Das Washington-Dekret: Thriller (German Edition)
wohl weitergehen, was?«
Zuerst wollte sie ihn wieder wegen des Namens korrigieren, aber dann nickte sie nur. Brachte ja doch nichts. Er wollte es einfach nicht lernen.
»Zurück zum Riesenarschloch, was?«
Sie ging an ihm vorbei.
»Zurück zu Arschloch Jansen und seinem Hurenweib, die ganz Amerika und die ganze Welt verarschen. Große Arschlöcher, die uns verarschen, was?«
Sie blieb stehen. »Was sagst du da, Toby?«
»Er ist ein Arschloch, und sein dreckiges Weib ist genau wie alle anderen Huren!«
Sie hätte dem Kerl eins in seine ungepflegte Visage hauen können. »Jetzt hör mir mal zu, Toby, ja? Ich möchte nicht, dass du in meiner Gegenwart solche Sachen sagst, okay? Woher hast du das bloß?«
Toby O’Neill rieb sich das Auge. Schwer zu sagen, ob er wirklich geistig zurückgeblieben war. Mal wirkte er ganz normal, mal wie ein sechsjähriges Kind. Und er war unberechenbar. Konnte in diesem Moment erschrocken zusammenzucken und im nächsten wütend aufbrausen. Sie bereute ihre Frage bereits und bewegte sich weiter auf ihr Auto zu.
»Das Arschloch hat Augen wie eine Eidechse und eine widerliche, gespaltene Zunge!«, hörte sie von hinten. »Wir hier unten trauen ihm nicht über den Weg, nein, wir Leute von hier trauen ihm nicht. Ihm nicht und seinem Hurenweib nicht und auch nicht seinem Teufelsbraten, dass Sie’s nur wissen!«
Sie drehte sich zu ihm um und legte ihm die Hand auf die Schulter. Er hatte Jansens ungeborenes Kind Teufelsbraten genannt. Genau wie ihr Vater am Tag zuvor. »Wer sind ›wir‹, Toby?«
Er lachte. »Na, Sie jedenfalls nicht! Ganz bestimmt nicht!«
»Hat mein Vater das alles gesagt, Toby?«
»Ihr Vater?« Er wirkte plötzlich wie eingefroren. »Ihr Vater sagt niemals irgendwas in der Richtung, nein.« Sein Blick richtete sich auf etwas hinter ihr, und sie drehte sich blitzschnell um. Zwei Meter von ihnen entfernt stand mit unheilvoller Miene ihr Vater. Was in aller Welt hatte er hier verloren? War er gerade mit dem Wagen gekommen? Sie hatte nichts gehört. Dann wandte sie sich wieder Toby zu. Er sah aus, als habe er Angst.
»Du redest zu viel, Toby«, sagte Doggies Vater und sah den kleinen, dünnen Mann wütend an. »Hör auf, solches Zeug über Doggies Arbeitgeber zu faseln, das wollen wir nicht hören, kapiert?«
Während sie auf der Interstate Richtung Norden fuhr, schwirrte Doggie der Kopf. Eine Minute nach eins betrat sie das Sekretariat des Gouverneurs im zweiten Stock.
Um einen riesigen Konferenztisch saß bereits der gesamteStab. Sie ließ sich auf den freien Stuhl neben Wesley fallen, der die Mitarbeiter als Erstes darüber informierte, was er der Presse bezüglich der Wahl am heutigen Tag mitgeteilt hatte. Dann lehnte er sich zu ihr herüber und fragte leise: »Na, ausgeschlafen?«
Sie brummte zustimmend.
»Du hast gesagt, Jansen hätte Drohungen erhalten. Weißt du, welcher Art?«
Wesley zeigte auf Thomas Sunderland, der im selben Moment den Raum betrat. Sunderland nickte ihnen allen kurz zu, dann setzte er sich.
»Um 10.05 Uhr hat die Polizei uns einen Hinweis gegeben, dass Drohungen gegen Senator Jansen geäußert wurden«, sagte er und sah die Anwesenden einzeln so durchdringend und ernst an, als hätten sie etwas zu verbergen.
Er sagte, die Polizei habe ihnen einen Hinweis gegeben, aber was genau bedeutete das? Doggie war gar nicht wohl. Nur mühsam gelang es ihr, die Bilder aus China zu unterdrücken.
Wesley bemerkte nicht, dass sie ihn ansah. Ob er ihr Gespräch von gestern schon vergessen hatte? Am liebsten hätte sie ihn jetzt berührt. Sie sah schräg nach hinten, wo Donald Beglaubter saß und ihr zuzwinkerte. Dann wandte sie sich wieder Thomas Sunderland zu. Er sah nicht gut aus. War wohl nicht sein bester Tag.
»Wir wissen noch nicht genau, was das alles bedeutet«, fuhr er fort, »genau aus diesem Grund aber sah ich mich gezwungen, Senator Jansen über die Verschärfung der Sicherheitsbestimmungen zu informieren. So, wie es aussieht, befinden wir uns nunmehr in Phase zwei des Wahlkampfes und damit in der Phase, in der wir alle uns als potentielle Repräsentanten einer zukünftigen Regierung betrachten müssen – und damit als potentielle Zielscheiben von bösartigen und hasserfüllten Menschen und von Verrückten. So leid mir das tut, aber so ist es nun mal.«
Sunderland nickte in Richtung der Tür, die einer der Sicherheitsbeamten des Gouverneurs soeben geöffnet hatte. Sechs ernst dreinblickende Männer in schwarzen Anzügen betraten
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