen musste mehrfach anklopfen, bevor sie bereit war, sich der Welt zu stellen. Es war ziemlich kalt, aber Doggie blieb bei ihrer Absicht, ihre Mutter in Chesapeake zu besuchen und den restlichen Vormittag mit ihr auf der Veranda zu verbringen. In hässliche Decken gehüllt würden sie ein, zwei Stunden ihren Vater durch den Kakao ziehen. Doch bevor sie überhaupt richtig aufgestanden war, rief Wesley wieder an. Bruce Jansenund sein Gefolge würden noch vor Mittag in Richmond sein, und wenn sie sich um dreizehn Uhr alle im Büro des Gouverneurs versammelten, sollte Doggie dabei sein. Offenbar hatte es Drohungen gegen Jansen gegeben, und Sunderland wollte sein Team beisammen haben.
»Was für Drohungen?« Aber Wesley wusste auch nicht mehr. Sie verstand. Jansen und Sunderland hatten beschlossen, alle gleichzeitig zu informieren.
Sie packte ihren Koffer und fuhr mit dem Lastenaufzug hinunter in die Tiefgarage, um ihren schönen alten MG mit Speichenfelgen zu holen. Eisern hatte sie von ihrem nicht gerade üppigen Gehalt dafür gespart, und an die manuelle Gangschaltung ließ sie die jungen Hotelboys ganz bestimmt nicht ran.
Als sich die Aufzugtüren öffneten, stand Toby O’Neill direkt vor ihr in der Tiefgarage und grinste einfältig. Wie meistens war er unrasiert und trug einen grauen Kittel. Vermutlich wollte er gerade Papier in die Abfallpresse stopfen.
»Hallo, hallo, Miss Curtis, na, soll
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